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MX-Rückblick 2016-5: Im Mai liegen die Nerven blank

Von Thoralf Abgarjan
Tim Gajser wird zum Spezialisten für Aufholjagden und räumt dabei den einen oder anderen Gegner von der Strecke. Der Große Preis von Deutschland wird zum Wendepunkt der WM: Gajser übernimmt die Tabellenführung!

Der Wonnemonat Mai ist ein ganz besonderer Monat für unseren Sport, denn das Großereignis im Talkessel von Teutschenthal steht mit dem 'Grand-Prix of Germany' auf der Agenda.

Zuvor aber treffen sich die WM-Protagonisten nach ihrer Südamerika-Tour im lettischen Sand von Kegums. Dieser beginnt mit einem heftigen Eklat und wird zum Vorgeschmack für die weitere WM-Saison: Nicht nur, dass Tim Gajser vom Gariboldi-Satelliten-Team seine HRC-Markenkollegen in der laufenden Saison klar in den Schatten stellt: Nach dem Start zum Qualifikationsrennen räumt der slowenische Heißsporn den letzten verbliebenen HRC-Piloten im Feld ab. Evgeny Bobryshev bleibt am Boden liegen und muss ins 'medical centre' abtransportiert werden. «Keine Absicht», entschuldigt sich Gajser nach dem Rennen, der von der Pole-Position vor WM-Leader Romain Febvre ins Rennen startet.

Doch im Rennen kommt es noch ärger.

Im ersten Lauf kann sich Gajser nach einem spannenden Duell gegen Cairoli durchsetzen. Max Nagl wird immer stärker und kämpft am Ende um den Sieg, doch er wird von Überrundeten aufgehalten und ihm geht die Zeit aus. Dennoch ist er mit Rang 2 zufrieden, denn er hat den Speed der Spitze. Romain Febvre stürzt und fällt auf Rang 6 zurück. Damit verliert er vor dem zweiten Lauf kurzzeitig die WM-Führung. Gajser riecht den Braten und setzt nach dem Start zu Lauf 2 voll auf Angriff. Rasch geht er an Max Nagl vorbei, der den 'holeshot' gewonnen hatte. Doch er riskiert zu viel und fliegt in hohem Bogen über den Lenker ab. Nagl kann nicht mehr ausweichen und wird ebenfalls über Gajsers Maschine zu Boden katapultiert. Beide Piloten rappeln sich auf, Nagl reiht sich auf Rang 12 ein. Gajser aber fällt ans Ende des Feldes zurück und was er jetzt zeigt, ist eine Leistung, die einerseits meisterlich ist, andererseits aber grenzwertig: Er pflügt wie von der Tarantel gestochen durchs Feld und schnappt sich einen Gegner nach dem anderen. Tommy Searle muss nach der Begegnung mit Gajser den Notausgang nehmen. Andere Fahrer gehen fast schon in Deckung, wenn Heißsporn Gajser nur in ihre Nähe kommt.

Am Ende erreicht der Slowene einen sagenhaften 4. Platz und gewinnt damit sogar den Grand-Prix von Lettland vor Antonio Cairoli und Romain Febvre. In der Tabelle rettet Febvre knapp die WM-Führung.

Führungswechsel im Talkessel
Mit nur einem Punkt Vorsprung reist der Franzose nach Deutschland in den Talkessel. Die Nerven liegen aber komplett blank. Gajser stürzt im Qualifikationsrennen und es kommt zu einem Streit zwischen Noch-WM-Leader Febvre und seinem Yamaha-Teamkollegen Jeremy van Horebeek um die Position am Startgatter.

Nach dem Start zum ersten Lauf stürzt Febvre und muss sich - wie Gajser im Rennen zuvor - durch das gesamte Feld vorarbeiten. Doch Febvre schafft es nur bis Rang 10, während sich Tim Gajser an der Spitze mit Polesetter Antonio Cairoli anlegt.  Der Italiener nutzt seine gesamte Routine und hält Gajser auf Distanz. Das reicht, um schon nach dem ersten Lauf die WM-Führung zu übernehmen. Max Nagl erreicht zur Freude tausender deutscher Fans Rang 3.

Die Kollision zwischen Bobryshev und Gajser sorgte schon in Kegums für Unmut im Honda-Lager. Im Talkessel begegnen sich die beiden Markenkollegen wieder: Im zweiten Lauf touchiert diesmal Bobryshevs driftendes Hinterrad Gajsers Vorderrad und der slowenische Heißsporn muss erneut eine Probe des harten Teutschenthaler Bodens nehmen. Aber Aufholjagden scheinen genau das Thema von Tim Gajser zu sein: Er schafft es wieder bis auf Rang 4, wird im Talkessel Gesamt-Zweiter und übernimmt damit in Teutschenthal das 'redplate' des WM-Führenden. Entgegen aller Prognosen wird er die Führung bis zum Saisonende nicht mehr aus der Hand geben. Max Nagl stürzt auf Podiumskurs liegend, rückt aber mit Platz 6 auf den 4. Tabellenrang in der WM.

Im norditalienischen Trentino setzen sich die Kollisionen und Aufholjagden fort: Ausgerechnet Febvre und Gajser verhaken sich am Start und müssen erneut das Feld aufrollen. Und wieder ist Gajser der Bessere: Er schafft es trotz eines erneuten Sturzes bis auf Rang 4. Auch Febvre stürzt und erreicht am Ende von Lauf 1 nur Platz 6, während Antonio Cairoli vor Max Nagl gewinnt. Nach dem zweiten Lauf hat Gajser Schmerzen im ganzen Körper, denn auch in diesem Rennen fliegt der Slowene erneut heftig ab. Doch auch hier wiederholt sich die Geschichte: Gajser schafft trotzdem Rang 4, steht auf dem Grand-Prix-Podium und verteidigt knapp mit 4 Punkten die WM-Führung, obwohl sein Verfolger Febvre den zweiten Lauf gewinnt.

