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Karriere-Ende für Christian Ruppert und Ueli Wäfler

Von Rudi Hagen
Christian Ruppert/Ueli Wäfler (42), hier in Schleiz vor Remse/Mulholland, hören auf

Christian Ruppert/Ueli Wäfler (42), hier in Schleiz vor Remse/Mulholland, hören auf

Christian Ruppert und Ueli Wäfler haben überraschend das Ende ihrer Karriere bekanntgegeben. Das IDM-Gespann-Team „Fun42-Racing“ ist ab sofort Geschichte.

Das deutsch-schweizerische Gespann-Duo Christian Ruppert/Ueli Wäfler hat dem Rennsport adé gesagt. Schon in den beiden IDM-Rennen auf dem Lausitzring fehlte das Gespann mit der Startnummer 42, nachdem es in der Qualifikation noch dabei war. SPEEDWEEK.com fragte bei Christian Ruppert nach.

Christian, schade, dass ihr aufhört Rennen zu fahren. Wie kam es dazu?

Nun, es stand ja schon seit Beginn des Jahres fest, dass dies unsere letzte Rennsaison sein sollte, aber da hätte die so oft zitierte Renngöttin schon wirklich ein etwas besseres Drehbuch für uns zusammenstellen können.

Du meinst, dass es für euch in der IDM nicht so recht laufen wollte?

Ja, so erfolgreich die Gaststarts in der Sidecar-Trophy für uns waren, so zäh lief es bisher in der IDM. In Oschersleben konnte Ueli nicht und ich nicht in Zolder, und in Schleiz war die Madame, also unser Motorrad, etwas unpässlich und somit waren wir ziemlich gespannt, was denn nun der Lausitzring für uns bereit halten würde.

Und das war dann nichts Tolles, oder?

Nein, dass es so kommt, wie es nun gekommen ist, hatten wir sicher nicht auf unserer Liste.

Erzähle mal Genaueres.

Nach einer mehr als entspannten Anreise und einem genauso entspannten Donnerstag stand für Freitag früh um 8 Uhr bereits das erste Training auf dem Plan. Nachdem in Schleiz der Motor in niedrigen Drehzahlen nicht ordentlich lief, oben heraus aber sauber gezogen hatte, war hier nun plötzlich alles genau umgekehrt. Unten herum war alles top, aber ab zirka 9.000 Umdrehungen ging nichts mehr. Im Display hat es rot und orange geblinkt, alles, was nur aufleuchten kann, war aktiv und so war das Training schneller vorbei, als es angefangen hatte.

Habt ihr den Fehler nicht gefunden?

Nicht wirklich. Das Handbuch kannte den ausgelesenen Fehlercode nicht, im Internet stand auch nichts darüber und auch Roman Raschle vom Team Schnock, der uns bei Problemen stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, vielen Dank noch mal dafür, konnte damit nichts anfangen. In unserer leichten Verzweiflung haben wir die Zündkerzen und –spulen gewechselt und so gingen wir doch etwas angespannt ins zweite Training.

Da lief es dann aber nicht, wie man an den Zeiten gesehen hat.

Der Motor lief einwandfrei, daran lag es nicht, aber ich selbst war derart verkrampft, dass es mir wie eine furchtbare Gurkerei vorkam, denn ich bin nur gegen das Motorrad statt mit ihm gefahren, habe mich mehrfach verbremst und es war einfach nur eine Quälerei.

Nach fünf Runden seit ihr rausgefahren, warum?

Ich hörte so ein kleines Männchen im Hinterkopf, das da gerufen hat «brauchst und willst du das alles noch?». Ich habe mit Ueli gesprochen, dass ich ein gröberes «Kopfproblem» habe und nicht weiß, ob ich das ausblenden kann. Ueli, der im Normalfall von noch größerem sportlichen Ehrgeiz getrieben ist als ich, hat aber nur gemeint, ich solle mich nicht verrückt machen lassen. Wir sollten im Zeittraining einfach probieren, ob es wieder besser wird oder nicht.

Dann lief es ja auch wirklich etwas besser.

