Reitzle: Emotionales Plädoyer für den Verbrenner!

Von Johannes Orasche
Wolfgang Reitzle im Jahr 2002

Wolfgang Reitzle im Jahr 2002

Im Rahmen einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde in München brachte der Auto-Manager Wolfgang Reitzle ein glühendes Plädoyer gegen die Totsagung des Verbrennungsmotors.

Die Talk-Runde in der Münchner «Motorworld» war zuletzt mehr als top besetzt. Neben Norbert Haug, Walter Röhrl und Fritz Enzinger sowie Hans-Joachim Stuck und Prinz Leopold von Bayern oder Christian Geistdörfer waren auch Top-Manager Wolfgang Reitzle (ehemals BMW und Ford) und der achtmalige Rallye-Weltmeister Seb Ogier mit von der Partie.

In der Podiumsdiskussion ging es um die Zukunft der Mobilität. Reitzle betonte mit viel Emotion: «Ja, ich bin für Elektroautos, aber nur dort, wo wir einen CO2 freien Strom haben, wie in der Schweiz und in Norwegen. Hier werden wir das aber noch ganz lange nicht haben. Nie und nimmer werden im Jahr 2035 nur noch Elektrofahrzeuge fahren.»

Reitzle setzte nach und erklärte: «1,2 Milliarden Fahrzeuge sind heute in der Welt unterwegs - wir brauchen mindestens 50 Jahre, bis wir weltweit diesen gesamten Fuhrpark durchgewechselt haben. Aber schon gar nicht in der Zeitphase, wie es die Politiker anstreben. Da müssen wir aber auch in Afrika und Südafrika CO2 freie Ladestationen haben, es gibt ja auch andere Länder als Deutschland. Wir zwingen das Elektroauto viel zu früh in den Markt. Es erfüllt weder Kundenbedürfnisse noch die Klima-Ziele.»

Reitzle brachte auch ein Beispiel: «Wenn ich heute Abend in München einen Wagen lade, wird er am nächsten Tag einen doppelt so starken CO2-Fußbadruck wie ein Diesel hinterlassen. Wie kann es sein, dass wir Milliardensubventionen für das E-Auto abgeben, angeblich wegen des Klimas? Das ist vorsichtig gesagt eine Mogelpackung – es ist eine ganz große Lüge.»

«Warum lassen wir nicht den Markt entscheiden? Den Verbrenner in Europa tot zu machen, ohne eine langfristige Alternative zu haben, um mit CO2-freien Strom Elektroautos aufzuladen – ich halte das Ganze für nicht zu Ende gedacht. Wann immer man mit einem Grünen darüber diskutiert, weichen sie aus, weil sie ja die Fakten nicht mehr hören wollen.»

Der 73-jährige Reitzle erklärte zudem: «Warum vernichten wir so früh den Verbrennungsmotor und entwickeln in Deutschland nicht synthetische Kraftstoffe? Damit könnte sich Deutschland hervortun. Das finde ich eine riesige Enttäuschung. Bevor man die Autos aus der Innenstadt rausschiebt, brauchen wir unbedingt guten öffentlichen Nahverkehr.»

Der Manager vergleicht: «In München kann man das machen, hier gibt es das beste U-Bahnsystem. Das bräuchten wir in allen Metro-Areas. Und ich muss sagen, dass es bei der Bahn ein Totalversagen gibt. Man hat es nicht geschafft, den LKW auf die Bahn zu bringen. Die Bahn ist auch nicht pünktlich und macht kaum Gewinn. Ich hoffe als Ingenieur wirklich, dass sich da noch was ändern wird.»

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