Das Qualifikationsrennen im spanischen Talavera markiert den Anfang vom Ende der Titelverteidigung von Romain Febvre. Antonio Cairoli kann mehreren gestürzten und ineinander verkeilten Piloten und Maschinen nicht mehr ausweichen und touchiert Febvre an der Schulter. Der Franzose erleidet dabei eine Kapselverletzung, wird aber die Zähne zusammenbeissen, um trotzdem zu den Rennen anzutreten.

Erneut ist es das umstrittene Qualifikationssystem, das eine Vorentscheidung in der WM herbeiführt. Dylan Ferrandis und Romain Febvre sind nur die prominentesten Opfer eines aus sportlicher Sicht völlig bedeutungslosen Qualifikationssystems, das zwar auch 2016 von allen Seiten scharf kritisiert wird, aber dennoch über das Jahr hinweg Bestand haben wird.

Febvre steht mit dem Rücken zur Wand
Trotz Verletzung auf Rang 9 im ersten Lauf von Spanien betreibt Febvre nur noch Schadensbegrenzung. Gajser dagegen fährt wie entfesselt zum Doppelsieg und kann seine WM-Führung schlagartig auf 24 Punkte ausbauen, da Febvre im zweiten Lauf zwar besser zurechtkommt, aber mehr als Rang 4 nicht erreichen kann. Max Nagl steht mit zwei zweiten Plätzen wieder auf dem Podium, während Antonio Cairoli mit den Plätzen 5 und 9 völlig neben der Rolle ist und den Anschluss in der WM verliert. Nach der überragenden Leistung Gajsers gilt er inzwischen doch als ein möglicher WM-Kandidat, aber wirklich daran glauben können zu diesem Zeitpunkt noch immer nur die Wenigsten: Zu viele Stürze, zu viel Risiko, heißt es von allen Seiten. Doch der junge Slowene ist verdammt schnell und kann Fehler wettmachen. Wenigstens in diesem Punkt sind sich alle einig.

In der MX2-Klasse gewinnt Jeffrey Herlings weiter alles, was es in dieser Klasse zu gewinnen gibt, doch im zweiten Lauf von Teutschenthal startet er schlecht. Dylan Ferrandis kehrt nach seiner Verletzung auf die Strecke zurück, kann am Ende aber dem Druck von Jeremy Seewer nicht standhalten. Der Schweizer führt im zweiten Lauf von Teutschenthal bis zwei Runden vor Schluss. Da Seewer nicht daran denkt, für Kollegen Herlings freiwillig zur Seite zu fahren, zieht er den Zorn des angefressenen Holländers auf sich, der im Talkessel beinahe seine erste Saison-Niederlage kassiert. Seewer versteht zwar nach der Zielankunft die Welt nicht mehr, konsolidiert aber mit einem weiteren Podium seinen zweiten WM-Rang hinter Überflieger Herlings.

Supercrossfinale im Schlamm von Las Vegas
In der Supercross-WM ist die Titelentscheidung im Mai bereits zugunsten von Ryan Dungey gefallen. Das Saisonfinale von Las Vegas findet unter freiem Himmel im Sam Boyd Stadium statt. Doch es regnet wie aus Kannen. Bekanntlich kommt unser deutscher Superstar, der den neuen Champion in den letzten Rennen mit sensationellen Leistungen in den Schatten stellte, mit derartigen Bedingungen bestens zurecht. Doch im Finale überspannt er den Bogen und stürzt in der 6. Runde in einer Rhythmussektion, nachdem er am neuen Weltmeister vorbeigegangen war. Beide Piloten stürzen, doch Dungey rappelt sich schneller auf, während der Deutsche mit völlig verschlammten Griffen das Rennen beenden muss. So gewinnt der neue Champion Ryan Dungey das letzte Rennen der Saison.

In der Lites-Klasse fielen die knappen Entscheidungen erst auf den letzten Metern. Cooper Webb scheint zunächst in der Spielerstadt Las Vegas kein Glück zu haben: Er hadert mit einer schweren Armverletzung und stürzt zu Beginn des Finales gleich zweimal. Doch der Beißer geht ans Limit und kämpft sich tatsächlich zurück. Mit Rang 11 sichert sich Webb mit nur einem Punkt Vorsprung die Westküstenmeisterschaft!
Malcolm Stewart fährt von Anfang an in der Spitzengruppe und wird auf Rang 3 Lites-Ostküstenmeister 2016, während Joey  Savatgy das East-West-Shootout gewinnt.

US-Outdoors beginnen
Mitte Mai startet traditionsgemäß in Hangtown die Freiluftsaison der US-Nationals. Ken Roczen beginnt so, wie er die Supercross-WM beendet hat, fährt wie entfesselt zu einem klaren Doppelsieg, während sich Altmeister James Stewart erneut verletzt. In Glen Helen kollabiert dem Deutschen die Luftgabel, doch er rettet sich im Schritttempo auf Rang 4 ins Ziel. Die Meisterschaftsführung kann Roczen trotzdem verteidigen und wird sie bis zum Saisonende nicht mehr aus der Hand geben. Alex Martin, der bislang immer im Schatten seines jüngeren Bruders und amtierenden Champions Jeremy Martin stand, übernimmt überraschend die Tabellenführung in der 250er Klasse.

Der Monat Mai war einer der spannendsten und ereignisreichsten Monate des Jahres. Doch viele Ereignisse stehen noch bevor, die wir in den verbleibenden Tagen des Jahres 2016 Revue passieren lassen werden, jeden Tag einen Monat.

Im Namen von SPEEDWEEK.com wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage.


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