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Kevin Orgis: Wechsel in die IDM Superbike 2024 fix

Von Esther Babel
Team ORM

Team ORM

Sein privates ORM-Team will der Sieger der Pro Superstock 1000 auf der Messe in Leipzig vorstellen. Der Einstieg in Deutschlands Top-Klasse ist allerdings längst beschlossene Sache. Orgis bleibt BMW treu.

«Vom Debütanten zum Champion», so umschrieb Hersteller BMW in einem Interview den Erfolg von Kevin Orgis. «Dieses Kunststück gelang BMW Racer Kevin Orgis in der letzten Saison», geht es in der Post aus München weiter. Nach mehreren Jahren in spanischen Meisterschaften kehrte Kevin Orgis zur Saison 2023 in seine Heimat Deutschland zurück und trat mit seinem privaten ORM-Team in der Pro Superstock 1000 an, die im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) ausgetragen wird. Dass die BMW M 1000 RR und die Serie neu für ihn waren, schien überhaupt kein Problem für Orgis zu sein. In den zehn Saisonrennen sammelte er fünf Mal die maximale Punktzahl für den Sieg, nur einmal verpasste er das Podium als Fünfter. Der verdiente Lohn für diese Leistung: der Titel, den er sich beim Finale in Hockenheim sicherte.

War der vor der Saison das erklärte Ziel oder hättest du zunächst nicht damit gerechnet?

Kevin Orgis: «Da wir 2023 das erste Mal überhaupt in der Superbike-Kategorie und mit 1000-ccm-Motorrädern an den Start gegangen sind, war es auf jeden Fall erst einmal nicht das Ziel. Dazu kam noch, dass ich auf den meisten Strecken schon seit vielen Jahren nicht mehr gefahren bin und damit keine Erfahrung vorhanden war. Natürlich war unser Ziel, im Laufe der Saison vorn mitzufahren, aber wir waren dann doch überrascht, dass es zum Beispiel gleich im ersten Rennen auf dem Podium endete. Das war ein toller Start und vor allem die erste Hälfte der Saison war dann deutlich über den Erwartungen. Denn ich ging mit neuem Material an den Start, und wir waren auch als Team mehr oder weniger komplett neu aufgestellt. In den Jahren in Spanien haben wir mit einem spanischen Team zusammengearbeitet, und nun haben wir uns zum ersten Mal seit Langem wieder als Familienunternehmen wieder an die Sache herangewagt. Von daher war es eine Überraschung, dass es von Anfang an so gut funktioniert hat. An den letzten drei Veranstaltungen, wurde es dann unser Hauptziel, dass wir uns darauf konzentrieren, um den Titel zu kämpfen.»

So hat sich die Zielsetzung im Laufe der Saison von «vorn mitfahren» zu „«Titel holen» geändert?

«Ja. Wir hatten einen wirklich guten Start und haben uns danach das Ziel gesetzt, daran anzuknüpfen. Wir haben uns stetig verbessert und gleichzeitig auch versucht, das auf eine sichere Art und Weise zu machen und Risiken zu vermeiden. Ich hatte die ganze Saison über keinen einzigen Sturz, nur bei einem Gastspiel in der Superbike-Klasse. Es ist alles sehr gut gelaufen und wir können sehr zufrieden sein mit der Saison.»

Du hast das Familienteam angesprochen, wer gehört da alles dazu?

«Auf jeden Fall meine Mutter und mein Vater. Mein Vater als mein Manager und gleichzeitig auch als Teamchef. Wir haben natürlich schon einiges an Erfahrung, weil wir den Sport schon seit 2008 machen. Vor allem in den ersten Jahren ist man immer als Familie unterwegs und auf sich allein gestellt. Dadurch haben wir in unserer Karriere schon viele Erfahrungen sammeln können. Dann kam noch Lukas John als Mechaniker dazu, der eine Mechatroniker-Ausbildung in der Automobilbranche mitbringt und sich sehr schnell eingearbeitet hat. Ganz wichtig ist auch Nino Hofmann, mein Meister bei BMW Motorrad Chemnitz, wo ich meine Ausbildung mache. Er ist selbst Rennen gefahren und hat dadurch sehr viel Erfahrung in diesem Metier. Wir alle haben uns von Anfang an richtig super verstanden, und die Art, wie wir zusammengearbeitet haben, hat auf Anhieb super funktioniert. Wir wurden auch über das Jahr super effizient, was dazu geführt hat, dass wir unter den für uns neuen Bedingungen sehr gut zurechtgekommen sind.»

Gab es weitere Schlüssel zum Erfolg?

«Tatsächlich war noch etwas sehr wichtig: Ich hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Armpump zu kämpfen. Das hatte ich vor allem bei den ersten Events noch sehr akut, und wir haben es einfach nicht wegbekommen, obwohl wir alles versucht haben. Das Problem hat sich bis zur Mitte der Saison gezogen, bis Schleiz. Dann haben wir an der Rennstrecke von einer Physiotherapeutin den Tipp bekommen, dass wir unsere Ernährung ein bisschen anpassen können, um dem entgegenzuwirken. Und seitdem ist es einwandfrei. Ich konnte bei den letzten drei Veranstaltungen problemlos fahren. Das hat auch mental viel bewirkt, weil ich mich dadurch voll aufs Fahren konzentrieren konnte. Das war der entscheidende Punkt, der alles noch einmal entspannter gemacht hat.»

