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GP-Fracht: Ihre tonnenschwere Reise nach Katar

Von Sharleena Wirsing
Nach dem Saisonauftakt in Katar stehen zwei Übersee-Rennen in Argentinien und Texas auf dem Programm. Ein Ein-Fahrer-Team schickt etwa eine Tonne Material nach Katar. Um Kosten zu sparen, zählt jedes Kilo.

Leichte Arbeitsbänke aus Alu-Waben, Spanntücher auf Alugestellen oder Boxenwände aus Karbon und beschränktes Material. Nach dem letzten IRTA-Test vor dem Saisonauftakt hieß es für die Moto3- und Moto2-Teams in Jerez: Kisten packen. Das gesamte Equipment, von den Bikes über Ersatzteile und die Boxeneinrichtung bis hin zu den Lederkombis der Piloten, wurde in sogenannte «flight cases» gepackt.

Peter Öttl, Moto3-Teamchef von Südmetall Schedl GP Racing, und Moto2-Teamchef Jürgen Lingg von Dynavolt Intact GP weihten SPEEDWEEK.com in die Geheimnisse der Logistik eines GP-Teams ein.

«Nach dem Ende des Jerez-Tests am Donnerstag verpackten wir unser Material in die dafür vorgesehenen Frachtkisten. Die Frachtkisten, die wir nicht permanent dabei haben. Also beispielsweise jene für das Bike, die wir nur für die Übersee-Rennen brauchen, wurden leer von DHL bei uns in der Werkstatt abgeholt und nach Jerez geliefert. Bei den Europa-Rennen wird das Bike im LKW verstaut. Nach dem letzten Rennen in Valencia bringt DHL diese Kisten dann wieder zurück zu unserer Werkstatt. Wir haben insgesamt vier Frachtkisten. Zwei permanente und zwei für Übersee. Diese Kisten wurden am Donnerstagabend nach dem Test gepackt und mit Aufklebern versehen. Einer dieser Aufkleber kennzeichnet die Kiste permanent mit dem Teamnamen und zeigt die genauen Maße, der andere wird nach jedem Rennen ausgetauscht, denn auf ihm steht dann die jeweilige Box- oder Zeltnummer», erklärte Peter Öttl.

«Die zwei Kisten für unsere Teile und das Werkzeug sind so konzipiert, damit wir sie in Europa und Übersee einsetzen können. So müssen wir nicht viel umräumen. Unsere normale Werkbank mit allen Tools wäre für die Übersee-Rennen zu schwer, darum haben wir speziell für diese Rennen eine leichtere gebaut. Die Schubläden der schweren Europa-Werkbank kommen dann in den leichteren Werkbankrahmen. Natürlich wird dabei ein bisschen aussortiert, was wirklich gebraucht wird. Das gilt nicht nur für das Werkzeug, sondern auch für die Ersatzteile. In Europa spielt das Gewicht keine so große Rolle, denn die LKWs sind im Vergleich zu ihrer Nutzung bei Logistikunternehmen mit sehr wenig Gewicht beladen. Wir haben ja nur begrenztes Material», fuhr Öttl fort.

Für die Übersee-Rennen werden im Öttl-Team auch die schweren Boxenwände durch bedruckte Spanntücher auf Alugestellen ersetzt. «So sparen wir extrem viel Gewicht. Manche Teams nehmen die schweren Wände trotzdem mit zu den Übersee-Rennen, andere lassen sich sehr leichte Wände aus Karbon bauen. Die Kosten sind dann aber erheblich höher», weiß Öttl. «Unser Material für die Übersee-Rennen wiegt 950 Kilo. Wir brauchen etwa drei Stunden, um die Kisten zu packen. Bei den Übersee-Rennen geht es dann schneller. In etwa eineinhalb Stunden. Größere Teams oder jene mit festen Stellwänden brauchen natürlich länger. Die Kisten an sich werden auch möglichst leicht gebaut, bei uns machte das Crew-Chief Stefan Kirsch, als wir mit dem Team anfingen. Sie sind aus Holz und dann beschichtet, damit sie wasserabweisend sind. Die Kiste für das Bike und die Werkbank sind jedoch aus einem Kunststoffwaben-Material. Sie sind sehr leicht, aber robust. Auch unsere Arbeitsbänke, auf denen das Motorrad bei der Arbeit steht, sind durch Aluwaben-Material extrem leicht und nur 10 mm dick.»

Welche Kosten kommen für den Transport zu den Übersee-Rennen auf die Teams zu? «Man kann sich sehr schön ausrechnen, ob sich die Anschaffung einer leichteren Werkbank oder Ähnliches langfristig lohnt. Die Fracht für ein Kilo kostet 55 Euro pro Jahr. Zudem bekommen wir je nach WM-Platzierung ein Freigewicht. Bei uns sind das nach WM-Rang 10 im letzten Jahr nun eine Tonne. Wir sind mit 950 Kilo also leicht drunter. Die Differenz wird ausgezahlt. Das ist aber eher die Ausnahme. Im letzten Jahr hatten wir 800 Kilo frei und mussten für 150 Kilo bezahlen.»

Jürgen Lingg, dessen Intact-Team das Material für die zwei Moto2-Piloten Schrötter und Vierge verpacken musste, berichtete im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Unser Material wiegt 2.550 Kilo, es wird in sechs Kisten verpackt. Wir haben auch leichtere Tischplatten und so weiter für die Übersee-Rennen. Unsere Boxenwände kommen im gesamten Jahr zum Einsatz, denn wir haben uns sehr leichte aus Karbon machen lassen. Sie haben ein deutlich geringeres Gewicht als mit Alu verkleidete Dreischichtplatten. Für die Übersee-Rennen wird natürlich das Material genau aussortiert, viel vorbereitet und Reparaturen dann vorgenommen, wenn wir zurück in Europa sind. Wir haben 2.000 Kilo Freigewicht, zahlen also für 550 Kilo etwa 50 Euro pro Kilo und Jahr.»

Bevor das Material auf Reisen geht, müssen die Teams auch ein sogenanntes Carnet ATA beantragen. Dabei handelt es sich um ein von 77 Ländern vertraglich anerkanntes Zolldokument, das die Abfertigung bei einer vorübergehenden Einfuhr von Waren vereinfacht. «Für das Carnet ATA müssen alle Teile gezählt und das dann vom Zoll beglaubigt werden. Zudem sollte eine Versicherung abgeschlossen werden. Wir haben nun also Material im Wert von 350.000 Euro versichert», fügte Lingg hinzu.

Bei den Übersee-Rennen werden für alle drei GP-Klassen etwa 900 Frachtkisten in vier Frachtflugzeugen transportiert. «Die Dorna hat vier Boeing 747 Jumbo Jets für den Transport», weiß Öttl.

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