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Coronakrise: Augusto Fernandez wird erfinderisch

Von Nora Lantschner
Augusto Fernandez verbringt zu Hause in Spanien «Quality time» mit seiner Familie

Augusto Fernandez verbringt zu Hause in Spanien «Quality time» mit seiner Familie

Marc-VDS-Fahrer Augusto Fernandez bemüht sich trotz der Corona-bedingten Zwangspause positiv zu bleiben. Der Spanier spricht über Zeitvertreib, Training und die Favoriten auf den Moto2-Titel.

Mit drei Saisonsiegen und insgesamt fünf Podestplätzen fuhr sich Augusto Fernandez in der Moto2-Saison 2019 ins Rampenlicht. Trotzdem verließ er am Ende des Jahres den Teamweltmeister Flexbox HP 40, um bei EG 0,0 Marc VDS den freigewordenen Platz von Weltmeister Alex Márquez einzunehmen.

Der Saisonauftakt in Doha/Katar war für den 22-jährigen Spanier nach einem Sturz schon nach zwei Runden vorbei, umso mehr hofft er darauf, 2020 noch die Möglichkeit zu bekommen, sein Potenzial unter Beweis zu stellen. Im Interview erzählt der WM-Fünfte des Vorjahres, wie er die Corona-bedingte Zwangspause erlebt.

Augusto, wie geht es dir und wie erlebst du die aktuelle Situation?

Mir geht es gut. Ich verbringe die Zeit zu Hause mit meiner Familie und wir versuchen alle, so gut wie möglich damit umzugehen. Ich werde nicht leugnen, dass es langsam ein bisschen hart wird, aber man braucht Geduld und positive Energie und muss das einfach durchstehen.

Was hat sich an deiner Routine am meisten verändert?

Die größte Veränderung ist natürlich die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, wodurch man auch kein Motorrad fahren kann. Das ist etwas, was eigentlich zu meiner Routine gehört, wenn wir nicht bei einem Grand Prix sind. Abgesehen davon hat sich mein Alltag nicht so stark verändert. Das Einzige ist, dass ich normalerweise mit meinem Trainer im Gym trainiere, jetzt versuche ich eben, eine ähnliche Arbeit zu Hause zu machen. Auf einer persönlichen Ebene vermisse ich natürlich die Zeit mit meinen Freunden, auszugehen und diese Dinge.

Was kannst du aus dieser Situation mitnehmen und was fällt dir am schwersten?

In meinem Fall ist das Beste gleichzeitig auch das, was für mich am schwierigsten ist. «Quality time» zu Hause zu verbringen, um Dinge zu tun, für die wir normalerweise keine Zeit haben, und mit der Familie zu sein, ist das Beste an dieser merkwürdigen Situation. Trotzdem, zu Hause eingeschlossen zu sein ist auch das, was mir am schwersten fällst, weil wir schon in die Saison gestartet waren und ich verrückt danach bin, Rennen zu fahren. Wir müssen aber positiv bleiben und diese Tage zu Hause genießen, weil wir eines Tages wieder in unser Leben als Weltenbummler eintauchen werden.

Hast du während der Ausgangssperre auch schon neue Talente entdeckt?

Ich spiele viele Videospiele mit Freunden und ich habe festgestellt, dass ich nicht wirklich gut in Kämpfen und Kriegsspielen bin. Ich verliere immer, aber wenn es um virtuellen Sport wie MotoGP oder Fußball geht, bin ich viel besser und kann sie normalerweise schlagen.

Auf den sozialen Netzwerken gibt es eine Challenge nach der anderen. Hast du schon bei etwas Lustigem mitgemacht?

Es stimmt, dass es viele davon gibt – und sie machen viel Spaß! Vielleicht war es die Challenge mit der Klopapierrolle, die ich am meisten mochte. Ich musste richtig üben, damit es im Moment der Wahrheit funktionierte! Dann habe ich meinen Bruder nominiert und die arme Rolle wurde komplett zerstört. Wir hatten aber unseren Spaß an der Challenge.

Wie hältst du dich fit? Musstest du auf irgendwelche ungewöhnlichen Methoden zurückgreifen?

Ich trainiere so viel ich kann. Ich fahre viel Rad auf den Rollen. Das mag ich, weil man immer noch das Gefühl von Bewegung bekommt und es fast so scheint, als wäre man draußen, obwohl es statisch ist. Für das Krafttraining verwende ich einige Gewichte, die ich schon im Haus hatte. Und ich werde erfinderisch, wenn ich das Gewicht erhöhen muss. Ich stemme alles, was ich finden kann, von Töpfen bis Wasserflaschen.

Ist es hart, weiter zu trainieren und die Konzentration zu halten, ohne zu wissen, wann wir wieder in die Normalität zurückkehren werden? Wie gehst du mental damit um?

Das Härteste daran ist, nicht zu wissen, wann alles wieder normal sein wird. Wir trainieren nicht auf dem Motorrad, das ist am schwierigsten, ich vermisse es wirklich. Ich versuche aber, einen fixen Trainingsplan zu befolgen, um fit zu bleiben. Das hilft auch, damit die Tage besser vergehen.

Ich arbeite mit Zielen. Jetzt soll der erste Grand Prix zum Beispiel in Deutschland stattfinden, also bereite ich mich darauf vor. Sollte er verschoben werden? Dann werde ich mich auf den nächsten konzentrieren und mich bestmöglich vorbereiten.

Schauen wir zurück: Wie bewertest du den ersten Grand Prix in Katar?

Der Sturz war sehr schade, weil ich ein sehr gutes Feeling mit dem Bike hatte. Ich glaube, dass ich ein sehr gutes Rennen hätte zeigen können. Wir hatten im Vergleich zum Test einen wichtigen Schritt gemacht, das Gesamtpaket aus Bike, Team und Fahrer war bereit. Deshalb war ich so wütend, als die Saison unterbrochen wurde, weil wir einen guten Rhythmus gefunden hatten und alles anfing, in einen Flow zu kommen.

Wie siehts du die Moto2 in dieser Saison?

Es wird so sein, wie ich es erwartet hatte. In der Kategorie wird es sehr eng zugehen, es gibt nicht sehr viel Raum für Fehler. Die Favoriten werden sehr stark sein und es wird andere Namen geben, die uns überraschen werden.

Welche Namen hast du auf dem Zettel?

Es ist zu früh, um richtige Prognosen zu machen, weil es immer ein paar Rennen braucht, ehe man das Potenzial von allen einschätzen kann. Ich habe aber jede Menge Fahrer auf dem Radar: Marini, Martin, Navarro, Bastianini, Nagashima – der WM-Leader – dazu Lüthi und Gardner.

Es sind viele und wir müssen dazu gehören. Ich freue mich darauf, wenn die Rennen wieder losgehen und wir unsere Arbeit wieder aufnehmen können, weil ich sehr happy damit bin, wie die Dinge mit dem ganzen Team liefen.

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