Du bist fünf Jahre lang in spanischen Meisterschaften gefahren. Was hast du dort gelernt?

«Auf jeden Fall haben ich dort gelernt, anders Rennen zu fahren, beziehungsweise generell anders Motorrad zu fahren. In Spanien wird deutlich rigoroser gefahren. Die Fahrer haben weniger Hemmungen. Und das sorgt dafür, dass man selbst beginnt, in unübersichtlichen und stressigen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren. Denn sonst würde man permanent durchdrehen. Das hat mir auch hier sehr geholfen, denn ich kann mich auf das ganze Drumherum konzentrieren, ohne immer überrascht zu werden, wenn jemand versucht, zu überholen, innen reinsticht oder Ähnliches. Das ist etwas, was man in Spanien sehr gut lernt, weil dort 30 andere Fahrer genauso ticken. Zudem haben wir dort das effiziente Arbeiten gelernt. Dadurch, dass man in dem Team auf die englische Sprache angewiesen ist, was von keinem dort die Muttersprache ist, mussten wir uns gezielter verständigen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Dadurch kann man effizienter arbeiten, weil man sich auf die großen und wichtigen Dinge konzentriert. Das hilft vor allem auch dann, wenn man in eine neue Situationen kommt, wie es bei uns in diesem Jahr der Fall war.»

Wie kam es dazu, dass ihr euch entschieden habt, in die 1000-ccm-Klasse einzusteigen und 2023 mit der BMW M 1000 RR im Pro Superstock 1000 Cup zu fahren?

«In Spanien bin ich die letzten vier von den fünf Jahren in der 600er-Klasse gefahren, und ein Aufstieg in die Moto2-EM oder -WM war einfach finanziell nicht machbar, weil die Kosten seit dem vergangenen Jahr enorm gestiegen sind. Dadurch war für uns klar, dass wir in die deutsche Szene zurückgehen und haben uns sehr darauf gefreut. Denn wir hatten das eigentlich schon länger vor, aber es hatte sich vorher nicht die Gelegenheit geboten. Dadurch, dass ich im vergangenen Jahr bei BMW Motorrad Chemnitz eine Ausbildung begonnen habe, kam eines zum anderen und es hat sich alles sehr gut zusammengefügt.»

Das technische Wissen, das du in deinem Beruf lernst, gibt dir sicher auch noch einmal einen anderen Blick, der im Rennsport hilft?

«Das war auch der Hauptgrund, warum ich die Ausbildung angefangen habe. In den Jahren in Spanien war es schwierig, das mit unter einen Hut zu bringen. In Deutschland sind die Reisezeiten kürzer, und die Veranstaltungen weniger zeitaufwendig. Das nutze ich, um mich technisch weiterzubilden, damit ich am Rennwochenende noch besser arbeiten kann. Es hilft mir enorm, die technische Seite auch noch zu verstehen. Das kann kein Nachteil sein. So ist die Entscheidung gefallen, und sie hat sich als sehr gut erwiesen.»

Wie lange hat es gedauert, bis du dich auf der BMW M 1000 RR richtig wohlgefühlt hast?

«Der erste Tag war noch schwierig, weil wir noch nicht so viel Ahnung von der ganzen Elektronik von BMW hatten. Doch einmal darüber geschlafen ging es am nächsten Tag dann fast wie von selbst und ab da war abzusehen, dass ich mit dem Motorrad ganz gut klarkomme.»

Die Planung für 2024 läuft bereits. Wir werden dich wieder auf der BMW M 1000 RR sehen – und zwar in der Superbike-Klasse der IDM...

«Ja, der Plan ist, es ähnlich wie diese Saison anzugehen. Wir haben so viel gelernt, dass wir der Meinung sind, dass wir gut dastehen und es auch in der Superbike-Klasse gut händeln können. Wir haben jetzt die ganzen Strecken kennengelernt und kennen uns auch mit dem Motorrad immer besser aus. Deshalb denken wir, dass wir ganz gut mithalten können. Außerdem werden wir das Motorrad noch an das Reglement anpassen und dadurch etwas verbessern, um den letzten Rest rauszuholen. Und dann versuchen wir, im nächsten Jahr mit unserem Familien-Privatteam in einer ähnlichen Aufstellung in der Superbike-Klasse an den Start zu gehen.»

Wie lautet deine Zielsetzung für die kommende Saison?

«Möglichst gut dazustehen. In der Superbike-Klasse auf einen Sieg zu gehen, das wäre definitiv zu ambitioniert. Man sollte ja realistisch bleiben. Ich denke, es wird nächstes Jahr nicht noch einmal passieren, dass ich als Debütant eine Saison gewinne. Aber ich habe dieses Jahr bei den Gaststarts schon gesehen, dass ich auf jeden Fall in die Top-10 fahren kann. Und wenn es dann bei einigen guten Rennen in Richtung Top-5 geht oder vielleicht zum Beispiel im Regen ein Podium drin ist, dann wären wir auf jeden Fall sehr zufrieden damit.» (Quelle:BMW)

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