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Kiefer Team ab 2017: Ein Rückschlag nach dem andern

Von Günther Wiesinger
Kiefer Racing musste seit Oktober 2017 eine unfassbare Anzahl von Rückschlägen verkraften. Trotzdem lässt sich Jochen Kiefer nicht unterkriegen. Er hat konkrete Pläne.

Teambesitzer Jochen Kiefer und seine Mannschaft haben in den letzten 22 Monaten mehr Tiefschläge erlitten, als jedes andere GP-Team. Zuerst wurde Kiefer im Oktober 2017 der Misano-Moto2-Sieg von Domi Aegerter (auf Suter) wegen angeblich illegaler Ölzusätze aberkannt. Dann starb Bruder und Teammanager Stefan Kiefer in der Nacht zum Freitag beim Malaysia-GP an einem Herzversagen. Am Tag zuvor hatte er den Verkauf des Teams an ominöse russische Investoren rund um David Pickworth eingefädelt. Der Deal platzte damals am 21. Dezember. Erst am 8. Januar 2018 konnte das Team grünes Licht für die Saison geben und neu durchstarten, das Moto2-WM-Aufgebot wurde auf einen Fahrer reduziert, für Sandro Cortese war kein Geld vorhanden.

Domi Aegerter finanzierte die WM-Saison 2018 durch eine aufwändige Crowd-Funding-Aktion. Aegerter blieb jedoch in der Saison 2018 erfolglos, er heimste auf der KTM nur 47 Zähler ein, er wollte in die Top-5 – und wurde WM-Siebzehnter. Dass in der Saison 2019 bei Rookie Lukas Tulovic nur mit bescheidenen Resultaten zu rechnen war, musste immer eingeplant werden.

Jochen Kiefer hat in den letzten Tagen bereits heftig über neue Aufgabengebiete nachgedacht. «Ich bin ja mit Kiefer Racing auch auf der Plattform CEV Repsol Championship tätig», sagt der Teambesitzer aus Bad Kreuznach. «Ich sehe, dass dort unheimlich viel Bedarf ist. Ich werde wöchentlich von Leuten angerufen, die Fahrer für die CEV haben und dort investieren wollen. Ich habe diese Anfragen immer wieder abgelehnt, weil wir neben der Moto2-WM nicht ausreichend Kapazitäten hatten. Es fehlte auch die Manpower und das Equipment. Aber jetzt werden viele Kapazitäten frei. Deshalb habe ich überlegt: Warum mache ich nicht ein großes Business in der CEV? Also in der Moto2-Europameisterschaft. Ich könnte 2020 ein paar Fahrer im European Talent Cup, in der Moto3-Junioren-WM und in der Moto2-WM fahren lassen. Wenn Lukas Tulovic keinen WM-Platz findet, könnten wir ihn noch ein Jahr in der CEV-Moto2-EM fahren lassen. Wir könnten versuchen, mit ihm die Moto2-EM zu gewinnen, damit er 2021 für ein GP-Team wie Intact interessant wird.»

In der Moto2-EM wird zwar noch mit den 600-ccm-Honda-Motoren gefahren, in der WM 2019 erstmals mit den 765-ccm-Triumph-Dreizylindern. Kiefer: «Aber ich habe noch das Material von 2018 von KTM mit den Honda-Motoren. Wir könnten mit dem 2019-Material von KTM für Lukas in der WM 2020 um Wildcard-Einsätze anfragen. 2020 sollen ja in der Moto2 wieder Wildcard-Rennen erlaubt sein. Dann wäre Kiefer Racing auch nächstes Jahr zwei- oder dreimal im GP-Fahrerlager zu sehen…»

Die Teamadresse von Kiefer befindet sich in Bad Kreuznach. «Meine Hausadresse ist das Firmendomizil. Ich habe aber in der Nachbarstadt Kirn eine Halle von 1500 Quadratmetern mit angrenzendem Werkstattgebäude, wo alles Material untergebracht ist.»

Kiefer Racing besitzt zwei Sattelauflieger, einer ist in der CEV unterwegs, der andere in der WM. Der 7,5-Tonner-Lkw wurde für den Northern European Cup gebraucht, als sechs Fahrer für Kiefer antraten. Er wurde auch für das Wildcard-Rennen der Moto3 mit Dirk Geiger beim deutschen WM-Lauf im Juli benutzt.

Kiefer: «Ich habe auch eine komplette Hospitality und kann bei den Trucks links und rechts Zelte anbauen. So könnte ich theoretisch bis zu zehn Fahrer reinstellen. Dazu habe ich das komplette Kalex-Moto2-Motorrad von Danny Kent 2016, ich habe zwei KTM-Moto2 von 2018, mit einer fährt Marcel Brenner in der EM. Dazu habe ich eine Moto3-KTM aus der CEV, die Tim Georgi 2018 eingesetzt hat. Material habe ich genügend.»

Kiefer hat es trotz widriger Umstände und dank einiger treuer Sponsoren geschafft, 2018 einigermassen kostendeckend zu arbeiten. Und auch die restliche Moto2-WM-Saison 2019 wird anständig über die Bühne gebracht – es wird kein Verlust erwirtschaftet. «Wir sind auch noch über die Anwälte hin- und her am Verhandeln. Denn Aegerter ist uns aus der Saison eine fünfstellige Summe schuldig.»

Für die unfreiwilliige Übertragung des Teamplatzes von Kiefer an Petronas, müssen die Malaysier auf Anordnung der Dorna eine Abfindung bezahlen. Kiefer: «Ich habe nach dem Tod von Stefan privates Geld ins Team gesteckt. Das bekomme ich jetzt durch die Abfindung im Grunde wieder zurück.»

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