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Marcel Schrötter: Das große Interview zum Intact-Deal

Von Sharleena Wirsing
Seit dem Brünn-GP steht fest, dass Marcel Schrötter die Nachfolge von Jonas Folger im Team Dynavolt Intact GP antreten wird. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über seine Ziele in den nächsten beiden Jahren.

Mit Platz 5 beim Grand Prix von Österreich auf dem Red Bull Ring gelang Marcel Schrötter sein bislang bestes Ergebnis in der Moto2-Klasse. Nur eine Woche später hatte der Bayer erneut einen Grund zum Feiern. Er wird 2017 in das deutsche Team Dynavolt Intact GP wechseln. Dies hatte Schrötter bereits in einem früheren Interview mit SPEEDWEEK.com als einen «kleinen Traum» bezeichnet.

Schon im letzten Jahr musste sich das Intact-Team zwischen Jonas Folger und Marcel Schrötter entscheiden. Damals fiel die Wahl auf Folger, was dem Team jedoch schwer fiel, wie Jürgen Lingg damals bestätigte: «Das ist uns wirklich nicht leicht gefallen.»

Nun gehen mit der Verpflichtung von Schrötter als zweiten deutschen Fahrer neben Sandro Cortese auch hohe Erwartungen einher. Der 23-Jährige will zeigen, dass er konstant unter den Top-Piloten der Moto2-Klasse mitmischen kann.

Gratulation, dein kleiner Traum ist wahr geworden. Wie fühlt sich das an?

Natürlich ist das schon ein super Gefühl. Ein großer Traum wäre es dann natürlich, wenn ich einmal mit einem siegfähigen MotoGP-Team einen Vertrag unterschreibe. Doch es stimmt, auch dieses Team ist schon immer eines, in dem ich gerne fahren wollte. Jeder weiß, dass es ein gutes Team ist, das noch dazu aus Deutschland ist und aus meiner Gegend stammt. Das ist eine Möglichkeit, die ich mir schon erhofft hatte. Ich wohne 40 Minuten und etwa 60 Kilometer vom Team entfernt, ich fahre in Landsberg einfach auf die Autobahn und bin dann recht schnell in Memmingen.

Wirst du die Crew von Jonas Folger übernehmen?

Darüber haben wir noch nicht genau gesprochen, bei den nächsten Rennen werden wir das aber sicher tun. Dann werde ich erfahren, was das Team vorhat. Ich denke, dass es noch nicht sicher ist, ob beide Seiten des Teams genau so bleiben, wie sie jetzt sind. Das werden wir sehen, für mich wird ohnehin alles neu sein. Ich vertraue dabei der Teamleitung, sie werden das Team so auswählen, wie es am besten passt. Soweit ich weiß, wird aber Patrick [Mellauner] mein Crew-Chief. Damit bin ich sehr zufrieden, ich schätze ihn sehr hoch ein, obwohl ich noch nicht mit ihm zusammengearbeitet habe. Man hört nur Gutes über ihn, er war bisher nur bei sehr guten Teams wie Ajo, VR46 oder Italtrans. Er kennt unterschiedliche Teams und hat daher viel Erfahrung. Ich denke, das macht ihn zu einem sehr guten Crew-Chief.

Du hast durch Jonas Folger sicher schon ein bisschen mitbekommen, wie Patrick arbeitet?

Ja klar, aber nicht sehr viel. Wir unterhalten uns zwar viel, aber oft nicht über die genauen Details. Jeder entwickelt ein anderes Gefühl für die Leute, mit denen man zusammenarbeitet. Ich weiß aber, dass Jonas sehr zufrieden ist und gut über ihn spricht, deshalb sollte das auf jeden Fall passen. Ich habe schon gehört, dass er sehr genau arbeitet, das finde ich gut.

Welche Vorteile siehst du für dich durch den Wechsel vom spanischen AGR-Team in das deutsche Intact-Team?

Ich denke, dass im gesamten Paket dadurch so einige Vorteile entstehen. In vielerlei Hinsicht hat ein deutsches Team Vorteile: allein die Außendarstellung durch viel Werbung in Deutschland und deutsche Sponsoren, die Kommunikation und auch technisch. Dadurch werde ich, und damit auch mein Sport, in Deutschland und der Region bekannter, denn es wird auch Werbung gemacht, bei der ich vielleicht keinen Helm aufhabe. Wegen der gleichen Sprache können auch das Miteinander und die Zusammenarbeit noch besser laufen. Auch neben der Strecke können sie mir helfen, weil sie viele Möglichkeiten haben. Das Technische kommt noch dazu. Ich will das AGR-Team nicht schlecht machen oder so – ganz im Gegenteil. Sie sind auch sehr, sehr gut, haben nie Not am Material und von allem genug. Trotzdem denke ich, dass Intact das alles auf einem sehr, sehr hohen Niveau betreibt. In der Box ist alles auf das Bestmögliche getrimmt. Egal, ob es dabei um das Bike, das Fahrwerk oder all die kleinen Details geht, die einfach viel Geld kosten. Man kann sich sicher sein, dass sie immer versuchen das Beste zu haben, um gute Ergebnisse einzufahren. Sie wissen, was sie tun.

