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Aki Ajo (KTM): «Ich denke nicht an den WM-Titel»

Von Günther Wiesinger
Ratlos: Brad Binder

Ratlos: Brad Binder

KTM erlebt in der Moto2-WM 2019 bisher mehr Rückschläge als Erfolge. Brad Binder liegt als bester KTM-Pilot auf dem zehnten WM-Rang. Teamchef Aki Ajo sucht nach Lösungen.

KTM und Red Bull können mit den Darbietungen in der Moto2-WM 2019 bisher nicht zufrieden sein. In sechs Grand Prix schaffte keiner der neun Fahrer einen Podestplatz, Brad Binder aus dem Red Bull Ajo-KTM-Team liegt in der WM nur an zehnter Stelle. Er eroberte zwar in Le Mans mit einem neuen Chassis Platz 4 im Rennen und eine Bestzeit am Freitag, aber der Rückstand von 6 Sekunden im Rennen stellte niemand wirklich zufrieden. KTM-Firmenchef Stefan Pierer hatte die Zustände in der Moto2-WM bereits beim Jerez-GP heftig kritisiert.

In Le Mans bekamen Binder, Teamkollege Jorge Martin und Marco Bezzecchi aus dem Red Bull-Tech3-Team ein neues Chassis. In Mugello erwies sich das neue Modell als nicht konkurrenzfähig. Teambesitzer Hervé Poncharal ist von der Situation in der Moto2-WM enttäuscht. Das Rennen beim GP de France schaute sich der Franzose nicht einmal mehr in der Box an, sondern vor dem Fernseher in der Red Bull Energy Station.

Binders Teamkollege Jorge Martin landete in Mugello auf Platz 16, nur 0,081 sec hinter Binder, der den einzigen WM-Punkte für KTM ergatterte. Dem Südafrikaner fehlen bereits 49 Punkte auf WM-Leader Baldassarri. Dabei war er als Titelanwärter in die Saison gegangen.

Natürlich sind noch 14 Rennen zu fahren, und Brad Binder hat die WM-Flinte noch nicht ins Korn geworden – obwohl er in Italien weitere zwölf Punkte auf Leader Baldassarri (drei Saisonsiege) verlor.

KTM erlebte schon im November in Jerez eine Testschlappe, als Binder als bester KTM-Fahrer auf Platz 13 landete. Danach wurde Projektleiter Raimund Mandl durch Kevin Ranner ersetzt, er musste aber nach dem Katar-Debakel (keine KTM in den Top-Ten, in Austin nicht einmal eine in den Top-15) noch einmal neues Motorrad bauen.

«Bis November in Jerez haben wir die 2019-KTM nur einmal mit unserem Team im September in Aragón getestet. Dort haben wir kein großes Problem festgestellt», berichtet Ajo. «In Jerez im November war es viel schwieriger. Aber im Februar lief es in Jerez bereits deutlich besser. Trotzdem haben wir im Februar gesehen, dass wir uns stark verbessern müssen. Besonders die ersten Rennen waren schwierig für uns. Bei unterschiedlichen Umständen hat sich unser Problem verstärkt. Aber der Rennsport ist oft schwierig und rätselhaft, sonst würde ja jeder immer gewinnen…»

Es sieht jedenfalls so aus, als hätte Kalex das neue Bike mit dem 765-ccm-Dreizylinder-Motor von Triumph zielstrebiger entwickelt als KTM. «Ja, bisher hat Kalex alle Rennen gewonnen, wir in diesem Jahr keines. So gesehen geben die Resultate Kalex recht», räumt Aki Ajo ein. «Aber das Projekt mit den neuen Motoren steht erst am Beginn. Wir werden deshalb nicht aufgeben. Wir haben beim Rennen in Jerez, beim Test in Jerez und teilweise in Le Mans bereits Fortschritte beobachtet. Ich ich vermute, wir kennen inzwischen unser Problem. Und sobald das der Fall ist, kannst du einen Plan machen und entscheiden, in welche Richtung entwickelt werden muss. Deshalb werden wir bald Fortschritte erkennen, wir sehen positive Veränderungen. Auch der Test nach Le Mans in Barcelona war wertvoll und aufschlussreich.»

Fakt ist aber: Die Aussagen von Ajo klingen wie Durchhalteparolen. Denn der Rückstand von Binder wird immer grösser. Moto3-Weltmeister Jorge Martin, der 2018 acht famose Moto3-GP-Siege feierte, hat in diesem Jahr als Binders Teamkollege erst zwei 15. Plätze und zwei WM-Punkte erobert. Vor wenigen Monaten traute man dem Rookie noch Podestplätze zu.

Das Red Bull KTM-Ajo-Team hat mit der alten Moto2-KTM im April noch zwei Testtage vergeudet, so hatte Binder nach Le Mans nur zwei private Testtage bis zum Saisonfinale übrig. «Aber Jorge Martin hat mehr zur Verfügung, außerdem haben wir andere KTM-Fahrer», sagt Ajo, der die Titelhoffnungen noch nicht abgeschrieben hat. «Miguel Oliveira lag 2015 vor dem Misano-GP 110 Punkte hinter Danny Kent, er ist trotzdem fast noch Weltmeister geworden», räumt der Finne ein. «Damals haben uns am Ende nur sechs Punkte gefehlt. Deshalb behaupte ich: Die WM ist immer noch offen. Aber ich denke momentan nicht an die Weltmeisterschaft. Wichtig ist, dass wir unermüdlich schuften. Wir müssen die Probleme lösen. Das ist das übliche Tagesgeschäft im Motorsport. Wir lernen aus diesen schwierigen Situationen.»

Das Mugello-Ergebnis:

1. Alex Márquez. 2. Marini. 3. Lüthi. 4. Baldassarri. 5. Fernandez. 6. Bastianini. 7. Navarro. 8. Schrötter. 9. Lowes. 10. Di Giannantonio. 11. Pasini. 12. Vierge. 13. Gardner. 14. Nagashima. 15. Binder. – Ferner: 17. Aegerter. 20. Tulovic. 21. Öttl.

Der WM-Stand nach 6 von 19 Rennen:

1. Baldassarri 88. 2. Márquez 86. 3. Lüthi 84. 4. Navarro 73. 5. Schrötter 64. 6. Marini 58. 7. Fernandez 54. 8. Bastianini 45. 9. Gardner 41. 10. Binder 39.

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