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Aprilia: Variable Ventilsteuerung für den V4-Motor

Von Rolf Lüthi
Das Aprilia-Mutterhaus Piaggio hat ein Patent für eine variable Ventilsteuerung angemeldet. Das System ist simpel, funktioniert rein mechanisch und wäre darum im MotoGP-Rennsport erlaubt.

Vorrichtungen, welche die Steuerzeiten der Ventile verändern, gibt es schon länger, auch an Serienmotorrädern. Je nach Marke und System werden nur die Steuerzeiten und Hübe der Einlassventile, der Einlass- und der Auslassventile in Abhängigkeit von der Motordrehzahl oder zusätzlich auch von der Drosselklappenstellung verändert.

BMW nennt sein System ShiftCam, Yamaha VVA, Kawasaki VVT oder Ducati DVT. Diese Systeme funktionieren alle nicht nur mit mechanischen Bauteilen, sondern sind zusätzlich elektronisch oder hydraulisch gesteuert – und damit im MotoGP-Rennsport verboten.

Bislang war einzig das rein mechanisch funktionierende System von Suzuki - verbaut in der GSX-R 1000 – auch im MotoGP-Rennsport zugelassen.

Nun haben unsere Kollegen von der britischen Motorradzeitung MCN (Motorcycle News) als erste Patentzeichnungen von Piaggio zutage gefördert. Sie zeigen ein rein mechanisch funktionierendes, von der Fliehkraft gesteuertes System, das aber viel einfacher aufgebaut sind als das VVT-Design von Suzuki.

Dabei werden drei Kugeln in schräg ins Antriebszahnrad der Einlass-Nockenwelle eingefräste Kanälen von der Fliehkraft bewegt. Bei niedriger Drehzahl sind drei W-förmige Federn stärker als die Fliehkraft, die Ventile öffnen spät. Bei höherer Drehzal drückt es die drei Kugeln gegen die Kraft der Federn nach aussen, und das Nockenwellen-Antriebsrad verschiebt sich um einen bestimmten Winkel, auf der Zeichnung handschriftlich mit O1 bezeichnet. Variiert wird jedoch nur der Öffnungsbeginn der Einlass- und der per Zahnrad starr gekoppelten Auslassnockenwelle, die Öffnungszeit der Ventile oder der Ventilhub bleiben unverändert.

Ob dieses System in der Aprilia MotoGP bereits verwendet wird? Das könnnen wir nicht sagen, weil Aprilia dem SPEEDWEEK-Reporter die Anwesenheit bei der Demontage eines MotoGP-Motors bislang verwehrt. Wenn dem so wäre, so wäre ein System wie auf den Patenzeichnungen auf jeden Fall zulässig.

Ebenfalls wäre denkbar, dass Aprilia den V4-Motor der Serienmotorräder Aprilia RSV4 und Tuono V4 mit einem solchen System aufrüstet – nicht nur, um die Leistung zu erhöhen ohne Drehmomenteinbusse bei mittlerer Drehzahl. Eine variable Ventilsteuerung verbessert bei Motoren mit grosser Drehzahlspanne und hoher Leistung, wie sie im Motorradbau für sportliche Maschinen unabdingbar sind, auch die Abgasemissionen.

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