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Fährt KTM auch 2018 ohne Moto2-Kundenteams?

Von Günther Wiesinger
Miguel Oliveira

Miguel Oliveira

Bei KTM steht trotz der erstaunlichen Erfolge mit Miguel Oliveira noch nicht fest, ob 2018 auch ein Kundenteam ausgerüstet wird. Für Rennchef Pit Beirer haben andere Aspekte Vorrang.

Obwohl im GP-Sport vom Red Bull Rookies-Cup bis zur MotoGP-WM alle vier Kategorien bestritten werden, vernachlässigt KTM auch die weltweiten Offroad-Aktivitäten nicht. «Wir haben trotz Moto2 und MotoGP im Motocross keinen Cent Budget gekürzt und keinen Fahrer und keinen Techniker eingespart», betont Pit Beirer, der Motorsport-Direktor von KTM. «Es ist wichtig, dass wir wissen, wo wir herkommen. Aber langsames Wachstum kann uns keiner vorwerfen.»

Beirer räumt ein, dass man in der Moto2-Klasse gern mit Tom Lüthi zusammengearbeitet hätte, der jetzt WM-Zweiter ist.

Und er erklärt, warum ein Moto2-Kundenteam für 2018 momentan kein dringliches Projekt ist.

Tom Lüthi war letztes Jahr MotoGP-Testfahrer bei euch. Er hätte dann einen Platz im Red Bull KTM-Moto2-Team bekommen können. Er hat euch abgesagt?

Ja. Wir hätten Tom mit seiner Erfahrung gern in unserem Moto2-Projekt dabei gehabt.
Aber dieser Plan hat sich aufgrund der Loyalität von Tom nicht verwirklichen lassen. Er wollte mit jenen Leuten weitermachen, die ihm bisher nahegestanden sind und ihm geholfen haben.
Dadurch ist diese Zusammenarbeit gescheitert.
Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten entdeckt und hätten gerne in der Moto2-WM mit Tom zusammengearbeitet.
Aber letzten Endes war es von Tom vielleicht eine vernünftige Entscheidung, bei diesem starken Schweizer Team zu bleiben.

Ihr wollt 2018 zumindest ein Kundenteam ausrüsten. Bisher war das SKY VR46-Rennstall von Valentino Rossi ein Kandidat, das schon in der Moto3 KTM fährt. Hat auch das Schweizer Team mit Lüthi, Raffin und Lecuona angefragt? Kommt Tom Lüthi vielleicht auf diesem Weg 2018 noch zu KTM?

Naja, es haben sich mittlerweile drei namhafte Teams gemeldet. Ich möchte jetzt keinen Namen nennen.

Ist Marc VDS mit Franco Morbidelli und Alex Márquez dabei?

Nein.

Hat sich Teambesitzer Peter Öttl wegen einer Moto2-KTM für seinen Sohn Philipp für 2018 erkundigt?

Bei mir nicht.

Wie viele Moto2-Fahrer wollt ihr 2018 ausstatten?

Die Moto2-Kundenteams sind für uns momentan nicht das wichtigste Thema. Im Gegenteil. Wir sind sogar ein bisschen auf der Bremse. Das sieht jetzt alles so einfach aus. Aber wir haben in den drei GP-Klassen eine Riesenarbeit vor uns.
Wir sind in der Moto3 leicht im Hintertreffen; wir wollen aber wieder zurück an die Spitze.
In der Moto2 müssen wir damit rechnen, dass wir Rückschläge erleiden. Es gibt vielleicht Strecken, wo das Motorrad nicht so perfekt funktioniert.
In der MotoGP-Klasse haben wir auch große Aufgaben vor uns. Wir befinden uns also nicht auf einem weiteren Expansionskurs.
Ganz ehrlich: Ich würde in der Moto2 am liebsten nächstes Jahr mit der gleichen Größe weitermarschieren, also mit einem Team und zwei Fahrern.
Ein Kundenteam wäre zwar schön. Aber ich sehe weder bei KTM noch bei WP Suspension die nötige Kapazität, um das Kontingent jetzt ohne weiteres erhöhen zu können.
Aber ich will es vorläufig auch nicht total ausschließen.
Uns ist jetzt in der Moto2-WM ein Wahnsinnsschritt geglückt. Dieses Projekt nimmt eine erstaunliche Dynamik an.
Es ist wirklich cool für uns, vom Red Bull Rookies-Cup bis in die MotoGP in vier Kategorien vertreten zu sein.
Aber es sind jetzt schon ziemlich viele KTM- und WP-Leute im Fahrerlager. Alle unter meiner Obhut. Es ist vielleicht sinnvoll, alles zu stabilisieren und danach lustvoll die nächsten Schritte zu setzen.

KTM hat allein in der MotoGP schon mehr als 40 Mitarbeiter im Werksteam. Also werden bei den Europa-Rennen von euch 70 oder 80 Techniker im Paddock sein?

Ja, auf jeden Fall. Ich kenne die Anzahl nicht exakt, aber sie wird sich in dieser Größenordnung bewegen.
Wenn ich bedenke, dass wir 2012 beim Katar-GP in der Moto3-WM mit drei eigenen Serviceleuten angefangen haben... Nachher haben wir in Europa bei der Hintertür in der Box von Teamchef Aki Ajo angefangen zu arbeiten. Seither hat sich unser Engagement extrem entwickelt.
Langsames Wachstum kann uns momentan keiner vorwerfen.
Deshalb bitte keinen unnötigen Druck machen, weitere Teams zu nehmen und auszustatten...

Es ist beachtlich, dass ihr in der US-Supercross-Championship und in der Cross-WM weiter eine starke Rolle spielt.

Ja, es war ein ganz großes Ziel für uns, die bisherigen Motorsport-Kategorien nicht zu vernachlässigen und durch den MotoGP-Einstieg nicht alles andere überschatten zu lassen.
Wir wissen genau, wo wir herkommen, nämlich aus der Offroad-Szene. Und da geht es mit voller Kraft weiter. Wir haben nirgends einen Euro Budget gekürzt oder einen Mechaniker oder Fahrer weniger an Bord.
Die Offroad-Geschichte läuft nach wie vor im Vollbetrieb weiter. Wir haben die Dakar-Rallye 2017 schon gewonnen, wir liegen im Supercross mit Ryan Dungey punktegleich an der Spitze, in der Motocross-WM sind wir in der MXGP mit Tony Cairoli an zweiter Stelle, in der MX2 führen wir mit Pauls Jonass. Wir haben also noch andere Aufgaben zu meistern. Da wollen wir am Ball bleiben.
Es ist für uns sicher wichtiger, weiter im Motocross konkurrenzfähig zu sein als ein zweites, drittes oder viertes Moto2-Team zu suchen.

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