Neue Ducati Panigale V4R: 240 PS, 16.500/min
Die Panigale V4R ist Ducatis Homologationsmotorrad für die Superbike-WM, weshalb der Hubraum des V4-Motors namens Desmodieci Stradale R 998 ccm beträgt. Dieser neue Motor kann in den ersten fünf Gängen bis 16.000/min gedreht werden, im sechsten Gang lässt die Elektronik gar 16.500/min zu.
In Euro5-Konfiguration leistet der Stradale R 218 PS bei 15.500/min. Sein volles Potential entfaltet der Motor erst mit der Racing-Auspuffanlage und befüllt mit einem in Zusammenarbeit mit Shell entwickelten Motorenöl: 240,5 PS bei 15.500/min.
Dieses Motorenoel reduziert die mechanische Reibung um zehn Prozent. Es wurde speziell für hochdrehende Rennmotoren mit Trockenkupplung entwickelt und erhöht die Maximalleistung um 3,5 PS. Dieses Oel kann nur in Motoren mit Trockenkupplung verwendet werden. Die beigemischten Additive zur Verminderung der Reibung würden eine Oelbadkupplung durchrutschen lassen.
Erstmals in einem Strassenmotorrad sind so genannte «gun drilled conrods» verbaut. Die Titanpleuel sind mit einer Längsbohrung versehen. Diese Bohrung von 1.6 mm Durchmesser dient als Oelkanal, durch das Druckoel von den Pleuellagern zum Kolbenbolzenlager gelangt. Neu ist diese Bauart nicht, doch ist es extrem aufwändig, eine solch kleine Bohrung durch die ganze Länge eines Titanpleuels anzubringen, weshalb das bislang nur an handgefertigten Rennmotoren gemacht wurde.
Ebenfalls erstmals an einem Strassenmotorrad ist an den Kolbenhemden des Stradale R eine reibungsmindernde DLC-Beschichtung angebracht. Dazu sind die Kolben fünf Gramm leichter als am 2022er Modell.
Die Einlass-Nockenwellen haben aggressivere Nockenprofile mit 1 mm mehr Ventilhub. Dazu sind die variablen Ansaugtrichter bei hoher Drehzahl 5 mm kürzer. Wie schon 2022 wird ein Getriebe mit längeren Übersetzungen für die Gänge 1, 2 und 6 verbaut. Der längere erste Gang soll auf der Rennstrecke eingesetzt werden, die kleinere Übersetzungdifferenz zwischen dem ersten und dem zweiten Gang lässt den Quickshifter effizienter arbeiten. Auf 2023 wird eine neue Trockenkupplung mit kleinerem Durchmesser verbaut, die 800 Gramm leichter ist.
Die 2023er V4R übernimt die bereits bei der Panigale V4 und V4S erfolgreich eingesetzte Logik der Power Modes, jedoch mit speziellen Kalibrierungen für den Desmosedici Stradale R Motor. Es gibt vier Motorstrategien: Full, High, Medium, Low. Full und Low wurden komplett neu abgestimmt, während die Konfigurationen High und Medium überarbeitet wurden.
Im Full Power Mode hat der Motor ab dem zweiten Gang volle Leistung.
Für die Power Modes Medium und High wurde ein neues Ride-by-Wire-Kennfeldmanagementsystem mit einer speziellen Kalibrierung für jeden der sechs Gänge entwickelt, das sicherstellt, dass der Fahrer jedes Mal, wenn er das Gas öffnet, optimalen Vortrieb erhält. Der Power Mode Low hingegen wurde für Fahrten auf der Straße oder auf Untergrund mit wenig Haftung entwickelt. Er begrenzt die maximale Leistung des Motorrads auf 160 PS und bietet eine besonders kontrollierbare Gasannahme.
Die Betriebsparameter des Motorrads können dank der neuen Grafik des Displays, bei dem die Positionen der Warnsignale überarbeitet wurde, noch besser abgelesen werden. Die wichtigste Änderung bei der Panigale V4R ist der neue, von den MotoGP-Fahrern entwickelte Info-Modus namens «Track Evo», der zu den bereits vorhandenen Optionen «Road» und «Track» hinzukommt. Dieser Modus wurde bereits bei der V4S des aktuellen Modelljahrs eingeführt.
