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Jonas Folger trennt sich von Manager Llavero

Von Günther Wiesinger
Der Moto2-WM-Sechste und zweifache Saisonsieger Jonas Folger hat seinen spanischen Manager Christian Llavero entlassen.

Nach dreieinhalb Jahren gehen der 22-jährige Jonas Folger und sein spanischer Manager Christian Llavero getrennte Wege.

Llavero lernte Folger während seiner Zeit in der Red Bull MotoGP-Academy in Spanien kennen, er war dort als Mechaniker tätig. Er wurde zuerst von der Familie Folger in erster Linie als Konditionstrainer engagiert, erwarb sich aber dann das Vertrauen des damals orientierungslosen bayerischen Rennfahrers und liess sehr bald kein Mitspracherecht von Vater Jakob Folger mehr zu, der jahrelang viel Zeit und Geld geopfert hatte, um das Talent und die Karriere des Juniors zu fördern.

Jakob Folger war von dieser Situation so tief enttäuscht, dass er seit vier Jahren keinen Grand Prix mehr besucht hat.

Im Paddock machte der überforderte Christian Llavero regelmässig durch unprofessionelles Gehabe von sich reden.

Er überredete Folger, im Sommer 2013 gemeinsam mit Marcel Schrötter ein Haus in der Nähe von Girona in Spanien zu mieten und zu beziehen, ein paar Monate nachdem der damals noch 19-jährige Bayer Vater einer Tochter geworden war.

Beim spanischen Mapfre-Aspar-Team fuhr Folger ab Indy 2012 eine Kalex-KTM, er erlebte eine starke zweite Saisonhälfte, blieb aber 2013 deutlich hinter den Erwartungen.

Tiefpunkt: Nach einem Crossunfall nach dem Mugello-GP 2013 verschwieg Llavero gegenüber dem Martinez-Team acht Tage lang die Ernsthaftigkeit einer Handverletzung. Folger musste nach drei Runden im ersten freien Training wegen zu starker Schmerzen einpacken – als Podestkandidat beim Heim-GP des Teams. Teambesitzer Martinez und Sportdirektor Gino Borsoi schäumten.

«Aspar» Martinez hielt viel vom fahrerischen Talent Folgers, aber deutlich weniger von dessen Management. Martinez bot Folger schliesslich für 2014 keinen Moto2-Platz an, denn Llavero wollte unbedingt eine Kalex statt einer Suter.

Im Paddock fiel auf, dass Llavero seinen Fahrer nie aus den Augen liess und ihn an der kurzen Leine hielt.

Im Sommer 2014 leistete sich Llavero einen Riesenschnitzer: Er verhandelte mit Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal über die MotoGP-WM 2015, ohne zu wissen oder ohne sich klar darüber zu sein, dass Jonas einen wasserdichten Moto2-Zwei-Jahresvertrag mit AGR für 2014 und 2015 hatte. Ausserdem hätte der Red Bull-Vertrag keinen Wechsel zu Monster zugelassen... Poncharal fühlte sich an der Nase herumgeführt.

Bei Marc VDS Racing verzockt

Für 2015 hätte Folger ins siegreiche belgischen Marc VDS-Team aufsteigen können, das 2014 mit Rabat und Kallio zehn von 18 Rennen gewonnen und die WM-Ränge 1 und 2 belegt hat. «Aber es kam nie zu seinem Gespräch. Der Manager von Folger hat sich nur per E-Mail gemeldet», wunderte sich Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy. Er liess sich nicht zum Narren halten – und engagierte Franco Morbidelli.

Beinahe wären dadurch für Jonas Folger alle Türen zugefallen. Denn Llavero liess gegenüber dem deutschen Dynavolt Intact GP-Team im vergangenen Juli durchblicken, man werde zu Marc VDS wechseln. Die Intact-Mannschaft verhandelte deshalb mit anderen Kandidaten von Bradl über Schrötter bis zu Siméon.

Vier Wochen später kreuzte Llavero ziemlich kleinlaut beim Intact-Team auf – und bot Folger zu recht preiswerten Bedingungen beim aufstrebenden Team aus Memmingen an.

Noch am gleichen Wochenende wurde der Deal unterschriftsfertig gemacht. Und Jonas Folger bekam einmal mehr den Beweis, wie dilettantisch er von Llavero gemanagt wurde. Schon Ende 2013 hatte niemand verstanden, warum der Spanier den talentierten Deutschen ausgerechnet ins AGR-Team transferierte, das damals im Jahr zuvor mit Alberto Moncayo und Steven Odendaal nicht gerade für Furore gesorgt hatte. Und dazu gleich für zwei Jahre...

Beim ersten Test mit dem Intact-Team war Ex-Mechaniker Llavero noch unangenehm aufgefallen, weil er die meiste Zeit in Crew-Chief-Sessel von Patrick Mellauner sass, während Technikchef Jürgen Lingg und Patrick Mellauner vor dem Neuzugang am Boden knieten.

«Mir ist auch aufgefallen, dass er dauernd in der Box war und bei der Technik mitgeredet hat», wunderte sich Teammanager Jürgen Lingg. «Das geht wirklich nicht. Aber es hat sich ja inzwischen erledigt.»

Die Vermutung, Jonas Folger werde sich den Manager künftig mit seinem Kumpel Marcel Schrötter teilen, wird sich nicht bestätigen.

«Da ist nichts dran», erklärte Schrötter-Manager Michael Kories am Freitagabend gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich weiss nicht mal, dass Christian raus ist.»

Jonas Folger weiss, dass er mit 22 Jahren an einem Wendepunkt seiner Karriere angekommen ist. Er will 2016 bei Intact beweisen, dass er nicht nur für einzelne GP-Erfolge gut ist, sondern auch um den Titel fighten kann, was ihm bisher in keiner Klasse gelungen ist.

Folgers Können ist unbestritten: Er fuhr mit 13 Jahren in der Spanischen 125-ccm-Meisterschaft schon aufs Podest, gewann mit 13 auf dem Salzburgring seinen ersten IDM-Lauf und war bereits 2009 in seiner ersten GP-Saison Zweiter beim GP von Frankreich in Le Mans – mit 15 Jahren!

Aber bei der Auswahl der Teams war Folger manchmal schlecht beraten: 2010 tat er sich eine zweite Saison im Caponera-Team an, bei dem es einen Crew-Choef für fünf Fahrer gab. Nach der misslungenen Saison 2011 entliess ihn Aki Ajo aus dem Red Bull-Aprilia-125-Team. Folger unterschrieb beim MZ-Team und verlor diesen Platz ein paar Wochen vor dem ersten Saisonrennen 2012.

Der heutige Leopard-Racing-Chef Flavio Becca überredete Jonas damals zu einem Abenteuer auf der schwachbrüstigen und unzuverlässigen Emir-Moto3-Eigenbaumaschine von Iodaracing.

Bei Iodadaring nahm Folger im Sommer 2012 Reissaus. Jorge Martinez gewährte ihm dann für eineinhalb Jahre Unterschlupf in seinem Mapfre-Team. «Ich habe mich eine Zeit lang zu stark auf mein Talent verlassen», räumte Folger vor zwei Jahren ein.

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