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BMW R1200GS: Albtraum gebrochene Vorderradaufhängung

Von Rolf Lüthi
Heftiger und kostspieliger Imageschaden für BMW: Ausgerechnet am als «Unstoppable» beworbenen Flaggschiff R1200GS ist es zu Brüchen der Vorderradaufhängung gekommen.

Diese extremen Einzelfälle traten in Australien und Südafrika auf, wo die Oberklasse-Reiseenduro nicht nur auf Asphaltstraßen, sondern auch auf materialmordenden Pisten gefahren wird. Es handelt sich um Einzelfälle, was für die im einzelnen Fall betroffenen Fahrer wenig hilfreich ist: Die Front bricht weg, und es kommt zu einem heftigen Sturz.

Häufiger sind gelöste Pressverbindungen. An der Telelever genannten Vorderradaufhängung braucht es aus konstruktiven Gründen eine Gelenkverbindung zwischen oberer Gabelbrücke und den Standrohren; die Standrohre sind also nicht direkt in den Gabelbrücken festgeklemmt. Die Gelenke werden ins obere Ende der Gabelstandrohre eingepresst und verstemmt, ihr anderes Ende per Klemmung in der oberen Gabelbrücke fixiert. Eine spätere Demontage des Gelenks aus dem Standrohr ist nicht vorgesehen.

Mit dieser Verpressung gab es schon 2013 bei der Einführung der 1200er-GS mit flüssigkeitsgekühltem Motor Probleme, weil sie sich lösen konnte. BMW besserte mit einer so genannten Verpunzung nach, bei der eine Metallspitze eine Einbuchtung ähnlich eines Körnerschlags erzeugt. Die vierfache Verpunzung sollte ein Lösen der Verpressung dauerhaft verhindern.

Das gelang offenbar nicht vollumfänglich. Die unter einem Gummibalg verborgenen Verpressungen können sich lösen, unter dem Gummibalg eben nicht erkennbar an einem vergrößerten Spalt zwischen den Bauteilen. Es kommt in der Folge zu klackernden Geräuschen, Ölundichtigkeit, einem instabilen Fahrgefühl und im Extremfall zum Wegknicken des Standrohrs mit anschließendem Crash.

Derzeit laufen weltweit 168.000 Motorräder der Baujahre 2013 bis 2017 mit dieser Vorderradaufhängung. Nach der aufwändigen Umrüstung von 367.000 Maschinen von einem Hinterradflansch aus Alu auf ein Bauteil aus Stahl ab 2015 versuchte BMW zunächst, das Thema diskret zu behandeln. Im Zeitalter von Social-Media eine aussichtslose Strategie. Es entstand eine eigens dem Thema gewidmete Website (www.bmwfatalflaw.com), zusätzlich wird das Thema in einschlägigen Foren emotional diskutiert.

Seit Juni 2017 gibt es nun eine Service-Aktion. Das tönt besser als (ein erneuter) Rückruf. Gemeint ist das Gleiche: Die Besitzer der BMW R1200GS und R1200GS Adventure der Baujahre 2013 bis 2017, in Deutschland knapp 30.000, müssen einen Termin mit einer Vertragswerkstatt ausmachen. Je nach Zustand der Teile wird dort nichts weiter unternommen, zusätzliche Buchsen aufgepresst oder die Standrohre ausgetauscht. In der laufenden Fertigung werden modifizierte Teile verbaut.

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