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Maverick Viñales: Der Vergleich mit Marc Márquez

Von Günther Wiesinger
Mit Maverick Viñales gewann in Texas ein 19-jähriger Spanier beim zweiten Versuch sein erstes Moto2-Rennen, dem viele Experten eine grosse Zukunft vorhersagen.

Kevin Schwantz (49) hat schon im September 2011 erklärt, dass aus der damaligen jungen Generation von Fahrern drei ganz besonders herausragten – Marco Simoncelli, Marc Márquez und Maverick Viñales.

Tatsächlich hat damals Viñales in seiner ersten 125-ccm-GP-Saison bei Blusens seine ersten Rennen gewonnen und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Auch 2012 gewann er mit der FTR-Honda in der ersten Moto3-Saison (250-ccm-Viertakter statt 125-ccm-Zweitakter) fünf Rennen.

Aber Viñales war trotzdem frustriert, weil die Werks-KTM von Cortese mit Fortdauer der Saison immer unschlagbarer wurde und Honda und das Blusens-Teams nichts unternahmen, um die Titelchancen zu erhöhen.

Die Saison gipfelte in einem Eklat. Beim Sepang-GP platzte Viñales der Kragen, er streikte, unterhielt sich während des ersten freien Trainings mit den Journalisten – und reiste dann heim nach Spanien.
Der Weg zum Titel war endgültig frei KTM und Cortese.
Und Maverick machte unmissverständlich klar: Er wollte für 2013 eine Werks-KTM.

Viñales damaliger Manager Ricard Jové nahm die Situation nicht besonders ernst, er pochte auf einen langfristigen Vertrag. Rechtsanwalt Paco Sanchez machte Viñales daheim in Spanien klar, dass er am kommenden Sonntag in Australien wieder für Blusens-Honda fahren müsse, sonst werde er wegen Vertragsbruchs sein Gesicht verlieren.

Viñales kam der Aufforderung nach, das Porzellan zwischen ihm,  Jové und Blusens war allerdings für alle Zukunft zerschlagen.

Der Grund: Jové hatte ihm ein schriftliches Angebot von Red Bull KTM-Ajo für 2013 vorenthalten.

Viñales nahm eine Ablöse von 300.000 Euro in Kauf – und wechselte ins kleine LaGlisse-Team, dessen Besitzer Jaime Fernández-Avilés wenig später in die Schlagzeilen geriert, weil er wegen Betrugs monatelang ins Gefängnis eingebuchtet werden sollte.

Viñales liess sich nicht beirren. Er fuhr im spanischen Underdog-Team 2013 drei GP-Siege und einen Podestplatz nach dem andern heraus, aber Luis Salom hielt vom ersten bis zum letzten Rennen die WM-Führung. Erst beim Finale zeigte Viñales seine einsame Klasse, sein Können und seine Nervenstärke – er gewann das Rennen und den WM-Titel sensationell vor Rins und Salom!

Von seinem Manager Ricard Jové hatte er sich im Sommer 2013 getrennt, jetzt leitet kein Geringerer als der finnische Weltmeister-Macher Aki Ajo seine Geschäfte.

Übrigens: Maverick Viñales befürchtete das ganze Jahr 2013 über, KTM würde das Red Bull-Team bei der Weiterentwicklung bevorzugen – und täuschte sich.

Zum Dank dafür schenkte er KTM-Sportchef Pit Beirer bei der FIM-Gala in Monte Carlo seine Goldmedaille.

Viñales ist genau so zielstrebig wie Marc Márquez, auch mit Talent sind beide übermässig gesegnet, mit Renninstinkt, mit Siegeswillen, mit Nervenstärke, mit Selbstvertrauen. Beide Fahrer wirken mit ihren 19 und 21 Jahren ungeheuer reif und erwachsen, was auch den Moto3-WM-Leader Jack Miller auszeichnet, der seinem Red Bull Ajo KTM-Vorgänger Luis Salom in dieser Hinsicht vieles voraus hat.

Wir haben ein paar statistische Daten hervorgekramt, die dokumentieren, dass ein Vergleich zwischen Maverick Viñales und Marc Márquez auf keinen Fall gewagt oder an den Haaren herbei gezogen ist.

Der Vergleich

– Viñales hat in der 125-ccm-WM bereits beim fünften Auftritt seinen ersten Grand Prix gewonnen. (Márquez erst seinen 33.).

– Viñales hat die 125er-WM und Moto3-WM in seinen ersten zwei GP-Jahren 2011 und 2012 als Gesamtdritter beendet. Im dritten Jahr gewann er den Titel. Márquez war 2008 und 2009 in der 125er-WM 13. und Zehnter, 2010 gewann er sie.

– Viñales entschied in der Moto2-WM gleich sein zweites Rennen (Texas) für sich, er liegt jetzt in der WM an zweiter Stelle. Er kann 2014 auf Anhieb Moto2-Weltmeister werden, was Stefan Bradl 2011 bei Márquez verhindert hat.

– Marc Márquez hat in der Moto2-WM erst bei seinem achten WM-Rennen den ersten Sieg errungen. Das war 2011 in Le Mans, wo Viñales übrigens seinen ersten 125er-GP-Sieg feierte.
Viñales ist zwei Jahre jünger als Márquez und könnte noch einige Altersrekorde seines Landsmanns brechen.

– Beim Alter zum Zeitpunkt des ersten WM-Debüts (in der 125-ccm-WM) hat Márquez die Nase vorne:
Marc Márquez: 15 Jahre und 42 Tage
Maverick Viñales: 16 Jahre und 67 Tage.

– Beim Alter zum Zeitpunkt des ersten GP-Siegs (125 ccm) war Viñales der deutlich Jüngere:
Marc Márquez: 17 Jahre und 109 Tage
Maverick Viñales: 16 Jahre und 123 Tage.

– Beim Alter zum Zeitpunkt des ersten Moto2-GP-Siegs liegt wieder Márquez um ziemlich genau ein Jahr vorne:
Marc Márquez: 18 Jahre und 87 Tage
Maverick Viñales: 19 Jahre und 91 Tage.

Aber wenn Viñales in diesem Jahr Moto2-Weltmeister werden und bereits 2015 in die MotoGP-Klasse aufsteigen sollte, dann könnte die Nummer 93 noch ein paar andere Alters- und andere Rekorde verlieren.

Wobei Márquez einen Vorteil hat: Er wurde am 17. Februar 1993 geboren, Viñales am 12. Januar 1995. Marc ist also in jeder Saison 36 Tage jünger als sein Rivale, wenn es um das Aufstellen von Altersrekorden geht.  

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