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Lin Jarvis/Yamaha: War Jorge Lorenzo 2016 abgelenkt?

Von Günther Wiesinger
Yamaha tauscht nach der MotoGP-Saison 2016 drei von vier Fahrern aus – denn Lorenzo, Pol Espagaró und Smith wollten bei ihren Teams nicht weitermachen. Lin Jarvis spricht über die Problematik dieser Situation.

Das Movistar-Yamaha-Team erkannte 2016 schon beim GP in Katar, dass sich Jorge Lorenzo wohl von seinem Rennstall trennen würde, für den er neun Jahre unterwegs war und für den er drei Weltmeistertitel und insgesamt 44 MotoGP-Siege davon getragen hat.

Deshalb wurde Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Factory Racing, in langwierige Transferverhandlungen verwickelt. Es standen Fahrer wie Maverick Viñales, Andrea Iannone und Dani Pedrosa zur Diskussion.

Aber schließlich einige sich Yamaha mit Viñales, dem späteren WM-Vierten – und Wunschfahrer Nummer 1.

Da auch beide Tech3-Yamaha-Fahrer (Pol Espargaró und Bradley Smith) getauscht werden mussten, weil sie zu Red Bull KTM abwanderten, hat Yamaha 2017 drei neue Fahrer in den MotoGP-Reihen – nur Rossi bleibt eine Konstante. (Bei Tech3-Yamaha treten Jonas Folger und Johann Zarco an).

«Beständigkeit bietet normalerweise die Grundlage für gute Resultate. Natürlich gibt es Ausnahmen, man kann ja auch konstant schlecht abschneiden. Aber es bietet natürlich Vorteile, wenn du dich im Laufe einer MotoGP-Saison ganz auf die vordringliche Aufgabe konzentrieren kannst. Es ist üblicherweise recht nützlich, wenn es keine unnötigen Ablenkungen gibt. Denn wenn du auf diesem Level Rennen gewinnen willst, muss alles zu 100 Prozent stimmen, du brauchst den vollen Fokus», sagt Lin Jarvis. «Durch die Tatsache, dass sich Jorge frühzeitig in der Saison zu einem Tapetenwechsel entschieden hat, hat sicher für etwas Ablenkung gesorgt. Ich kann nicht wirklich beurteilen und einschätzen, welche Auswirkungen sein Transfer auf die Ergebnisse und Performance in der Saison 2016 hatte. Aber es gibt keinen Zweifel, dass eine Ablenkung stattgefunden hat. Vielleicht hatte er noch 95 Prozent Fokus auf den Job, aber selbst wenn fünf Prozent deiner Gedanken fehlen, weil du an die Zukunft denkst, weil du vielleicht zu viel auf die Ducati schaust und beobachtest, was sie gerade leistet, dann kann das einen gewissen Einfluss haben. Wir können das nicht quantifizieren, aber es ist sicher leichter für das Team und das Werk, eine komplette Saison zu managen, wenn du weißt, dein Fahrer wird auch in der nächsten Jahr dabei sein.»

Aber Jarvis will sich nicht beklagen. «Wir haben in der Weltmeisterschaft die Plätze 2 und 3 erreicht», betont er. «Zum Glück war es so, dass unsere Fahrer in der Lage waren, alles aus ihren Gedanken zu verbannen, sobald die ihre Helme aufgesetzt haben. Sie haben sich recht gut fokussieren können; dadurch konnten wir eine recht erfolgreiche Saison hinter uns bringen. Obwohl wir diese personelle Änderung hinnehmen mussten.»

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