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Coronakrise: Italiens Tankstellenbetreiber streiken

Von Nora Lantschner
Die MotoGP-Stars brauchen aktuell keinen Treibstoff

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Covid-19 hat Italien weiter fest in der Hand. Der Verkehr auf der Brennerautobahn verringerte sich um 60 Prozent. Nun sperren die Tankstellen zu, weil sie sich von der Regierung alleingelassen fühlen.

Kurven beschäftigten uns das ganze Jahr über. Aber während es unter den Motorrad-Stars eine Tugend ist, so spät wie möglich zu bremsen und so schnell wie möglich wieder zu beschleunigen, müssen wir plötzlich in einem anderen Kontext alle gemeinsam hart auf die Bremse steigen. Denn seit Wochen bereitet uns eine ganz andere Kurve Kopfzerbrechen: Der exponentielle Anstieg der Coronavirus-Fälle.

Die Zeiten, in denen eine Kurve einzig auf der Rennstrecke über Sieg und Niederlage entschied, scheinen auf einmal ganz weit weg. Jetzt ist der Einsatz höher.

Besonders schlimm trifft es Italien. Bisher 69.176 nachgewiesene Sars-CoV-2-Infektionen und 6820 Todesfälle sprechen für sich. Seit 16 Tagen gilt daher auf dem gesamten italienischen Staatsgebiet eine Ausgangsperre, die schon mehrmals verschärft wurde. Immer mit dem Ziel, die Kurve endlich abzuflachen – Zauberwort «flattening the curve» – oder noch besser, gleich zu brechen.

Unser Alltag spielt sich daher auch hier in Südtirol nur noch in den heimischen vier Wänden ab, die wir eigentlich nur noch zum Einkaufen verlassen. Das führte im Stiefelstaat übrigens unter anderem dazu, dass in einer Woche im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um 65,3 Prozent mehr Pasta, 185,3 Prozent mehr Mehl und 82,2 Prozent mehr Tomatensauce verkauft wurden, wie das Marktforschungsunternehmen Nielsen vorrechnete.

Auch auf der sonst so viel befahrenen Brennerautobahn verringerte sich der Verkehr um rund 60 Prozent. PKWs sind kaum noch zu sehen und auch der LKW-Verkehr ist um durchschnittlich 35 Prozent gesunken, teilte die Handelskammer Bozen mit.

Zurück zur Kurve: Wir sehen endlich einen – wenn auch sehr schwachen – Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels, was nicht nur an der neu eingetroffenen Schutzausrüstung liegt. Mit zwei AUA-Hilfsflügen wurden 1,5 Millionen Schutzmasken und 450.000 Schutzanzüge aus China über Wien nach Südtirol geschafft.

Nachdem in Italien am Samstag mit 793 Todesopfern und 6557 Neuinfizierungen innerhalb von 24 Stunden ein trauriger Rekord erreicht wurde, lagen die bestätigten Neuinfektion seither unter jenen des Samstags: Am Sonntag waren es 5560, am Montag 4789 und am Dienstag 5249. Allerdings stiegen gestern die Todesfälle wieder auf 743 an.

Dass der 38-jährige Mattia – besser bekannt als «Patient 1», der erste Italiener, der am 20. Februar positiv auf den Coronavirus getestet worden war – das Krankenhaus von Pavia nach 30 Tagen verlassen konnte, mag für die Statistik nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, den schwer gebeutelten Italienern gab die Nachricht aber Hoffnung.

Neues Dekret: Geldbußen von 400 bis 3000 Euro

Nach dem Höhepunkt am Samstag rang sich die italienische Regierung dazu durch, ab Mittwoch noch schärfere Maßnahmen zu ergreifen: Mit heute wurden auch alle industriellen und gewerblichen Produktionstätigkeiten ausgesetzt, die keine «wesentliche Tätigkeit» darstellen. Was für Stirnrunzeln sorgt: Die Liste der Ausnahmen ist trotzdem noch fast drei DIN-A4-Seiten lang.

Und weil nicht alle Sektoren mit dem Vorgehen der Regierung einverstanden sind, könnte sich die Lage weiter zuspitzen: So kündigten etwa die Tankstellenbetreiber einen Streik an, der am heutigen Mittwoch beginnt – angefangen mit den Tankstellen auf den Autobahnen.

«Wir allein sind nicht mehr in der Lage, die notwendigen Sicherheitsstandards aus gesundheitlicher Sicht zu gewährleisten und genauso wenig die finanzielle Tragbarkeit des Dienstes», ließen die entsprechenden Gewerkschaften wissen. Landesweit seien 100.000 Personen im Einsatz. «Wir sind sicher keine Helden oder Schutzengel, aber keiner kann uns weiter wie Sklaven oder Märtyrer behandeln.»

Die Motorradfahrer verbrennen im Moment zwar kein Benzin, weil Spritztouren verboten sind und der Motorradsport laut dem italienischen Motorradverband FMI ohnehin bis zum 27. April ausgesetzt ist, aber ohne Treibstoff drohen viel größere Probleme in Form von Versorgungsengpässen.

Die Kontrollen ziehen die italienischen Ordnungshüter unterdessen strikt durch: Seit dem 11. März wurden mehr als 2 Millionen Italiener überprüft und rund 100.000 Anzeigen ausgestellt. Denn es gilt weiterhin: Nur wer einen triftigen Grund aufzuweisen hat, darf sich – immer mit der inzwischen zum zweiten Mal überarbeiteten Eigenerklärung ausgestattet – in Bewegung setzen.

Am Montag gab die Italienische Luftfahrtbehörde außerdem grünes Licht für den Einsatz von Drohnen: Die Polizei kann sie bis zum 3. April dafür nutzen, die Einhaltung der Vorschriften zu kontrollieren.

Wer die Ausgangssperre missachtet, musste bisher mit nach Paragraf 650 des italienischen Strafgesetzbuches mit Geldstrafen von bis zu 206 Euro oder sogar bis zu drei Monaten Haft rechnen. Dabei blieb es nicht: Im neuen Regierungsdekret, das Premier Giuseppe Conte am Dienstag unterzeichnete, sind Geldbußen von 400 bis 3000 Euro vorgesehen.

Das neue Dekret sorgte gestern für heiße Diskussionen. Die vor allem auf den sozialen Netzwerken kursierende Meldung, dass die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 bis auf den 31. Juli ausgeweitet werden, erwies sich schließlich aber als Fake-News, wie Conte in seiner Konferenz bekräftigte: «Das stimmt nicht, absolut nicht. Das ist einzig das abstrakte Fenster für den nationalen Notstand. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Einschränkungen viel früher aufheben können.»

Trotzdem macht einem die allgemeine Verunsicherung immer wieder bewusst: Bis wir uns wieder voll und ganz auf die Kurven einer Rennstrecke – egal ob auf der GP-Strecke von Mugello oder im Motocross-Tempel von Maggiora – konzentrieren dürfen, wird es noch dauern.

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