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Romano Fenati: Gelingt 2014 der große Wurf?

Von Nereo Balanzin
Romano Fenati liegt in der WM-Tabelle nur fünf Punkte hinter Jack Miller. Als er 2012 in Katar Rang 2 erzielte, kannte nicht einmal die italienische Reporterlegende Paolo Scalera seinen Vornamen. Er nannte ihn Roberto.

Sabrina Fenati, Romanos Mutter stellte ihr Mobiltelefon ab und ließ den Anrufbeantworter das übrige tun. Das Team lässt das Rolltor herunter. Der Pressesprecher verkündet: «Alle italienischen Medien haben uns ihr Cover angeboten.» Nach dem zweiten Sieg in Folge brach ein Sturm los und das Team Sky VR46 öffnete die Regenschirme.

Doch selbst wenn man eine Chance für ein Interview bekommt, muss man vorsichtig sein. Versuche niemals ein Interview mit Romano Fenati zu führen, wenn im Hintergrund die Aufzeichnung eines Rennens läuft, an dem er teilgenommen hat. Alle zehn Sekunden, oder sogar häufiger, hört er auf zu sprechen und driftet, ungeachtet der aktuellen Pflichten, in seine eigene Welt ab.

«Sieh dir das an», flüstert der Jerez-Sieger Vittoriano «Vitto» Guareschi, dem VR46-Teammanager zu. «Sieh dir das an… wie er mich überholt. Keine Chance zurückzuschlagen. Aber jetzt sieh dir an, wie hart ich bremse.» «Er» ist in den meisten Fällen Jack Miller, denn seit Beginn der Saison spielt sich zwischen diesen beiden der Machtkampf in der Moto3-Klasse ab. Und das nicht ohne Zwischenfälle. In Jerez de la Frontera war alles in Ordnung war und es mussten keine Strafpunkte vergeben werden, doch zuvor kollidierten die beiden in der letzten Kurve der argentinischen Rennstrecke. Es war Romanos Fehler. Er berührte Jack leicht und konnte dadurch die innere Linie halten und siegen. Miller überquerte die Ziellinie als Dritter.

Hast du dich bei Jack entschuldigt? «Ja, das habe ich.» Und wie lautete die Antwort? «Das nächste Mal mache ich dasselbe mit dir.» Empfindest du dies als bedrohlich? «Nein, das empfinde ich nicht so. Jack ist ein sehr korrekter Fahrer. Ein großartiger Fahrer und netter Kerl. Von Zeit zu Zeit habe ich sogar versucht, außen zu überholen, weil ich wusste, dass er mir genug Platz lassen würde, um auf der Strecke zu bleiben. Er ist ein wahrer Sportsmann. Ich vertraue ihm. Und er kann mir vertrauen, denn diese Berührung war nicht absichtlich. Ich fühle mich sehr unwohl, weil ich ihn angerempelt habe.»

In Jerez de la Frontera gab es zwischen den beiden keine ungewöhnlichen Vorkommnisse. Nichts, abgesehen von einem fulminanten Sieg von Fenati, der seinen Rückstand in der WM-Tabelle auf fünf Punkte reduzierte. Doch der Italiener hält den Ball flach: «Ja, es sind nur fünf Punkte, aber zu seinen Gunsten. Jack hatte in Jerez ein Problem und konnte sich nicht richtig wehren. Und in der letzten Kurve», scheinbar hat die letzten Kurve in jedem Moto3-Rennen eine entscheidende Rolle im Kampf um den Sieg, «hatte ich Glück. Rins ging weit und Vazquez hatte einen Rutscher. Sie sind ein kluges Rennen gefahren und haben ihre Reifen für die Schlussphase geschont. Das konnte ich nicht, denn ich musste mich vom zehnten Startplatz nach vorne kämpfen.» Am Samstag arbeiteten Rossano Brazzi und seine Crew bis spät in die Nacht und am Sonntagmorgen war die Maschine perfekt.

In vielen Belangen sind sich die WM-Konkurrenten Jack Miller und Romano Fenati ähnlich. Ihr Fahrstil ist wie ein Wirbelsturm und sie kneifen nie. Trotzdem sind sie beide loyal und kommen aus Gegenden, der nördlichen Küste Australiens und den Bergen im Zentrum Italiens, wo ein Mann ein Mann sein muss. Sein Wort zu geben ist in diesen Gegenden dasselbe wie einen Vertrag zu unterzeichnen.

Wenn Fenati tatsächlich für Valentino Rossis Moto3-Team VR46 den Titel holt, wäre er der erste Italiener seit Andrea Dovizioso 2004, der in der kleinsten Klasse Weltmeister wird.

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