Aber gut war es noch lange nicht und Platz 10 war nicht wirklich das, was wir erwartet hatten. Nachdem es in der Nacht zum Samstag länger geregnet hatte, fuhren wir die zweite Quali mit Intermediates. Es lief nicht schlecht, aber an eine Verbesserung der Zeit vom Freitag war nicht zu denken. In der letzten Stunde vor dem Samstagsrennen gingen unsere Blicke in Richtung Himmel oder auf das Handy zum Regenradar. Es sah übel nach einem Regenrennen aus. Nach all den Problemen, die wir ohnehin schon hatten, wäre das noch die Krönung des Ganzen gewesen.

Warst du da mental noch in der trüben Stimmung des Vortages?

Ich gebe zu, meine Kopfprobleme waren immer noch da, aber ganz so schlimm wie noch am Freitag war es nicht mehr. Das dachte ich, aber als wir die Warm-up-Runde schon fast abgeschlossen hatten, rief das Männchen bei mir im Kopf plötzlich ganz laut «lass es gut sein». Ich bin dann in die Boxengasse abgebogen und mir war zu diesem Zeitpunkt klar, dass meine und unsere aktive Rennkarriere hier und jetzt und heute zu Ende geht. Es ging einfach nicht, der Druck war zu groß, der Spaß verflogen und die unterschwellige Angst, sich zum Schluss hin noch übel weh zu tun, war einfach zu stark.

Wie hat Ueli darauf reagiert?

Ich habe Ueli gesagt, was los ist, wir haben uns lange umarmt, das ganze Team lag sich in den Armen und es sind dicke Tränen gekullert. Gleichzeitig hat es sich aber so unendlich «richtig» angefühlt und es war, als hätte ich einen innerlichen Rucksack in die Ecke gestellt.

Ihr hattet ja vorher schon über euren Rückzug gesprochen, nicht wahr?

Ja, Ueli und ich hatten schon am Freitagabend ein längeres Gespräch geführt und erkannt, dass wir beide in den letzten Tagen ein sehr ähnliches Gefühl hatten. Jeder von uns betreibt Motorsport seit mehr als 30 Jahren, wir haben in dieser Zeit insgesamt sicher weit mehr als 300 Rennen bestritten und alles zum Glück halbwegs unbeschadet überstanden. Natürlich gab es Verletzungen, auch richtig üble, aber bis auf ein paar Schrauben und Platten sind es nur größere und kleinere Wehwehchen, die uns plagen, aber eben nichts Ernsthaftes und Dauerhaftes. Unabhängig voneinander hatten wir nun irgendwo im Hinterkopf ein Gefühl von «hoffentlich passiert jetzt zum Schluss nichts mehr». Die verbleibenden Rennen wären eher zum Krampf geworden, als dass wir dabei richtig Spaß gehabt hätten. Ueli und ich haben dann gemeinsam beschlossen, ab sofort keine Rennen mehr zu fahren.

Deine Frau Ursula hat auch eine Rolle bei der Entscheidung gespielt?

Natürlich, ich habe ihr schon vor langer Zeit versprochen, dass ich in dem Moment, in dem ich mich nicht mehr sicher fühle, aufhören werde. Dieser Moment kam in einer langgezogenen Rechtskurve am Lausitzring und jetzt ist es eben fertig mit der Rennerei. Es fühlt sich gut an, es fühlt sich richtig an und somit war es auch die einzig sinnvolle Entscheidung, in die Boxengasse abzubiegen.

Was ist mit Ueli?

Ich habe es Ueli schon oft gesagt und werde es ihm sicher noch oft sagen, dass ich nur durch ihn viel, viel mehr erreicht habe, als ich je zu hoffen gewagt hatte. Er hat mich an Rundenzeiten heran geführt, die ich nicht für möglich gehalten hatte. Wir können auf ein gemeinsames IDM-Podium, eine Pole-Position und vier Rennsiege zurückblicken. Uns verbindet inzwischen eine tiefe und ehrliche Freundschaft, die auch sicher weiterhin Bestand haben wird.

Sieht man euch jetzt bei den Rennen gar nicht mehr?

Doch, wir verschwinden ja nicht ganz von der Bildfläche. Wir fahren nach Assen und zum Hockenheimring, aber eben ohne Anhänger und Gespann. Und sollte sich die «Madame» nicht in einen neuen Besitzer verlieben, kann es gut sein, dass wir bei einer freien Trainingsveranstaltung hie und da auch wieder auftauchen. Aber ganz sicher ohne Renn- und Zeitendruck, einfach nur so zum Spaß. Wir sagen ja nicht «Schluss mit Motorsport» sondern «Schluss mit Rennen fahren».

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