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Teamchef Aki Ajo: «Ich kann Niklas nicht stoppen»

Von Günther Wiesinger
Teambesitzer Aki Ajo betreut für Moto3-Fahrer, darunter Sohn Niklas, der 2014 eine Werks-Husqvarna fährt. «Aber nicht, weil er mein Sohn ist», betont Papa Aki.

Als sich Niklas Ajo vor zwei Jahren im Oktober 2011 beim Australien-GP (Sturz auf Platz 6) eine Handverletzung zuzog, vergatterte ihn der strenge Papa Aki Ajo am folgenden Wochenende als Data-Recording-Techniker in die Red-Bull-Box.

«Mir wäre lieber, wenn er diesen Job künftig hauptberuflich ausüben würde», erklärte der finnische Teambesitzer damals.

Aber Niklas «Niki» Ajo ist als Rennfahrer zu talentiert, um ihn links liegen zu lassen. Er ist jetzt 19 Jahre alt, hat drei GP-Jahre und 48 GP-Rennen hinter sich. Bestes Ergebnis: Platz 6. Bester Startplatz: Rang 5. Er beendete die Moto3-WM 2014 als Gesamt-14.

«Ohne den Sturz beim WM-Finale in Valencia hätte Niklas in der Saison 2013 WM-Neunter oder Zehnter werden können», gibt Aki Ajo zu bedenken. Er gibt sich redlich Mühe, den Vaterstolz zu unterdrücken.

Aki, du hast 2011 in Sepang erwähnt, Data-Recording-Engineer, das ist der pefekte Job für Niklas. Aber du kannst seine GP-Karriere nicht aufhalten.

Ja, wahrscheinlich habe ich damals gesmeint, es wäre der perfekte Job für meinen Kopf. Dann müsste ich mir kein Kopfzerbrechen und keine Sorgen mehr machen, wenn mein Sohn keine Rennen mehr fährt.
Aber wenn jemand unter diesem Einfluss steht wie Niklas... Er hat eine riesige Leidenschaft fürs Rennfahren. Er ist in dieses Fahrerlager hineingeboren worden; er ist hier gross geworden und aufgewachsen. Ich kann ihn nicht stoppen.
Und klar: Ich unterstütze meinen Sohn.
Aber er muss sich bewusst sein: Ich habe in diesem Paddock einen Job zu erledigen. Dieser Job hat Vorrang. Immer. Wenn ich daheim bin, geniesst die Familie Vorrang.
Er macht also im Paddock seinen Job, ich meinen.
Natürlich gibt es Berührungspunkte, mehr als früher, als er ganz klein war. Aber im Grunde ist Niklas nur einer von fünf Fahrern in unserer Struktur.
Aber daheim ist er mein Sohn.

Das lässt sich doch nicht immer trennen. Wenn du ihn im Training oder Rennen stürzen siehst, kannst du das nicht ausblenden und sagen: Es ist nur einer meiner Fahrer...

Oh, nein, natürlich nicht. Klar, es gibt Gefühle, wenn dein Sohn mitfährt.
Aber wenn wir Sport und Familie trennen, dann ist er einfach mein Fahrer.

Bist du bei Niklas geduldiger als bei anderen Fahrern, weil er dein Sohn ist? Oder ungeduldiger, weil dein Name auf dem Spiel steht?

Bisher habe ich das Gefühl, dass Niklas in der Rangfolge im Team immer an letzter Stelle steht. Er bekommt, was übrig bleibt. Da rede ich zum Beispiel von meiner Zeit. Wenn wir unseren Job machen, kann ich meine Fahrer nicht in verschiedene Kategorien stecken. Dann ist er mein Fahrer, wie gesagt. Einer von fünf.
Zu Saisonbeginn werden bei uns alle Fahrer gleich behandelt. Erst wenn sich im Laufe der Saison einer als klarer WM-Favorit abzeichnet, müssen wir eventuell unsere Strategie ändern.

Vor der Saison 2013 hat sich Niklas vorgenommen, ruhiger zu werden und weniger zu stürzen. Er hat seine guten Zwischenergebnisse früher oft wegen Stürzen zunichte gemacht. Ist er 2013 besser geworden? Er hat auf jeden Fall mehr Rennen beendet.

Ja, Niklas hat sich in diesem Punkt verbessert. Er ist nicht mehr so oft gestürzt.
Manchmal spüre ich, dass er bereits einen recht guten Speed hat. Er wird erwachsen, er lernt dazu, er wird ruhiger. Ich sehe, dass er wie ein wirklich professioneller Sportler arbeitet. Er ist ehrgeizig. Ich spüre, dass er in der WM noch einiges erreichen kann.

Du wolltest Nikis Teamplatz in deiner Struktur für 2014 zuerst für Khairuddin opfern und für ihn ein anderes Team suchen. Jetzt hast du einen zusätzlichen Platz für ihn bekommen. Ist dir das lieber?

Ich weiss nicht, welche Lösung ich bevorzugt hätte. In diesem Paddock ändern sich die Situationen pausenlos. Niklas hat zum Beispiel lange mit dem Calvo-KTM-Team verhandelt. Aber als wir die Pläne mit Husqvarna geschmiedet haben, hat sich abgezeichnet, dass er sehr gut in diese Situation hineinpasst.
Niklas hat diesen Teamplatz nicht bekommen, weil er mein Sohn ist. Er war der geeignete Fahrer.

Als Kenny Roberts seine beiden Söhne Kenny und Kurtis in seinem eigenen MotoGP-Team fahren liess, sagte er: Mir ist lieber, wenn sie hier unter meinen Fittichen sind, statt dass sie sich in Kalifornien rumtreiben, mit Drogen vollstopfen und high aus Fenstern springen.

Ich erinnere mich an diese Aussage. Das war ein guter Kommentar. Er gefällt mir. Ich stimme zu. Ich unterhalte mich manchmal auch mit Sito Pons über seine beiden Söhne, die beide Rennen fahren.
Es ist in gewisser Hinsicht mit Stress verbunden. Aber wenn du deine Familie in der Nähe und ein enges Verhältnis zu ihr hast, wenn du weißt, dass sie treiben, dann bleibst du ruhiger. Ja, das war eine gute Aussage von Kenny.

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