Um die Fahrstabilität, Präzision und Richtungsstabilität beim Bremsen und am Kurveneingang zu verbessern und dem Fahrer die Möglichkeit zu geben, die beste elektronische Motorkonfiguration für jede Strecke zu definieren, verfügt die Panigale V4R über die Engine Brake Control (EBC) EVO 2. Dieses elektronische Motorbremsmanagement ermöglicht unterschiedliche Kalibrierung der einzelnen Gänge in jeder der drei wählbaren Stufen. Die Strategie wurde entwickelt, um die Intensität der Motorbremse in Abhängigkeit vom Anpressdruck des Hinterrads zu optimieren.
Die Panigale V4R verfügt dazu über eine neue Strategie für den Quickshifter, die Schaltvorgänge bei jedem Öffnungsgrad der Drosselklappen verbessert. Für die Schaltvorgänge bei teilweise oder vollständig geöffneten Drosselklappen gibt es unterschiedliche Strategien.
Bei Schaltvorgängen bei teilweise geöffneten Drosselklappen, wie sie vor allem beim Einsatz im Straßenverkehr vorkommen, werden abrupte Zündunterbrechungen verhindert, indem stattdessen die Einspritzung gestoppt wird.
Für die auf der Rennstrecke typischen Schaltvorgänge unter Volllast wurde die Shifter-Strategie verfeinert. Die Gangwechsel erfolgen dadurch harmonischer, was sich positiv auf die Fahrstabilität des Motorrads auswirkt. Das Ergebnis sind bessere Rundenzeiten.
Zusätzlich zu diesen Änderungen wurde auch die Strategie zur Steuerung der Kühllüfter aktualisiert, die nun ein besseres Management der Betriebstemperaturen ermöglicht und gleichzeitig die für das Ende von Rennstrecken-Sessions typische Hitzeentwicklung reduziert. Darüber hinaus garantiert diese Strategie einen höheren thermischen Komfort für den Fahrer bei den im Straßenbetrieb typischen Geschwindigkeiten.
Für diejenigen, die die Panigale V4R nur auf der Rennstrecke einsetzen, wurde die spezielle Software Ducati Performance DTC EVO 3 für Slicks und Regenreifen entwickelt (als Zubehör erhältlich, wodurch die V4R nicht mehr für den Straßenverkehr zugelassen ist). Das Rücklicht kann für das Fahren bei Regen aktiviert werden, was in vielen Rennserien vorgeschrieben ist. Der Riding Mode Street wird durch den Riding Mode Rain ersetzt, der speziell für den Einsatz auf nasser Fahrbahn konzipiert wurde.
Um das Gefühl des Fahrers beim Öffnen und Schließen der Drosselklappen zu verbessern, wurde eine neue, um 50 % kompaktere Drosselklappensteuerung eingeführt, die sich durch ein auf ein Minimum reduziertes Radial- und Axialspiel auszeichnet und praktisch keinen Leerlaufweg mehr aufweist. Weiter gibt es einen Pitlane Limiter, um die Geschwindigkeit in die Boxengasse zu begrenzen.
Um die Wendigkeit, das Fahrgefühl und den Grip zu verbessern, folgt auch das Fahrwerk der Panigale V4R der evolutionären Richtung, die ab Modelljahr 2022 mit den Panigale V4/V4S eingeschlagen wurde, wobei an der V4R kein elektronisches/semiaktives Fahrwerk verbaut ist.
Die Höhe des Schwingendrehpunkts kann in vier Positionen in Schritten von 2 mm variiert werden. Vorne verfügt die Öhlins NPX25/30 USD-Gabel über 5 mm mehr Federweg im Vergleich zum Vorjahresmodell. In Verbindung mit dem Öhlins TTX36-Federbein, das von 312 auf 316 mm verlängert wurde, und der serienmäßigen Einstellung des Schwingendrehpunkts auf die Position +1 ist das Heck 20 mm höher gestellt. Das ergibt einen höheren Schwerpunkt und damit eine größere Wendigkeit bei Kurveneingängen und Richtungswechseln.
