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Moto3: Meine erste WM-Saison 2014

Kolumne von Luca Grünwald
In der Saison 2014 war ich erstmals Stammfahrer in der Moto3-Weltmeisterschaft. Ich erlebte im Kiefer-Team Höhen und Tiefen. Nun blicke ich zurück.

Beim Saisonauftakt in Katar war alles neu für mich: die Reise, das Land und das Fahren unter Flutlicht. Das erste Rennen bei Nacht war eine Umstellung, aber sehr beeindruckend. Ich habe mich schnell daran gewöhnt. Für das erste Rennen habe ich mich nicht schlecht geschlagen, aber ich weiß, dass mehr drin gewesen wäre.

Die Gruppe vor mir um Philipp Öttl hatte ich bereits eingeholt, als ich mich verbremste und quer durch die Botanik schoss. Ich fuhr mich wieder ran, doch dann war das Rennen schon vorbei. Es war schade, denn schon hier wäre der 16. oder 17. Platz möglich gewesen statt Rang 22. Doch wir waren alle guter Dinge.

Auch der Trip nach Austin war interessant, denn es ist eine wahnsinnig große Anlage. Die Strecke ist schön, aber sehr schwierig. Es geht auf und ab, die Kurven sind schnell und langsam – es ist alles dabei. Im Rennen war leider ein kleines Teil der Kupplung kaputt. Ich legte den ersten Gang ein, bereitete mich auf den Start vor, aber plötzlich rollte die Maschine los. Ich wusste nicht, was passiert war. Es musste natürlich als Jump Start gewertet werden. Das war sehr schade. Meine Zeiten waren allein ganz gut, bis ich heftige Rückenschmerzen bekam. Ich fuhr als 23. über den Zielstrich.

In Austin und auf dem Sachsenring waren die Rückenschmerzen besonders schlimm. Die Schmerzen kommen durch einen angeborenen Defekt im Rücken. Dieser fällt aber nur in dieser speziellen Position beim Motorrad fahren auf. Es war schwierig, das in den Griff zu bekommen.

Die Insektenplage von Argentinien

Der Argentinien-GP lief von Anfang an gut. Die Strecke hat mir gefallen, aber sie ist nicht besonders anspruchsvoll. Die Anlage könnte man als «old school» bezeichnen. Man fährt durch viele Bauerndörfer und plötzlich taucht aus dem Nichts eine Rennstrecke auf.

In allen Zelten waren unglaublich viele Insekten. Dann haben sie wohl Insektenvernichtungsmittel eingesetzt, denn über Nacht waren plötzlich alle Viecher verschwunden.

Auf der neuen Strecke bauten die Reifen unglaublich schnell ab. Das war auch im Rennen ein Problem. In der ersten Runde räumte Hanika Locatelli ab, der sich die rechte Hand brach. Ich musste ausweichen und fuhr ins Kiesbett. Dann war ich Letzter, holte wieder zur Gruppe um Philipp Öttl auf, doch dann stürzte ich. Es wäre sicher ein gutes Rennen geworden.

Nun ging es nach Europa. Ich erhielt endlich die aktuelle Kalex-KTM, doch in Jerez kam ich nicht zurecht. Schon bei den Tests hatte ich Schwierigkeiten dort, im Rennen war es nicht anders. Ich hatte kein Vertrauen zur Maschine und fühlte mich nicht wohl. Es war ein elendig langes Rennen für mich. Ich war froh, als wird wieder abreisten. An diesem Wochenende kam alles zusammen – Platz 26.

Aufwärtstrend ab Le Mans

In Le Mans ging es wieder bergauf. Ich war im Training nun besser: mal 15., mal 17. Rang. Das Rennen war in Ordnung, ich beendete es auf Platz 18. Das Problem waren noch immer die ersten Runden, als die Spitzengruppe wegfuhr. Wenn man am Start zu weit hinten steht, dann wird man von den Fahrern vor einem zu lange aufgehalten.

