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Marcel Schrötter: «Mahindra war der Tiefpunkt»

Von Günther Wiesinger
Mit Platz 7 in Australien gelang Marcel Schrötter (21) sein bestes Moto2-Ergebnis. Aber der kampfstarke Bayer hat in der WM einige triste Jahre erlebt.

Marcel Schrötter (21) wurde von Toni Mang, Sepp Schlögl und Adi Stadler entdeckt, er wurde mit diesem Trio 2008 und 2009 deutscher 125-ccm-Meister, 2009 auch Europameister, beim Valencia-GP schaffte er als Wildcard-Pilot den überragenden fünften Platz.

In seiner ersten kompletten 125-ccm-GP-Saison 2010 als letzter Honda-Mohikaner erfüllte er die Erwartungen nicht.

Es folgten entbehrungsreiche Jahre. Im Frühjahr 2013 musste Marcel sogar sein Auto verkaufen, um weiter Rennen fahren zu können.
Aber jetzt hat sich der Bayer in der Weltklasse etabliert.

Er liegt zwei Rennen vor Schluss der Moto2-WM in der Tabelle an elfter Position, zum achten Rang von Sandro Cortese fehlen ihm nur zehn Punkte. «Ich möchte noch WM-Zehnter werden, auch Platz 8 ist theoretisch noch möglich», sagt der Mistral-610-Piloten aus dem französischen Tech3-Team, der am Sonntag mit Platz 7 sein bestes Moto2-Ergebnis erzielt hat.

Marcel, was muss sich an der Mistral 610 noch ändern, damit sie so konkurrenzfähig ist wie eine Kalex? Hat Tech3 die nötigen Kapazitäten?

Man kann nicht genau sagen, was wir machen müssen, um besser zu werden. Wir haben einfach von Rennen zu Rennen teilweise Probleme in den Bremszonen. Das Hauptproblem ist aber eher das Turning vom Motorrad, dazu ein bisschen das Gewicht. Wenn wir das alles ein bisschen reduzieren können, also etwas weniger Gewicht, etwas weniger Probleme beim Turning, dazu mehr Bremsstabilität, wenn wir da überall kleine Fortschritte machen, dann kommen wir noch weiter nach vorne. Wir sind ja nicht mehr weit weg.
Wenn wir pro Runde am Motorrad zwei bis drei Zehntel finden und ich mich noch einmal verbessere, dann sind wir sehr nahe dran. Und ich kann mich fahrerisch auch noch steigern. Das sind die Ziele für nächstes Jahr.

Du hast bisher in der WM immer unterlegenes Material gehabt. Bei Honda mit der 125er, bei Mahindra besonders mit der Moto3 im Jahr 2012, dann mit der Bimota-Moto2. In dieser Phase hast du gelernt, technische Mängel der Motorräder mit fahrerischem Einsatz wettzumachen. Das klappt immer noch?

Es war wirklich schwierig, seit ich in die WM gekommen bin. Zuerst 2009 mit Wildcards. ich hatte zwar eine sehr gute Honda, aber sie war in der WM nicht mehr richtig konkurrenzfähig. Sie war auf dem Stand von 2005 oder 2006, Aprilia brachte dauernd nagelneue Werksmaschinen. Deshalb gab es teilweise einen ganz schönen Speed-Unterschied.
Als WM-Neuling musste ich natürlich die Strecken lernen. Ausserdem gab es damals wegen der Wirtschaftskrise aus Kostengründen nur ein Freitag-Training. Es hat zwar eine Stunde gedauert, aber ein Training fiel weg. Man konnte vom ersten zum zweiten Training am Freitag nichts analysieren, nichts lernen, am Samstag ging's schon um die Wurst.
2011 und 2012 kam dann die Zeit mit Mahindra, ohne grosse Sponsoren.

Bei der 250-ccm-Viertakt-Mahindra von 2012, die in Italien gebaut wurde, gab es meistens schon beim Warmlaufen ein Ölleck?

Ja, das war echt eine schwierige Zeit. Die Moto3 bei Mahindra war der Tiefpunkt. Das war kein Rennmotorrad. Ganz weit weg von einem Rennmotorrad.
2011 mit dem 125-ccm-Zweitakter, das war noch einigermassen okay.
Aber diese Zeit hat mich schon ein bisschen nach vorne gebracht.
Ich habe damals schauen müssen, dass ich Zeit gutmache, wo ich irgendwie keine Power brauche. Das war dann oft in den Bremszonen. Oder ich habe versucht, Kurven irgendwie anders zu fahren. Oder im Regen zu glänzen. Da waren wir dann oft gut dabei. Fahrerisch hat mich diese Zeit vorwärts gebracht. Aber wenn die Ergebnisse nicht da sind, findet man halt keine Teams.
Und wir hatten nicht die Möglichkeit, irgendwo mal 200.000 Euro aus der eigenen Tasche zu investieren, um mal was zeigen zu können und ein Team aufmerksam zu machen. Das war nie der Fall.
Deshalb war die WM-Zeit bisher so schwierig.

Du warst auch mutig, als du im Juli 2012 bei Mahindra den Krempel hingeschmissen hast. Du warst dann mal einige Wochen arbeitslos.

Ja, wir hatten nichts Sicheres in der Hand. Aber ich wusste: Wenn ich mit der Mahindra hoffnungslos weiterfahre, wird auch niemand auf mich aufmerksam.
Ich bin dann beim Indianapolis-GP ins Moto2-Team von SAG gekommen, die haben damals eine Bimota eingesetzt. Dort sind vor mir Angel Rodriguez und Damian Cudlin gefahren.
Das war wieder eine schwierige Zeit... Ich war der einzige Bimota-Fahrer. Und noch dazu neu in der Moto2. Ich hatte null Vorbereitung, keine Tests, ich war vorher nie auf einem 600er-Motorrad gesessen.
Ich konnte damals gar nicht genau beurteilen, wie gut oder schlecht die Bimota war. Es fehlte bei mir total an Praxis, an Tests, an Training und an Erfahrung. Und beim Bike fehlte eine Menge Top-Speed... Aber anscheinend war man mit mir zufrieden. 2013 bekam ich dann bei SAG eine Kalex.

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