Die Verwendung einer weicheren Feder für das Federbein (von 105 N/mm auf 80 N/mm) und die Verlängerung des Federwegs der Gabel vergrößern den Gewichtstransfer. Dadurch wird der Negativfederweg der hinteren Aufhängung besser genutzt, was den Grip und das Gefühl beim Einfahren in Kurven verbessert. Gleichzeitig verbessert der größere Federweg am Vorderrad dessen Kontakt mit dem Asphalt unter voller Beschleunigung.
Die neue Position des Schwingendrehpunkts verstärkt den Anti-Squat-Effekt (das Motorrad soll unter voller Beschleunigung hinten weder eintauchen noch sich aus der Federung heben), was Stabilität und Präzision verbessert und es einfacher macht, am Kurvenausgang die Linie zu halten. , verbessert. Der hydraulische Einsteller für die federvorspannung am Federbein vereinfacht die Abstimmung.
Auch die Ergonomie wurde überarbeitet: Der Tank aus gebürstetem Aluminium fasst nun 17 Liter und hat ein Profil, an dem der Fahrer Arme und Beine besser abstützen kann. Der flachere Sitz ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit in Längsrichtung.
Auch das Aerodynamikpaket ist überarbeitet und entspricht dem Reglement der Superbike-Weltmeisterschaft: Die neuen, zweiteiligen Winglets (Hauptflügel + Flap) garantieren den gleichen aerodynamischen Abtrieb, sind aber kompakter und dünner (um 40% bzw. 50%) als an Vorgängermodell. Um die Kühlung des Motors zu verbessern, wurden die Luftauslässe im Verkleidungsunterteil geändert. Auf der linken Seite befindet sich neu ein Lufteinlass zur Kühlung des Quickshift-Sensors.
Für den Rennstreckeneinsatz bietet Ducati Performance eine breite Palette an Zubehörteilen. Die angekündigten 240,5 PS stellen sich nach Montage der Titan-Auspuffanlage von Akrapovic mit doppeltem Schalldämpfer unter dem Sitz ein, zudem werden von den 172 kg Trockengewicht nochmal 5 kg eingespart. Der Auspuff wird mit einem speziellen Mapping geliefert, mit dem die elektronischen Fahrassistenten an die höhere Leistung angepasst werden.
Eine weitere Gewichtsreduzierung ist durch die Montage von Magnesium-Felgen möglich, die eine Gewichtseinsparung von 0,7 kg (- 10 %) im Vergleich zu den bereits leichten Schmiedefelgen der Erstausrüstung garantieren und die vor allem die Wendigkeit am Kurveneingang und bei Richtungswechseln verbessern.
Zur besseren Anpassung der Sitzposition sind einstellbare Fahrerfußrasten aus Aluminium erhältlich, die von Ducati Corse in Zusammenarbeit mit Rizoma entwickelt wurden. Sie sind mit klappbaren Brems- und Schalthebeln ausgestattet, um die Bruchgefahr im Falle eines Sturzes zu minimieren. Sie lassen sich mit dem serienmäßigen Quickshifter kombinieren, der in Strassen- oder Rennschaltung konfiguriert werden kann.
Das Zubehörpaket Pit Stop umfasst Reifenwärmer und Montageständer. Für den Einsatz mit Slick- oder Regenreifen ist die Software DTC EVO 3 mit spezifischen Kalibrierungen der elektronischen Steuerungen erhältlich.
Um die Panigale V4R weiter zu verschönern, gibt es eine Vielzahl an Karbonteilen. Unter anderem können der hintere Kotflügel, Schutzvorrichtungen für den Rahmen, die Schwinge und Protektoren für Ritzel und Kurbelgehäuse aus Karbon nachgerüstet werden. Um die Performance der Bremse auf der Rennstrecke zu verbessern, gibt es Kühlkanäle für die vordere Bremsanlage.
Die 2023er Ducati Panigale V4R ist auf den ersten Blick an den Winglets aus Carbon und der von der MotoGP inspirierten Lackierung zu erkennen. Die Panigale V4R wird in einer nummerierten Serie produziert. Die fortlaufende Nummerierung und der Modellname sind auf der Gabelbrücke eingraviert. Die Panigale V4R ist in Deutschland ab 43.990 Euro zu haben (Schweiz ab Fr. 45.690.-), ausschliesslich in Rot und nur als Einplätzer.