In Mugello hatte ich ein gutes Qualifying und startete von Platz 21. Ich konnte von Anfang an mithalten. Im Rennen war die Spitzengruppe wieder schnell weg, aber ich lag auf Punktekurs. Als Miller in der letzten Runde drei Leute abräumte, ging es für mich um Platz 12. In der letzten Runde habe ich Ferrari geschnappt, mich verbremst und Kent schlüpfte durch – wieder nur 16. Platz.

Das war wirklich ein schreckliches Gefühl, aber der Aufwärtstrend war da. Das war unsere erste gute Chance auf Punkte.

Dann folgte das Rennwochenende in Barcelona. Es war schwierig. Im Rennen lag ich in einer Gruppe, die bis Platz 18 ging. Mehr war nicht möglich. Es ist im ersten WM-Jahr immer so, dass es einmal besser und dann wieder etwas schlechter läuft. In den letzten drei Runden hatte ich jedoch ein Kupplungsproblem und landete nur auf Platz 20.

Highlight: Kampf um Platz 12 in Assen

Der Assen-GP begann nicht berauschend. Im Training lief es nicht gut. Ich konnte einfach nicht schneller fahren. Doch dann machten wir Fortschritte mit dem Set-up und das Wetter änderte sich. Im Warm-up war die Strecke halb nass und halb trocken. Ich lag auf Platz 14. Im Rennen waren die Bedingungen schwierig und einige Piloten stürzten. Ich konnte gut mithalten. Es war ein schöner Kampf bis zur letzten Runde, daher wollte ich nicht, dass mir dasselbe wie in Mugello passiert.

Ich war in der letzten Runde Zwölfter. Tonucci kam wieder neben mich, ich wollte ihn sofort ausbremsen und war zu spät dran. Ich legte um, hatte die Maschine wieder unter Kontrolle, doch beim Umlegen nach links fuhr mir Tonucci gegen das Hinterrad. Er konnte nichts dafür, aber er steckte mit seinem Fußraster im meinem Auspuff und drehte mich förmlich um. Ich flog durch die Luft. Danach schob ich die Maschine als Vorletzter über die Ziellinie. Es war ein starkes Rennen, aber der Ausgang war nicht so schön.

Das Heimrennen auf dem Sachsenring war schön, da viele Bekannte und Fans vor Ort waren. Es interessieren sich in Deutschland einfach viel mehr Leute für einen. Der Sachsenring an sich lag mir noch nie gut. Doch an diesem Wochenende konnte ich mich immer weiter steigern. Qualifying und Warm-up liefen gut.

Im Rennen hatten die zwei Holländer jedoch andere Pläne, schubsten mich in den Kies und prügelten sich anschließend im Kiesbett. Dann war ich Letzter und die ganze Arbeit war beim Teufel. Ich überquerte die Ziellinie auf Platz 19, doch in diesem Rennen wäre sogar ein Top-10-Platz drin gewesen. Ich jagte dem Feld jedoch chancenlos hinterher und bekam zudem wieder Rückenschmerzen. Deroue und Schouten entschuldigten sich bei mir, aber das half am Ende auch nicht mehr.

In Indy lief es von Anfang an gut. Beim ersten Training lag ich auf Platz 4. Auch mein Qualifying war mit dem 21. Rang in Ordnung, doch im Rennen war ich am Anfang einfach zu langsam. Ich habe zu lange gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen. Ich landete auf dem 19. Rang. Das war enttäuschend, aber wir haben gesehen, dass für die nächsten Rennen mehr drin sein könnte.

Brünn: Sturz, Verletzung und Operation

Dann kam der Grand Prix in Brünn. Ich tat mich mit der Strecke etwas schwer. Das Rennen lief auch nicht gut. Ich habe versucht, noch etwas zu retten, aber ich flog ab. Da ich sehr hart auf der Schulter landete, war mir schon im Kiesbett klar, dass etwas nicht passt. Ich hatte gehofft, dass es nur das Schlüsselbein ist, aber das komplette Gelenk war auseinander gesprungen. Die Bänder waren betroffen, daher war es eine schwierige Operation.

