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12h Sebring: Was beim Klassiker noch aufgefallen ist

Kolumne von Oliver Müller
SPEEDWEEK.com blickt zurück auf die 66. Ausgabe der 12 Stunden von Sebring. Hier konnte der Nissan DPi von Johannes van Overbeek, Pipo Derani und Nicolas Lapierre gewinnen. Doch auch Mazda zeigte eine gute Leistung.

Die 66. Ausgabe der 12 Stunden von Sebring ist nun also in den Geschichtsbüchern verewigt. Mit einem problemlosen Rennen siegten am Ende Johannes van Overbeek, Pipo Derani und Nicolas Lapierre im Nissan DPi vom Team ESM. Kurioserweise gab es dieses Jahr in Sebring nur ein Piloten-Gespann, das vollständig aus ehemaligen Siegern des Langstrecken-Klassikers in Zentral-Florida bestand. Und dabei handelte es sich auch noch tatsächlich um van Overbeek/Derani/Lapierre. Die beiden Erstgenannten triumphierten 2016 im Ligier-Honda. Lapierre lag 2011 im Peugeot LMP1 ganz vorne. Den letzten Nissan-Sieg in Sebring gab es übrigens 1994. Damals konnten Steve Millen, Johnny O’Connell und John Morton im 300ZX jubeln.

Beim ersten Saisonrennen in Daytona schien vieles darauf hinzuweisen, dass sich der übliche Charakter der IMSA-Rennen im Jahre 2018 verändern würde. Normalerweise sind die Läufe im Amerika von vielen Gelbphasen geprägt, die das Feld immer wieder zusammenrücken lassen. Daytona sah jedoch nur vier 'Full-Corse-Yellows'. Somit ergaben sich teilweise erhebliche Abstände zwischen den einzelnen Fahrzeugen und alles erinnerte eher an ein europäisches Langstrecken-Rennen. In Sebring zeigte sich nun aber wieder das alte Bild aus der Vergangenheit. Insgesamt elf Mal wurde das Rennen neutralisiert (und dies bei lediglich der Hälfte der Renndistanz im Vergleich zu den 24h von Daytona). Somit glich das Langstrecken-Rennen wieder der gewohnten Aneinanderreihung von Sprints. Die Motorsport-Szene ist deswegen zwiespältig. Was ist besser? Künstliche aber dafür enge Rennen oder freies Fahren?

Ganz klar bei der Musik mit dabei waren die beiden Mazda DPi vom Team Joest. Während der erste gemeinsame Auftritt in Daytona noch ordentlich in die Hose ging und auch die Sebring-Testfahrten im Februar durch technische Probleme verhagelt wurden, brachte das 12-Stunden-Rennen nun Balsam auf die geschundenen Seelen des japanische Herstellers bzw. des deutschen Einsatzteams. Mit 1:49,002 Minuten hatte Werksfahrer Oliver Jarvis sogar die schnellste Rennrunde aller Fahrzeuge eingefahren. Auch beim Spritverbrauch waren die Mazda top, sodass kurz vor den jeweiligen Boxenstopps immer wieder Führungsluft geschnuppert werden konnte. Und hätte der Wagen von Jonathan Bomarito, Spencer Pigot und Harry Tincknell gegen Rennende nicht Probleme mit der Batterie bekommen, so wäre ein Platz auf dem Podium sicher gewesen. Mit Daytona und Sebring sind die beiden Langstrecken-Rennen der Saison nun Geschichte. Kann das Mazda Team Joest bei den folgenden kürzeren Events nun vielleicht sogar schon um Gesamtsiege mitfighten?

Keine Chance auf den Rennsieg hatten die sechs LMP2-Wagen. Mit 1:50,049 Minuten (Pato O'Ward im Oreca von Performance Tech Motorsports) lag die beste Rundenzeit eines Vertreters dieser Fahrzeug-Gattung über eine Sekunde hinter der Spitze. Hier können die LMP2-Teams einen Gruß in Richtung der Regelhüter schicken. Als die neuen Prototypen-Klasse der IMSA 2017 definiert wurde, beschloss man die Performance des besten LMP2 als Basis zu nehmen und die DPi per BoP daran anzugleichen. Die Rundenzeiten aus Sebring zeigen jedoch, dass dies nicht gelungen ist. Spielt es hier eine Rolle, dass DPi-Hersteller mehr Einfluss haben als kleine private LMP2-Mannschaften?

Und wenn wir gerade schon bei der BoP sind: Die schnellste Runde in der GTLM-Klasse erzielte mit 1:57,622 Minuten der BMW M8 GTE von Jesse Krohn. Zuletzt in Daytona lagen die bayrischen Neuwagen noch über eine Sekunde hinter der Klassenspitze zurück. Sicherlich wurde der M8 GTE zwischen Daytona und Sebring von den BMW-Ingenieuren weiter verbessert, doch der Zeitsprung ist in großen Teilen auch auf eine verbesserte Einstufung zurückzuführen. Vom rein sportlichen Aspekt her ist dies natürlich ein Ärgernis. Denn es soll ja jenes Auto vorne fahren, welches tatsächlich auch das beste ist. Der heutige GT-Sport ist aber rund um die BoP konzipiert worden. Das sorgt zwar dafür, dass viele Hersteller bei den Rennen auflaufen. Das früher existierende Leistungsprinzip wird damit jedoch mit Füßen getreten. Kommen vielleicht auch deswegen immer weniger Zuschauer zu den Strecken?

Ganz groß jubeln konnte in Sebring das Porsche-Lager. Denn Patrick Pilet, Frederic Makowiecki und Nick Tandy schafften den GTLM-Klassensieg. Der schwäbische Hersteller hatte vor der Saison 2017 das Konzept des 911 RSR elementar verändert und sich vom traditionellen Heckmotor verabschiedet. Vor Sebring gelang in der FIA WEC und der IMSA jedoch erst ein Triumph (Pilet und Dirk Werner in Lime Rock) mit dem neuen Wagen.

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