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BMW R12: Der Zeit nicht mehr voraus

Von Rolf Lüthi
Auf der technischen Plattform des klassischen Strassenmotorrads R12 nineT bietet BMW mit der R12 einen Cruiser an. Wir erinnern uns darob an die R1200C.

Die R12 ist nicht der erste Versuch, vom Markt der Cruiser ein Stück abzubekommen, und auch die seit 2020 gebaute R18 ist es nicht. Von 1997 bis 2004 baute BMW die R1200C. Die meisten Interessenten wurden durch das schwülstig-barocke Design nachhaltig abgeschreckt und konnten so nie erfahren, dass BMWs erster Cruiser auf Anhieb seiner Zeit voraus war.

Die R1200C sah zwar irgendwie einem Cruiser ähnlich, fuhr sich aber wie ein Strassenmotorrad. Das war seinerzeit bei der Konkurrenz eher nicht der Fall: Die Qualität der Federelemente war lausig, die Bremsen hundsmies und die Motoren oftmals phlegmatisch.

Das änderte sich erst, als Harley-Davidson Konkurrenz aus dem Polaris-Konzern bekam, zuerst mit der Marke Victory, später und bis heute unter dem Label Indian. Die Cruiser von Victory sahen stark aus, und sie liessen sich dank hochwertiger Komponenten und leistungsstarken Motoren zügig bewegen. Harley hat inzwischen nachgezogen.

Nun beschert uns BMW mit der R12 einen Cruiser mit dem Motor und dem Fahrwerk einer Strassenmaschine. Das verspricht gutes Fahrverhalten, dank CC PS aus 1170 ccm erfrischende Dynamik, und richtig starke Bremsen sind auch verbaut – damit ist BMW auf der Höhe der Zeit, aber der Zweit nicht mehr um Jahre voraus wie damals mit der R1200C.

In einem Punkt ist die R12 ihrer Zeit gar hinterher: Sie braucht keinen störenden Wasserkühler. Der luft-/ölgekühlte Boxermotor leistet in der R12 95 PS bei 6500/min und stellt 110 Nm bei 6000/min bereit. Und eine lange Historie kann diese Motorbauweise ebenfalls vorweisen: Schon das erste Motorrad von BMW, die 1923 präsentierte R32, hatte einen Zweizylinder Boxer, der eine Zylinder rechts und links in den Fahrtwind reckte.

Da es sich bei der R12 um eine Designvariante der neuen R12 nineT handelt, sind in ihr auch die letzten technischen Änderungen der NineT verbaut: Gitterrohrrahmen mit angeschraubtem Rahmenheck statt Verbundfahrwerk, Airbox und Doppelrohr-Auspuff neu. Der R12 vorbehalten sind die Räder in den Dimensionen 19 und 16 Zoll. Die Federwege sind hinten und vorne auf 90 mm gekappt, um eine Sitzhöhe von 754 mm zu erreichen. Das Instrumentarium ist serienmäßig auf den Tachometer beschränkt, jedoch kann der Drehzahlmesser im Rahmen des Original BMW Motorrad Zubehörs nachgerüstet werden.

Der Stahltank mit 14 Litern Inhalt ist dem sogenannten Toaster-Tank der BMW /5-Modelle der 1970er-Jahre nachempfunden. Serienmässig ist die R12 mit einem Solositz ausgestattet, ein Beifahrersitz ist nachrüstbar. Kurven-Abs, Traktionskontrolle und Motorbremskontrolle sind serienmässig, dazu sind zwei Fahrmodi anwählbar, genannt Rock und Roll.

Mit 227 kg vollgetankt ist die R12 in dieser Klasse ein absolutes Leichtgewicht. Die BMW R12 ist ab Frühling 2024 lieferbar in Schwarz, Rot oder Silber zum Preis ab 14.460 Euro (Österreich 16.990 Euro, Schweiz Fr. 15.500.-) erhältlich.

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