Du hast nun einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Gibt dir das auch die nötige Ruhe? Wie sehen deine Ziele aus?

Wir kennen uns schon etwas, es ist keine andere Welt für mich. Ich hoffe schon, dass wir im ersten Jahr gleich vorne dabei sind. Dann wird sich zeigen, was wir im zweiten Jahr schaffen können. Natürlich will ich noch in diesem Jahr solche Ergebnisse wiederholen, wie vor zwei Wochen in Österreich. Unser Ziel sind immer die Top-10, aber eigentlich mehr die Top-8 oder Top-7. Wenn wir das konstant schaffen können, dann ist das eine gute Grundlage für das nächste Jahr. Und ich würde dann auch etwas besser in der Gesamtwertung dastehen, obwohl da nicht mehr viel geht, dafür war die erste Saisonhälfte zu schlecht. [Anm.: Schrötter liegt derzeit auf Gesamtrang 16 mit zehn Punkten Rückstand auf Platz 12.] Wir haben den Speed, um gute Ergebnisse einzufahren. Daher will ich das Jahr gut beenden und Konstanz reinbringen. 2017 sollte dann der nächste Schritt folgen: permanent unter die Top-6 oder Top-5.

In Brünn nannte Eskil Suter das Intact-Team als Interessenten für die nächste Saison.

Ich weiß, dass sie über Suter nachdenken, nachgedacht haben oder darüber gesprochen haben. Aber ich denke, dass sie nichts unversucht lassen werden, das beste Material zu haben. Wenn Suter besser ist, muss man es probieren. Doch sobald es nur fünf Prozent Unsicherheit gibt, wird sicher so weitergemacht wie bisher.

Du warst im Tech3-Team bereits auf Öhlins unterwegs, im AGR-Team werden Federelemente von WP eingesetzt. Wie schwer wird dir eine Rückkehr zu Öhlins fallen?

Ich weiß es nicht, ich war schon auf Öhlins-Komponenten unterwegs, obwohl sie mittlerweile wahrscheinlich schon wieder ganz anders sind. Natürlich muss ich mich umstellen und ein Gefühl dafür aufbauen, aber normalerweise geht das recht schnell. Obwohl natürlich jede Marke und auch beispielsweise jede neue Gabel ein anderes Setting braucht, geht die Umstellung meist schnell.

Mit welchen anderen Teams wurde verhandelt, bevor du bei Intact GP unterschrieben hast?

Ich weiß nicht, wie weit die Verhandlungen jeweils fortgeschritten waren, aber wir waren mit KTM und Aki Ajo in Kontakt, zudem auch mit dem Team von Dominique Aegerter und auch kurz mit Stefan Kiefer. Doch natürlich war die Option bei AGR immer da und dann natürlich Intact GP. Es gab also unterschiedliche Möglichkeiten, aber ich denke, wir haben nun das Beste getan. Der Fokus lag schon immer auf Intact.

Hattest du schon die Chance, das Team in Memmingen zu besuchen?

Ja, ich war schon zweimal dort, weil wir im letzten Jahr schon kurz vor einer Einigung standen. Ich habe also schon damals ein bisschen was gesehen. Im Winter war ich dann auf dem Rückweg von Spanien nochmal mit Jonas dort. Man kennt sich ja schon länger. Das Verhältnis war schon immer gut.

Dein Lebensmittelpunkt hat sich wie bei Jonas wieder auf Deutschland verlagert?

Ich bin schon wieder mehr in Deutschland, obwohl ich weiterhin den Winter mehr in Spanien verbringen werde, um dort zu trainieren. Aber nun bin ich eigentlich die meiste Zeit zuhause in Deutschland.

Worin liegen die Stärken und Schwächen des AGR-Teams?

Das ist schwierig zu sagen, weil ich noch nicht so lange dort fahre. Es ist für mich sicher anders als für Axel, denn es kommt viel auf die Kommunikation, das Vertrauen und auf die Zusammenarbeit mit dem Crew-Chief an. Es gibt keine große Schwäche, es ist einfach anders. In jedem Team kann etwas verbessert werden. Es geht immer besser. Doch etwas Schlechtes kann ich nicht finden. Die Kommunikation ist kein Problem, aber sicher ist es anders, wenn man deutsch miteinander spricht.

Doch am Ende der Saison wird es Abschiedsschmerz geben?

Ja, auf jeden Fall. Schon jetzt war die Entscheidung schwer, obwohl ich zu Intact wollte. Bei Intact zusagen war trotzdem nicht so einfach, weil ich mich mit meiner jetzigen Crew sehr gut verstehe. In Spanien habe ich viel Zeit mit ihnen verbracht, sie sind auch schon wie Kumpel. Nach nur einem Jahr wieder zu gehen, ist ein komisches Gefühl, denn man denkt, dass man ihnen das Gefühl gibt, sie wären nicht gut. Doch ich muss natürlich auf mich und meine Karriere schauen. Wir bleiben trotzdem Freunde. Ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war.

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