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Superbikes gegen MotoGP-Geschosse: Ein Vergleich

Von Sharleena Wirsing
Die MotoGP-Bikes sind aktuell die schärfsten und teuersten Zweirad-Waffen, die von den besten Piloten der Welt gesteuert werden. Warum sind ihre Rundenzeiten trotzdem nicht bedeutend schneller als die der Superbikes?

Während des Jerez-Tests Ende November wurde einmal mehr deutlich, dass die seriennahen Superbike-Maschinen auf manchen Strecken mit den hochtechnisierten MotoGP-Prototypen mithalten können. Als einige Piloten der MotoGP- und der Superbike-WM in Jerez aufeinandertrafen, lag Superbike-Weltmeister Jonathan Rea mit 1:37,986 min nur 0,3 sec hinter der Bestzeit von MotoGP-Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso. Im letzten Jahr lag Rea am zweiten Testtag sogar 0,225 sec vor dem schnellsten MotoGP-Fahrer.

Zum Vergleich: Die MotoGP-Pole-Zeit beim Grand Prix im Mai lag bei 1:38,249 min, die schnellste Rennrunde bei 1:40,234 min. Die schnellste Rennrunde beim Superbike-Meeting in Jerez – allerdings schon auf neuem Asphalt – war eine 1:40,640 min von Jonathan Rea. Mit den Pirelli-Qualifyer-Reifen hat Melandri in der Superpole sogar eine 1:38,960 min in den Asphalt gebrannt.

Doch natürlich lassen sich die Zeiten aus dem Mai nur schwer mit denen des Superbike-Meetings im Oktober oder den Zeiten beim Test Ende November vergleichen. Die Temperaturen und Streckenbedingungen unterschieden sich deutlich. Zudem wurde die Strecke nach dem MotoGP-Rennwochenende neu asphaltiert.

Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci erklärte bereits 2016, warum ein 100.000 Euro Superbike mit einer MotoGP-Maschine mithalten kann, deren Wert kaum zu beziffern ist: «Unter den Reifen, die uns Michelin in diesem Jahr zur Verfügung gestellt hat, haben wir vorne zwei Optionen verwendet und eine hinten. Diese Lösungen waren harte Mischungen, sie resultierten aus den Problemen von Sepang und Las Termas. Ich erinnere mich an die Pirelli-Reifen. Ich habe sie in der CIV verwendet und als Testfahrer auf der Panigale. Die Pirelli-Qualifyer sind über eine Runde außergewöhnlich gut. Ich konnte in Jerez mit diesen Reifen nach 20 oder 22 Runden noch bis auf eine halbe Sekunde an meine Bestzeit herankommen. Die SBK-Kollegen waren nach 20 Runden zwei Sekunden langsamer als am Beginn.»

Auch Stefan Bradl hat eine einleuchtende Erklärung für die starken Superbike-Zeiten: «Es gibt vielleicht 30 PS Unterschied, und die kommen beim gleichen Hubraum erst bei hohen Geschwindigkeiten zum Tragen. Dann fährst du halt in Aragón mit 330 km/h über die Gerade runter, mit dem Superbike mit 312 km/h. In den unteren drei Gängen bringst du die zusätzliche Leistung ohnedies kaum auf die Fahrbahn. Du hast keinen Grip, du hast Wheelspin.»

Bei einem Vergleich der besten Rennrunden zwischen MotoGP und Superbike 2017 sind die Unterschiede deutlich erkennbar, obwohl natürlich auch hierbei bedacht werden muss, dass die Events der Superbike- und der MotoGP-WM zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfanden und somit auch unterschiedliche Streckenbedingungen herrschten.

Katar, 5,4 km, 16 Kurven: Beim MotoGP-Saisonauftakt fanden keine Qualifying-Sessions statt. Die Bestzeit von Maverick Viñales lag im FP3 bei 1:54,834 min. Beim Superbike-Saisonfinale in Katar stand Jonathan Rea mit 1:56,228 min auf der Pole-Position. In den Rennen lag die schnellste Zeit bei 1:57,061 min von Rea. Die Zeitunterschiede: Der schnellste MotoGP-Pilot war in den Trainings 1,394 sec schneller, im Rennen waren es 1,071 sec.

Misano, 4,2 km, 16 Kurven: Maverick Viñales’ Pole-Zeit am 9. September in Misano lag bei 1:32,439 min. Das Rennen fand auf nasser Strecke statt. Die Bestzeit der Superpole am 18. Juni war eine 1:33,662 min von Tom Sykes. Der Zeitunterschied: Die MotoGP-Polezeit war um 1,223 sec schneller.

Aragón, 5,1 km, 17 Kurven: Maverick Viñales stand dort mit 1:47,635 min auf der Pole-Position. Im Rennen am 24. September lag die schnellste Zeit bei 1:49,140 min. Beim Superbike-Event von 31. März bis 2. April umrundete Chaz Davies die Strecke von Aragón bei der Superpole in 1:49,319 min. Die schnellste Rennrunde war eine 1:50,597 min von Jonathan Rea. Somit war die MotoGP-Pole-Zeit in Aragón 1,684 sec schneller, bei der schnellsten Rennrunde betrug der Unterschied 1,457 sec.

Phillip Island, 4,4 km, 12 Kurven: Mit 1:28,386 min schnappte sich Marc Márquez am 21. Oktober die Pole-Position. Die schnellste Rennrunde fuhr Johann Zarco mit 1:29,572 min. Die Superpole-Zeit von Rea lag bei 1:29,573 min, die schnellste Rennrunde von Melandri am 26. Februar bei 1:31,178 min. Damit war auf Phillip Island die Pole-Zeit der MotoGP-WM um 1,187 sec schneller als jene der Superbike. Im Rennen war MotoGP-Fahrer Zarco 1,606 sec schneller als der beste Superbike-Pilot.

Doch warum kommt es manchmal zu so knappen Zeitabständen zwischen Superbike und MotoGP wie beim Jerez-Test? Der Vorteil der MotoGP-Maschine durch mehr Leistung wirkt sich in der Praxis wegen der besseren Fahrbarkeit der Superbike-Motoren aufgrund ihres zivileren Drehmomentverlaufs kaum aus. Außerdem sind die jeweiligen Reifen sehr wichtig.

Der Topspeed-Vorsprung von bis zu 30 km/h und die bessere Beschleunigung der MotoGP-Bikes schlagen sich in den Rundenzeiten ebenfalls kaum nieder. Denn erst in der Beschleunigungsphase am Kurvenausgang, wenn die Maschine schon fast wieder aufgerichtet ist und auf den Geraden verlieren die Superbikes an Boden.

Die Volllast-Phasen, in denen die Piloten den Gasgriff bis zum Maximum aufziehen, sind auf vielen Strecken kürzer und seltener, als es scheint. Die Superbike-Elektronik und die MotoGP-Einheitselektronik machen auch kaum einen Unterschied, sie befinden sich wohl auf einem ähnlichen Level.

Im direkten Vergleich während eines Rennens wäre es ohnehin schnell vorbei mit den Vorteilen der Superbike-Piloten. Sie könnten die bessere Fahrbarkeit bei Teillast nicht nutzen, da die MotoGP-Maschinen auf den Geraden davonziehen und den Superbikes hinter ihnen in den Kurven dann ihre Fahrdynamik aufzwingen.

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