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Spassbremse im Trentino: 60 km/h für Motorräder

Von Rolf Lüthi
Obrigkeitlich verordnete Schleicherei: 60 km/h auf den Bergstrassen der Dolomiten, teilweise nur für Motorräder

Obrigkeitlich verordnete Schleicherei: 60 km/h auf den Bergstrassen der Dolomiten, teilweise nur für Motorräder

«Eine Art Experiment» nennt es Maurizio Fugatti, Landeshauptmann der Provinz Trentino. Ein Experiment, bei dem mit dem Leben von Motorradfahrern gespielt wird.

So kurz sind die Instanzenwege selten: Am Freitag, 24. Juli, beschloss die Landesregierung der Provinz Trentino (deutsch: Trient, nicht zu verwechseln mit dem Südtirol) die Einführung eines Tempolimits von 60 km/h auf Bergstrassen, am Samstag, 25. Juli, trat die Verordnung in Kraft. Teilweise gilt dieses Limit für alle Fahrzeuge, teilweise nur für Motorräder.

Auf 60 km/h runtersignalisiert wurden unter anderem die bei Motorradfahrern beliebten Passstrassen Sellajoch, Grödnerjoch, Pordoijoch und Rollepass. Gar nur für Motorräder gilt das Limit von 60 km/h am Manghen- Mendels- und Tonalepass. Eine genaue Übersicht hat zum Beispiel die Lokalzeitung l’Adige ins Internet gestellt.

Begründet wird die drastische Massnahme mit den zahlreichen Unfällen. Eine Begründung, die erstaunt, war doch die italienische Grenze wegen Covid-19 für Touristen während drei Monaten geschlossen und wurde erst am 3. Juni wieder geöffnet. Ebenso ist ausgeschlossen, dass während dieser Zeit besonders viele einheimische Motorradfahrer verunfallten. In Italien galt eine Ausgangsperre, Motorradtouren waren verboten.

Was es für die Verkehrssicherheit bringen soll, wenn Motorräder auf kurvenreichen Strecken mit 60 km/h zwangsschleichen, während für Autos 90 km/h und für Lastwagen 80 km/h gilt, bleibt zweifelhaft. Man braucht kein Verkehrsexperte zu sein, um Horrorszenarien zu prophezeien. Es werden sich Staus hinter korrekt schleichenden Motorradgruppen bilden, einzelne Autofahrer werden ausrasten und an Stellen zum überholen ansetzen, die dafür gänzlich geeignet sind.

Für zusätzliche Unübersichtlichkeit werden im Fahrradland Italien wagemutige Passabfahrer auf motorlosen Zweirädern sorgen. Viele werden irgendwie versuchen, sich an den mit 60 km/h dahinschleichenden Autos und Motorrädern vorbeizupressen.

Die Verordnung, welche laut dem Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti (48, Lega) «als eine Art Experiment» zu verstehen sei, gilt vorerst für die Sommersaison «bis zur Einführung einer neuen Regelung». Ein Experiment, bei dem mit dem Leben von Motorradfahrern gespielt wird.

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