Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Rückschritt als Fortschritt?

Kolumne von Guido Quirmbach
Die LMP2-Sportwagen fahren in der LMS zukünftig um den Gesamtsieg

Die LMP2-Sportwagen fahren in der LMS zukünftig um den Gesamtsieg

Die LMS geht zukünftig ihre eigenen Wege und schliesst die Top-Klasse aus. Ein Rückschritt oder cleverer Schachzug?

Die «Le Mans Series» (LMS) spaltet sich im kommenden Jahr also von der neuen Endurance-WM ab. Die Top-Klasse des ACO-Reglements, die LMP1 ist ab 2012 nicht mehr startberechtig, die kleinen Prototypen der LMP2 bieten zukünftig die Speerspitze. Dazu gibt es nur noch eigene Veranstaltungen, unabhängig von der WM. Eine Entscheidung, die auf den ersten Blick merkwürdig, bei genauerem Betrachten vielleicht gar nicht falsch ist.

Dem ACO ist es nicht gelungen, bei den ILMC-Veranstaltungen, die gleichzeitig auch zur LMS zählten, die Fahnen der vermeintlich kleineren Serie hoch zu halten. Obwohl die in Spa und Imola mehr als die Hälfte des Teilnehmerfeldes stellten. Immerhin durften die Gesamtsieger der LMS-Wertung in Imola mit aufs Siegerpodest. Dennoch ging der Rebellion-Sieg praktisch unter. Doch eine halbwegs vernünftige Gleichstellung wäre notwendig gewesen, um ILMC- und LMS-Rennen in einem Lauf durchzuführen. Keine Frage, das ist sehr schwierig, aber hätte man bedeutend besser machen können.

Und bei dem letzten reinen LMS-Rennen im September in Estoril wird der LMP1-Anteil wieder nur an einer Hand abzuzählen sein. Keine Frage, die LMP1-Situation der LMS ist unbefriedigend, für die Serie, vor allem aber für die Teilnehmer. Sind die ILMC-Werke dabei, gehen sie unter, sind sie nicht dabei, fehlt es an Quantität. So würden die LMP1 in der LMS 2011 das gleiche Trauerspiel wie in der ALMS abgeben. Besser dann jetzt ein sauberer Schnitt.

Aber das ganze betrifft ja nicht nur die LMP1, es betrifft eigentlich alle Teams, die in irgendeiner Weise werksunterstützt sind, sie alle werden abwandern in die neue WM. Die LMS 2012 wendet sich rein an Privatiers. Und kehrt damit zu dem Punkt zurück, wo sie 2004 angefangen hat.

Und die LMS 2012 wird kein Problem damit haben, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu fahren. Denn die, die dort fahren, fanden in der Vergangenheit eh keine Beachtung und wollen vor allem lange Fahrzeiten und Spass haben. Wenn es nicht im TV kommt, macht auch nichts. Und ähnlich wie die «Blancpain Endurance Series» gleich im ersten Jahr boomt, wird auch die LMS auch im kommenden Jahr wahrscheinlich volle Felder haben. Denn die Verantwortlichen werden bei den bestehenden Teams nachgefragt haben, ob sie auch 2012 dabei sein werden, mit der GTC ist eine neue Feldfüller-Klasse dabei, die schon bald ein Eigenleben entwickeln wird, wie es in der ALMS auch der Fall ist. Und die Formula Le Mans wird auch mehr und mehr beobachtet, vielleicht auch dank der vermehrten deutschsprachigen Beteiligung.

Die Sportwagen-Szene boomt derzeit, fast wöchentlich kommen neue Meldungen über vermeintliche neue Hersteller. Doch gerade bei den Sportwagen kam in den letzten 50 Jahren noch immer nach jedem Boom der tiefe Fall. Und der ist fast schon wieder absehbar, denn es gibt viel zu viele Serien. Und die neue Endurance-WM wird teuer, sehr teuer. Vielleicht bleibt in einigen Jahren dann die Serie übrig, die für 2012 einen Schritt zurück macht. Die LMS!

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