Ich konnte lange Zeit nicht trainieren, aber ich habe es in Silverstone versucht. Obwohl ich so langsam war, war ich dauernd in Sturzgefahr, deshalb haben wir uns dann gegen die Rennteilnahme entschieden. Mein Zustand hat sich dann verschlimmert, daher haben wir auch Misano ausgelassen.

Das Wochenende in Aragón war trotz Schmerzen in Ordnung. Im Rennen habe ich gepokert. Wir haben alle zusammen eine Fehlentscheidung getroffen, wenn jedoch wieder Regen eingesetzt hätte, wären wir die Könige gewesen. Ich merkte, dass das nicht passieren wird und versuchte, gleich 17 Leute auf einmal auszubremsen. So ungefähr zumindest. Es war ohnehin gelaufen.

Dann folgten die Übersee-Rennen in Japan, Australien und Malaysia. Beim Japan-GP bin ich wieder von recht weit hinten losgefahren – Platz 25. Daher war der Zug nach vorne schnell weg. Ich steckte im Verkehr, war 16. und Tonucci war vor mir. Dann habe ich versucht, an ihn heranzukommen. Granado hinter mir wurde ich schnell los. Doch dann stürzte ich. Das war jedoch egal, denn ich musste es versuchen. Ein 16. Platz hätte mir nichts gebracht.

Rennfahrerparadies in Down Under

Phillip Island ist eine wunderschöne Strecke, die schwierig und schnell ist. Die gesamte Reise nach Australien war großartig, denn ich konnte auch einige Tage bei einem Freund in Melbourne verbringen.

Das Qualifying lief zunächst sehr gut, denn ich lag zwischenzeitlich auf Platz 8. Am Ende war es die 20. Position, was für uns in diesem Jahr auch kein schlechter Startplatz war. Doch in den ersten beiden Kurven des Rennens wurde ich neben die Strecke befördert. Wenn so etwas in der Moto3-Klasse passiert, ist dein Rennen bereits gelaufen. Die Gruppe vor mir war weg. Ich wurde 19., aber es ist schade, wenn das Rennen schon nach zwei Kurven entschieden ist.

Das Wochenende in Sepang war brutal. Es war unglaublich heiß und die Luftfeuchtigkeit ist unmenschlich. Dort herrschen Bedingungen wie in einer Sauna.

Ich kämpfte bis zur letzten Kurve mit Remy Gardner. Zuvor hatte ich ihn mir schon zurechtgelegt und überholt. Doch dann war ich etwas spät auf der Bremse, hatte einen kleinen Rutscher, kam leicht von der Linie ab und er schlüpfte durch. Bis zur Ziellinie konnte ich ihn nicht mehr ausbeschleunigen. Wenn das Ziel 15 Meter später gekommen wäre, hätte ich ihn wieder gehabt. Ich habe alles versucht, aber mehr konnte ich nicht machen.

Beim Saisonfinale in Valencia fuhr ich mein vorerst letztes WM-Rennen. Ziel waren natürlich wieder die Punkte. Im Qualifying lag ich jedoch nur auf Position 28. Ich konnte sechs Plätze gutmachen, aber für Punkte reichte es nicht.

Die Zusammenarbeit mit dem Kiefer-Team klappte von Anfang an, da ich sie schon von meinen WM-Einsätzen im letzten Jahr kannte. Als ich das neue Bike bekam, hat es ein paar Rennen gedauert, bis ich mich ganz darauf umgestellt hatte. Trotzdem war die Kalex-KTM immer sehr schwierig abzustimmen.

Wir fanden das ganze Jahr nicht die ideale Sitzposition und das perfekte Set-up. Dadurch kämpfte ich manchmal mehr mit dem eigenen Motorrad als mit der Strecke. Ich habe mich darauf eingestellt und bin anders gefahren. Doch es passte einfach nicht so gut zu meinem Fahrstil. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen. Das Level ist sehr hoch, daher hat man keine Chance, wenn etwas nicht ganz passt.

Ich habe mich Stück für Stück gesteigert, doch dieser Prozess wurde von meiner Verletzung wieder unterbrochen. Das erste Jahr geht wie im Flug vorbei. Trotzdem war es eine sehr gute Zeit und eine coole Erfahrung für mich.

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