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Kehrt Donington 2018 zurück in den MotoGP-Kalender?

Von Günther Wiesinger
Seit 2009 wurde in Donington kein Motorrad-GP mehr ausgetragen. Nach den Turbulenzen um den Circuit of Wales wird in England ein neuer GP-Schauplatz gesucht. Donington gilt als Favorit.

Inzwischen haben auch die hoffnungslosesten Optimisten begriffen, dass der «Circuit of Wales» auf dem besten Weg ist, der größte Reinfall der jüngsten britischen Motorsportgeschichte zu werden.

Der Brite Michael Carrick wollte bekanntlich mit seiner Firma «Heads of the Valley Development Company» (HOTVDC) im Hinterland von Wales bei Ebbw Vale nicht nur eine pompöse Rennstrecke errichten, sondern dort auch einen Autocluster mit Sportwagenfirmen, Zubehörindustrie, Hotels und so weiter bauen.

Er hoffte auf die Unterstützung der Regierung von Wales und träumte von einem 435 Millionen Pfund teurem Prestigeprojekt.

Deshalb wurde ein 10-Jahres-Vertrag mit der Dorna unterzeichnet, der die Projekt-Betreiber für zehn Jahre (ab 2015) zur Austragung des «British Motor Cycle Grand Prix» verpflichtete.

Da sich die Finanzierung immer weiter verzögerte, wurde 2015 zuerst Donington und dann Silverstone als Schauplatz des britischen MotoGP-Events auserkoren, die Gebühren bezahlte Wales, die Dorna machte gute Meine zum bösen Spiel.

Aber allmählich kapierten die Politiker in Wales, welch übles Spiel Michael Carrick trieb. Man warf ihm vor, Steuergeld zu verjuxen und in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Als ich beim Silverstone-GP 2015 mit HOTVDC-Direktor Chris Herring um 100 Pfund wetten wollte, dass der Circuit of Wales auf immer und ewig ein Hirngespinst bleiben werde, schlug er die Wette aus. «Darauf wette ich höchstens 10 Pfund», entgegnete er.

Am Tag nach dem British Grand Prix 2016, der wieder in Silverstone stattfand, klinkte sich Herring aus dem Projekt aus.

Heute wissen alle Beteiligten: Das Projekt war überdimensioniert.

«Für 34 Millionen Pfund wurde vor zwei Jahren der gesamte Silverstone Circuit verkauft. Donington ist deutlich weniger wert», stellte ein Veranstalter am letzten Wochenende in Silverstone fest. Dann ergänzte er: «Für 435 Millionen Pfund kannst du ein ganzes Land in Afrika kaufen.»

Die anderen Rennstreckenbetreiber in Großbritannien hatten von Anfang an gegen den Circuit of Wales mobil gemacht und das Verprassen von Steuergeldern angeprangert.

Es bestand auf der Insel einfach kein Bedarf an einer zusätzlichen Rennstrecke. Rockingham samt seinem Indy-Oval ist längst stillgelegt – eine moderne Ruine.

Inzwischen gilt die HOTVDC als zahlungsunfähig. Jetzt müssen die Dorna-Verantwortlichen die Gebühr für den Grand Prix 2017 einklagen.

Und es muss nach dem künftigen GP-Schauplatz in England Ausschau gehalten werden.

Die MotoGP wurde in Silverstone nie heimisch

In Silverstone wurde von 1977 bis 1986 gefahren, bis 1972 war die Tourist Trophy auf der Insel Man der britische GP-Standort. 1987 wurde der Grand Prix erstmals in Donington ausgetragen, dort blieb er bis einschließlich 2009. Dann sollte Donington für die Formel 1 umgebaut werden, die Dorna übersiedelte also für 2010 wieder zurück nach Silverstone.

Doch in Donington fehlte schließlich das Geld für den Umbau, es blieb alles beim alten.

In Silverstone wurde 2011 der «Wing» gebaut und Start/Ziel verlegt, doch die GP-Teams waren mit dieser Lösung nicht glücklich. 2013 wurde für den MotoGP-Event Start/Ziel wieder an die ursprüngliche Position befördert und das alte Fahrerlager reaktiviert.

Die Betreiber von Silverstone gelten als Autosport-Liebhaber, es sind meist ehemalige Formel-1-Fahrer wie Derek Warwick, die Verhandlungen mit der Dorna erwiesen sich immer als mühsam.

