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Stefan Pierer (KTM): Supererfolg in der Mittelklasse

Von Günther Wiesinger
Die KTM-Gruppe hat das achte Rekordergebnis hintereinander erreicht und 2018 stattliche 261.454 Motorräder verkauft. Aber Firmenchef Stefan Pierer verfolgt weiter ambitionierte Ziele.

Der österreichische Motorradhersteller KTM ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern schlägt auch im Kerngeschäft alle Rekorde. 2019 wurde zum 18. Mal hintereinander die Dakar-Rallye gewonnen, noch dazu durch einen Hattrick mit Price, Walkner und Sunderland. Und auf den Plätzen 4 und 5 landeten Quintanilla und Short mit der Zweitmarke Husqvarna. Dazu kommen erstaunliche Erfolge in der Motocross-Szene, in der Supercross-WM, in der Moto3-, Moto2- und MotoGP-WM.

Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der KTM Group, freut sich aber auch im Kerngeschäft über erfreuliche Erfolge. Zur Erinnerung: Stefan Pierer hat KTM nach der Insolvenz 1992 übernommen. Im ersten Jahr wurden mit knapp 2000 Beschäftigten rund 7000 Motorräder verkauft. Der Kaufpreis für KTM Motorrad lag damals bei bescheidenen 3,3 Millionen Euro.

Heute beschäftigt die KTM Industries AG (zu ihr gehört auch WP Suspension mit 500 Mitarbeitern) weltweit fast 5000 Mitarbeiter. Im letzten Geschäftsjahr wurden 261.454 Zweiräder verkauft, 212.899 Exemplare steuerte KTM bei, Husqvarna setzte 48.555 Exemplare ab.

«2020 wollen wir 400.000 Motorräder bauen», kündigte Stefan Pierer gegenüber SPEDWEEK.com an.

Vor wenigen Tagen bestätigte die KTM Industries AG die Ergebnisprognose für 2018 und meldete das achte Rekordergebnis in Folge. Umsatz: 1560 Mio €. Der Gewinn lag 2013 noch bei 50 Millionen, 2017 betrug er rund 115 Millionen Euro. Das Gewinn vor Steuern erhöhte sich 2018 auf EUR 143,5 Mio.

Mit 261.454 verkauften Motorrädern im Geschäftsjahr 2018 hat die KTM AG die Stellung als größter europäischer Motorradhersteller weiter ausgebaut. Diese Erfolge sind auch auf die Neueinführungen der KTM-Mittelklasse – KTM Duke 790 – und der ersten Husqvarna-Straßenmotorräder (401 Svartpilen/Vitpilen und 701 Vitpilen) zurückzuführen.

Firmenchef Stefan Pierer hatte sich bereits vor fünf Jahren vorgenommen, bis 2020 auf dem Gebiet der Sportmotorräder die weltweite Nummer 3 hinter Honda und Yamaha zu werden. Die Visionen von Pierer hörten sich manchmal utopisch an. So hat er bald nach der Übernahme von Husqvarna 2015 angekündigt, er wolle mit dieser Marke bis 2020 die Nummer 3 in Europa werden.

Mit 48.555 verkauften Exemplaren liegt Husqvarna nicht mehr weit hinter Ducati, der aktuellen Nr. 3. Ducati verkaufte zuletzt ca. 55.000 Motorräder im Jahr. Die KTM-Gruppe ist in Europa längst die klare Nr. 1 vor BMW.

Der Erfolg von Husqvarna verlangt Respekt. Husqvarna wurde am 31. Januar 2013 von BMW übernommen – und zu einem Erfolgsmodell gemacht. BMW-Motorrad-Chef Herbert Diess hatte die ursprünglich schwedische Offroad-Marke zuvor für fast 50 Millionen Euro von Cagiva-Eigentümer Castiglioni erworben. «Ich habe gar nichts für Husqvarna bezahlt. Ich habe sogar noch Geld für die Übernahme bekommen», verriet Stefan Pierer.

«Wir haben bei Husqvarna im Vorjahr wie geplant zweistellig zugelegt. Deshalb liegen wir mit unserem Langfrist-Ziel, 2022 ca. 400.000 Motorräder verkaufen zu wollen, gut im Plan», ergänzte der KTM-Chef.

Am Konzept, bei KTM und Husqvarna bis in alle Ewigkeit nur Maschinen mit maximal zwei Zylinder anzubieten, wird eisern festgehalten. Pierer: «Wir haben 2018 neu die Mittelklasse auf den Markt gebracht, den 800er-Motor. Daraus wurde ein Supererfolg. Das ist sicher eines der besten Motorräder, die wir je gemacht haben. Punkto Fahrbarkeit ist uns da ein klarer Fortschritt gelungen, das wird uns überall bescheinigt. Dieses Segment ist riesengroß, dazu brauche ich nicht drei oder vier Zylinder. Wobei ein Dreizylinder-Motor im oberen Drehzahlbereich schon eine klasse Geschichte wäre.»

Deshalb hat Stefan Pierer im November 2018 auch verraten, dass sein indischer Partner Bajaj gerne Triumph kaufen würde.

Das Superbike-Segment hat KTM momentan nicht auf dem Radar.

«Viele Kunden gehen von den PS-Monstern weg Richtung Fahrbahrkeit und 120-PS-Motoren», betont auch KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz. «Das Superbike-Segment ist hart umkämpft und wird immer kleiner. Bei Ducati habe ich volles Verständnis, dass sie ein V4-Modell gebracht haben, weil sie auf dem Superbike-Sektor einfach extrem stark sind. Für Ducati war die V4 ein logischer Schritt.»

Stefan Pierer: «Man muss letztendlich auch auf die Herstellkosten schauen, und da ist der Zweizylinder ein sehr kostengünstiges Konzept. Diese Motorenplattform wird von uns global ausgerollt; wir werden sie nach Indien und nach China bringen. Wir werden dort produzieren und dort die globalen Mittelklassemotoren fertigen.»

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