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Hervé Poncharal: «Viele Ideen für die Moto2-Zukunft»

Von Günther Wiesinger
Moto2-WM-Start in Mugello 2015: Was bringt die Technik 2019 zum Vorschein?

Moto2-WM-Start in Mugello 2015: Was bringt die Technik 2019 zum Vorschein?

Die Moto2-Einheitsmotoren wurden für drei weitere Jahre festgeschrieben. Nachher muss eine moderne Lösung her, mit verschiedenen Herstellern. Was IRTA-Präsident Hervé Poncharal dazu sagt.

Hervé Poncharal ist Teambesitzer in der Moto2-WM (Fahrer: Schrötter, Vierge) und gleichzeitig Präsident der Teamvereinigung IRTA. Sein Wort hat Gewicht, auch wenn es um die Zukunft der technischen Vorschriften für die Moto2-WM geht.

Bis Ende 2018 sind bekanntlich die Einheitsmotoren der Honda CBR 600RR festgeschrieben.

Danach soll ein neues Konzept in Erscheinung treten, die Ideen und Vorschläge werden bis zum Jahresende 2015 eingesammelt, im Sommer oder Herbst 2016 soll darüber entschieden werden. Denn die Hersteller brauchen rund zwei Jahre Vorlaufzeit, wenn sie ganz neue Motoren entwickeln sollen.

Und an einem Weiterwursteln mit den veralteten Honda-Serienmotoren (128 PS), daran ist für 2019 niemand ernsthaft interessiert.

«Als wir für 2010 die Einheitsmotoren eingeführt haben, sind wir schwer unter Beschuss geraten, von Aprilia, von KTM, von überall», erinnert sich Poncharal. «Man warf uns den Gebrauch von Serienmotoren in einer Prototypen-WM vor; einheitliche Motoren waren damals unvorstellbar und gewöhnungsbedürftig. Eineinhalb Jahre später gab es 2011 in Malaysia ein Meeting mit allen Teams, ?bei dem über die Moto2-Zukunft diskutiert wurde. Zum ersten Mal haben sich alle Teams für die Fortführung des Einheitsmotoren-Konzepts stark gemacht – einstimmig! Die Teammanager plädierten einstimmig dafür, so weiterzumachen. Das heisst, für die Beteiligten war das eine gute Lösung, auch aus Kostengründen. Das ?geschah ja alles zeitnah nach der Weltwirtschaftskrise. Die Chassis sind inzwischen so konkurrenzfähig, dass man auch mit einer Vorjahres-Version gewinnen kann. Die Motorkosten sind seit fast sieben Jahren unverändert, sie kosten für die Teams 60.000 Euro für die ganze Saison. Deshalb haben wir entschieden, bis inklusive 2018 so weiterzumachen.»

«Für 2019 sind wir offen für alles. Es könnte sich wieder ein Konzept mit einheitlichen Triebwerken ergeben, es könnte ein ähnliches Konzept wie in der Moto3 vorgeschlagen werden mit unterschiedlichen Herstellern, aber klaren Kostenlimits. Denn die Moto3 ist für die Dorna und IRTA momentan schwieriger zu überwachen als die Moto2. Die Moto3-Hersteller wollen in dieser Klasse ihre Technologie zur Schau stellen. Jeder kämpft für seine eigenen Interessen... Die Moto2 ist sehr viel einfacher zu kontrollieren. Wir werden uns jetzt alle Optionen anschauen, Multi-Engines oder One-Make-Engines. Wir haben die Teams und die Hersteller um Informationen gebeten. Wir sammeln Ideen. Auch die Dorna und die IRTA machen sich Gedanken.»

«Aber es wird noch viel Wasser die Seine runterfliessen, bis wir zu einer Entscheidung gekommen sind», ist sich Poncharal bewusst. «Spätestens im Herbst 2016 brauchen wir eine Entscheidung. Lieber früher.»

Welche Lösung würde Poncharal in seiner Rolle als Teambesitzer bevorzugen – wie viel Hubraum? Wie viele Zylinder? Die von Eskil Suter ins Spiel gebrachte Version mit 750-ccm-Dreizylindern lehnt jedenfalls Poncharal ab. «Zu nahe an der MotoGP.»

«Vor der Saison 2010 gab es eine Ausschreibung», erinnert er sich. «Wir dachten, wir nehmen 600 ccm, denn Honda hat solche Motoren, auch Kawasaki, Yamaha und Suzuki. Das war 2008 oder 2009. Die vier grössten Hersteller ?verfügten über solche Triebwerke, sie waren zuverlässig, preiswert und ?stark genug. Wir würden uns immerhin mit der Supersportklasse vergleichen können, wussten wir. Honda hat uns damals die beste Lösung angeboten; sie wurden als Partner ausgewählt. Wenn wir für 2019 Prototypen-Motoren zulassen, werden die Kosten in die Höhe schiessen. Das wird sich nicht vermeiden lassen. Natürlich können wir ein Kostenlimit vorschreiben, aber das hat sich auch in der Moto3 nicht wirklich bewährt. Wenn wir zum Beispiel 500-ccm-Twins nehmen, kann KTM zwei Moto3-Zylinder verwenden. Aber die Kosten werden verrückt ansteigen. Und was hätten wir davon? Deshalb sage ich im Sommer 2015: Einheitsmotoren wären sinnvoller. Vielleicht öffnen wir die Klasse für unterschiedliche 600-ccm-Motoren. Sie sollten aber nicht allein auf Production-Motoren basieren. Trotzdem könnten dann neben Honda auch Kawasaki, Suzuki und Yamaha mitmachen.»

Kalex-Designer Alex Baumgärtel würde gerne ein Kasettengetriebe für die bestehenden CBR-600RR-Motoren entwickeln. Poncharal: «Die existierenden Motoren kommen für 2019 nicht mehr in Frage. Es wird auf jeden Fall noch viel diskutiert werden. Es gibt so viele unterschiedliche Ideen.»

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