Auch für 2017. Im vergangenen Juli stand der Grand Prix sogar vor der Absage, obwohl schon Tickets im Wert von 2,7 Mio. Pfund verkauft waren. Dass letzten Sonntag nur 56.000 Besucher erschienen, ist Wasser auf den Mühlen der Donington-Befürworter. Auch wenn der Silverstone Circuit mit dem Slogan «Home of British Motorsport» beworben wird.

Jonathan Palmer verhandelt mit der Dorna

Momentan besteht kein gültiger Vertrag für den Britischen Grand Prix. Die Teams und die Dorna bevorzugen Donington Park.
Deshalb wird fest mit einer GP-Rückkehr in die Midlands nach Nottinghamshire gerechnet.

«Wir haben ein gutes Verhältnis zu Jonathan Palmer», betonte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta.

Jonathan Palmer ist zwar auch ein ehemaliger Formel-1-Pilot, aber seine Geschäftstüchtigkeit und sein Weitblick stehen außer Zweifel.
Palmer ist Vorsitzender der Vereinigung britischer Rennstrecken «Association of Motor Racing Circuit Owners» (AMRCO).

Palmer gehörte zu den heftigsten Gegnern des Circuit of Wales-Projekts.«Das war eine Verschwendung von Steuergeld», erklärte Palmer. «Wir AMRCO-Leute ahnten, dass es im Chaos enden wird. Es wurde viel Geld verschwendet; das hat negative Auswirkungen auf den gesamten Motorsport.»

In Wales dürften rund 10 Millionen Pfund an Steuergeld versickert sein.

Als AMRCO-Verantwortlicher ist Palmer auch für Donington Park zuständig.

Er betreibt sieben britische Rennstrecken und sah sich zuletzt mit einer Kartellklage konfrontiert, aber die Einsprüche wurden vom Gericht abgelehnt.

Deshalb kann Palmer jetzt unbeschwert in Verhandlungen mit der Dorna eintreten. Konkrete Vorgespräche haben längst stattgefunden. Da Donington Park als die bessere Motorradstrecke gilt und Palmer alle nötigen Umbauten durchführen will, wenn er den MotoGP-Event für fünf Jahre erhält, wird die Dorna das Kapitel «British Grand Prix» neu schreiben, den Circuit of Wales abhaken, Silverstone einen Korb geben – und 2018 und die Folgejahre nach Donington zurückkehren.

«Immer wenn wir MotoGP und Formel 1 in einem Land auf derselben Rennstrecke austragen, haben wir Probleme», weiß Ezpeleta seit Jahren. «Das klappt nur, wenn der Betreiber oder Besitzer gleichzeitig der Veranstalter ist.»

Tatsächlich: Nur in fünf von 18 Ländern treten in diesem Jahr MotoGP und Formel 1 auf derselben Piste auf – neben Silverstone noch in Austin/Texas, Barcelona/Spanien, Spielberg/Österreich und Sepang/Malaysia. Aber der Formel 1-GP in Sepang findet 2018 nicht mehr statt. Und wenn die MotoGP-WM nach Donington geht, werden es insgesamt nur noch drei Doppelevents übrig sein.

Denn es ist fast immer schwer, bei der Sicherheit einen gemeinsamen Nenner zu finden und beim Termin einen passenden Kompromiss zu finden.

Inzwischen ist durchgesickert: Auch der Formel-1-GP ist nach 2018 nicht gesichert. Denn der neue Formel-1-Eigentümer Liberty Media würde 2019 lieber einen Stadt-GP in London austragen.

Dabei wollen die Silverstone-Circuit-Betreiber jetzt sogar ein neues Circuit-Hotel bauen – für 20 Millionen Euro.

Dorna und FIM werden voraussichtlich bei der Veröffentlichung des MotoGP-Kalenders 2018 für das Wochenende vom 25./26. August nur «Großbritannien» erwähnen. Beim Circuit wird stehen: TBA, das heißt: «To be announced», wird noch bekanntgemacht.

Für die Dorna befindet sich Donington Park klar in der Favoritenstellung. Dort muss in punkto Sicherheit für 2018 wenig verändert werden, es soll aber eine bessere Entwässerungsanlage für das Fahrerlager installiert werden. Auch eine Neuasphaltierung könnte ein Thema werden. FIM Safety-Officer Franco Uncini hat die Piste bereits letzte Woche inspiziert und arbeitet an einem Bericht. Die Boxenanlage und die gesamte Infrastruktur soll schrittweise von Jahr zu Jahr modernisiert werden.

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