Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Unzufriedenheit bei Peugeot

Von Guido Quirmbach
Den 908 Hybrid sieht man, wenn überhaupt, erst nach Le Mans.

Den 908 Hybrid sieht man, wenn überhaupt, erst nach Le Mans.

Glücklich ist man bei den Löwen über die derzeitige Entwicklung nicht.

Nach den letzten turbulenten Wochen mit der Bekanntgabe des Audi-Rückzuges aus der LMS/ ALMS und der Absage des Le Mans-Testtages gab es anlässlich eines Pressetermins bei Michelin in Clermont-Ferrand erste Statements seitens Peugeot.

 
„Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb der ACO ausgerechnet in diesem Jahr den Testtag gestrichen hat“ ärgerte sich der technische Direktor Bruno Famin gegenüber dem Autor. „Le Mans ist eine einzigartige Strecke, die kaum zu simulieren ist. Nun verkleinert man den Heckflügel, was enorme Auswirkungen auf die Performance des Autos hat, gleichzeitig kommt die neue Reifenwechsel-Regel ins Spiel und wir haben keine Möglichkeit es zu probieren.“ Seitens Michelin wurde diese Meinung bestätigt: „Natürlich soll ein Reifen in Zukunft so lange wie möglich durchhalten, das sind drei bis vier Stints, also annähernd drei Stunden. Aber die einzige Möglichkeit, wo man mehr als zwei Stunden am Stück auf dieser Strecke vor dem Rennen fahren kann, gibt es nicht mehr, das ist mehr als unglücklich.“
 
Bei Peugeot hat man seit der Niederlage im vergangenen Juni mit der Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans 2009 begonnen. Auf Einzelschicksale wurde keine Rücksicht genommen. So hat man möglicherweise den Sieg beim PLM in Road Atlanta bewusst verschenkt. „Wir haben kurzzeitig überlegt, Stephane Sarrazin für die Schlussphase im Auto zu lassen, aber dann haben wir doch Christian Klien ans Steuer gelassen. Denn es war eine der Zielsetzungen für dieses Rennen, ihm mehr Fahrpraxis mit dieser Art von Rennen zu geben. Vielleicht hätte Sarrazin aufgrund seiner Erfahrung den Audi von McNish am Ende halten können, ich weiß es nicht. Aber in jedem Fall hätten wir zumindest unsere Ziele in Bezug auf Le Mans nicht erreicht und die war uns wichtiger.“ so Famin.
Die Fahrertrios für Le Mans 2009 sind noch offen, wie Teammanager Serge Saulnier mitteilte, wird es Veränderungen geben. Eher unwahrscheinlich ist es, dass man Jacques Villeneuve und Riccardo Zonta wieder im 908 sehen wird. Die anderen sieben Fahrer dürften erhalten bleiben.
 
Eifrig wird bei Peugeot weiter geprobt, rund einen großen Test absolviert man derzeit im Monat. Erst Ende November teilten sich Gene, Wurz, Montagny, Sarrazin und Lamy einen 908 in einem 30 Stunden-Test in Le Castellet. Nic Minassian war ebenfalls vor Ort und fuhr unter anderem VIP`s spazieren. Keiner der Piloten bricht in Jubelstürmen aus, wenn er über das Fahrverhalten mit dem kleinen Heckflügel spricht. Sarrazin, der in den beiden letzten Jahren die Pole hatte, hält eine Rundenzeit von 3.28 in Le Mans für möglich. „Schneller aber kaum!“ Dennoch begrüßt Marc Gene die Änderungen: „Die Wagen hatten viel zu viel Downforce, das war gefährlich. Und das sag ich nicht nur wegen meines Unfalls im Pre-Test!“
Über die Zukunft von Peugeot in der LMS nach dem Audi-Rückzug gibt es noch keine offiziellen Statements. Vom Rückzug des härtesten Konkurrenten Audi ist man sehr enttäuscht: „Wir haben gemeinsam mit Audi und Michelin viel getan, um die LMS populärer zu machen und waren auf einem guten Weg. Das nun nach nur einem Jahr der wichtigste Wettbewerber aussteigt, ist sehr bedauerlich. Denn auf diesem Level brauchen wir Wettbewerb auf gleichem Niveau, mit ähnlichem Budget Nur gegen private Rennställe anzutreten, macht keinen Sinn.“ sprach Sport-Direktor Michel Barge, der inzwischen von Olivier Quesnel abgelöst wurder. Eine definitive Entscheidung wird aber erst im Januar verkündet.
 
Der Hybrid-908 wurde seit der Präsentation in Silverstone nicht mehr auf einer Rennstrecke gefahren, auch hier ist man nicht zufrieden. Bruno Famin: „Der Hybrid-Antrieb wird auf den Prüfständen weiter getestet. Aber auch hier sind wir nicht zufrieden mit dem derzeitigen Stand, denn mehr als in Silverstone seitens des ACO verkündet, wissen wir immer noch nicht. Und den Hybrid ausschließlich zur Reduzierung des Spritverbrauchs einzusetzen, ist bei einem Rennauto auch nicht der richtige Weg“
 
Fasst man die Aussagen aller Anwesenden zusammen, so könnte sich das Programm von Peugeot Sport wie folgt aussehen: Man bestreitet wieder die 12 Stunden von Sebring (Saulnier: „Es gibt keinen besseren Le Mans Test!“) und danach die beiden ersten Rennen zur LMS, um weitere Wettkampfpraxis für Le Mans zu gewinnen. Nach dem großen Ziel könnte dann die Saison bereits zu Ende sein, vielleicht gönnt man sich einige PR-Auftritte mit dem Hybrid. Amerika-Rennen schließt Peugeot aus: „Zu Testzwecken möglicherweise, aber wir verkaufen in den USA keine Autos, deshalb macht es für uns keinen Sinn, dort anzutreten. Wir wollen in Europa Rennen fahren!“

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