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Rossis VR46 Ranch: Ein Spielplatz für Enthusiasten

Kolumne von Matteo Aglio
Auf der Ranch von Valentino Rossi wird an alles gedacht. Das 100-km-Rennen der Champions wurde wie ein Grand Prix organisiert. Rossi bietet seinen Schützlingen ein perfektes Umfeld.

Wir schließen unsere Augen und machen eine Zeitreise. Wir sehen die Felder, die die Berge umgeben. Und dann einen Mann, der mit einem Holzpfosten und Absperrbändern beschäftigt ist. Er bewegt sich durch das hohe Gras und markiert Kurven auf dem Boden. Drei Jungs begleiten ihn. Sie setzen ihre Helme auf, steigen auf ihre Motorräder und folgen den Linien auf dem Boden mit den Bikes. So entsteht eine Offroad-Strecke mitten durch die Felder.

Dieser Mann war Graziano Rossi und die drei Jungs waren Valentino, Marco Simoncelli und Mattia Pasini. Die Markierungen auf dem Boden wurden die Basis der jetzigen VR46 Ranch in Tavullia.

Wenn Walt Disney eine Rennstrecke gebaut hätte, würde sie aussehen wie diese in Tavullia: schön, technisch, schwierig, aber auch unglaublich verlockend.

Da sind karierte Flaggen, Lichter und brennende Lagerfeuer, die nicht von Cowboys umgeben sind, sondern von Rennfahrern, Brennstofftrommeln und gebranntem Wein.

Vor dem Start sang Valentinos Schwester Clara die Nationalhymne und zwei Flugzeuge zogen weißen Rauch über den Himmel. Es geht zu wie in Amerika, aber wir befinden uns in Tavullia.

Franco Morbidelli und Mattia Pasini heben siegreich zwei Schinken zum Himmel. Die Rossi- und Marini-Brüder strecken dem Himmel eine «Coppa» entgegen. Das ist luftgetrocknetes Schweinefleisch.

Das hört sich simpel an, ist aber ein sehr seriöses Spiel. Diese Rituale gibt es seit 2011, als die VR46-Ranch zum ersten Mal ihre Tore öffnete.

Der Preis der Erfolgs

«Die alte Piste in der Schottergrube in Cava hatte ausgedient», erklärte Albi Tebaldi, die rechte Hand des Doctors vor ein paar Jahren. «Wir brauchten etwas Professionelleres, um zu trainieren. Deshalb wurde diese Ranch gebaut.»

Eine komplette Dirt-Track-Piste (dessen «Rezept» ein Geheimnis ist, aber Kevin Schwantz war involviert) mit mehr als zwei Kilometern Länge, ein paar Ovale, eine simple MX-Piste und sogar eine Piste für funkgesteuerte Autos.

Dann gibt es einen Teil, der überdacht ist und als Garage dient, ein großes, umgebautes Haus und ein Gästehaus, in dem es bald Platz für Nächtigungen der Besucher geben soll. Die Gästeliste der Ranch beinhaltet Namen wie Márquez, Dovizioso, Iannone, Hayden und so weiter.

Die Ranch ist eine großartige Sache, die jährlich 200.000 € zur Erhaltung alleine kostet. Eigentlich kein Spielplatz, sondern viel mehr ein Traum für jeden Motorrad-Enthusiasten. «Es ist ein Ort, um sich zu treffen und gegeneinander anzutreten», fährt Albi fort. «Wenn die Fahrer auf die Strecke gehen, nehmen sie das ernst. Es ist kein Spiel. Sie trainieren, sie diskutieren. Manchmal übertreiben sie, sodass man sie beruhigen muss. Am Abend dann, vor dem Barbecue, schauen sie sich ihre Sessions auf Video an und ziehen sich gegenseitig auf.»

Die Ranch-Uni

Die Ranch ist die Universität für die Fahrer der VR46 Riders Academy. An dieser Uni kann man sich nicht einschreiben, sondern man muss dafür auserwählt werden. Momentan sind elf Studenten da, angeführt von Franco Morbidelli, bei dem es aussieht, als würde er tanzen, wenn er auf den Flat-Track geht. «Morbido» konnte sich dieses Jahr den Moto2-WM-Titel sichern und hat damit die erste WM-Trophäe in den Schulkasten gestellt.

«Die Jungs trainieren hier, aber auch im Fitnesscenter. In Misano haben sie Trainer und Ärzte, die mit ihnen arbeiten», verrät Tebaldi. «Wenn man eine Zahl nennen muss, kostet jeder von ihnen zwischen 60.000 und 70.000 € pro Jahr.»

Aber VR46 ist keine Benefizveranstaltung. «Es ist auch eine Management-Agentur», fährt er fort. «Wir begleiten und managen sie während ihrer Karriere, die Fahrer geben uns 10 Prozent ihres Verdiensts.» Das ist auf jeden Fall das Ziel, obwohl der «Chef» in frühen Jahren der Talente auch manchmal selbst für sie in die Tasche greifen muss.

Wir sprechen über Valentino, der unterrichtet und gleichzeitig Energie schöpft, wenn er mit den Jungs trainiert. «Es ist schwer zu sagen, ob ich ohne die Ranch und die Academy auch eine so lange Karriere gehabt hätte. Aber es hat bestimmt geholfen», kommentierte er am Wochenende nach den 100 Kilometern der Champions.

Die kontroverse Ranch

Viele Vorteile verursachen unweigerlich auch ein paar Probleme.

Kürzlich zog eine Gruppe von Nachbarn vor Gericht und behauptete, auf der Ranch gäbe es eine unzulässige Lärmbelästigung.

«Über die Jahre wurden hier viele Lärmkontrollen durchgeführt und es wurde immer alles für in Ordnung erklärt», erzählt Tebaldi. «Bevor wir dieses Projekt gestartet haben, haben wir alle Nachbarn informiert. Die meisten sind stolz auf die Ranch, weil sie Valentino beim Trainieren mit den Nachwuchstalenten zusehen können. Zwei oder drei davon werden von Hass getrieben, was sehr schade ist für uns. Die Bürgermeisterin Francesca Paulucci macht sich keine Sorgen und ist stolz auf die zehn Weltmeistertitel (von Rossi und Morbidelli) bei 8000 Einwohnern. Es gibt auch strikte Regeln, die die Nutzung der Strecke betreffen. Man darf nur an bestimmten Tagen trainieren und auch dann haben wir Ranch-Techniker, die die Lautstärke gewissenhaft kontrollieren.»

Die Ranch der Zukunft

Lassen wir die Bürokratie beiseite, kehren wir zurück zum Motorenlärm und schauen wir in die Zukunft. Uns ist klar: Valentino weiß, wie man fährt, lehrt und sich einbringt. Wir sehen jetzt, dass er auch weiß, wie man ein Rennen unter Freunden organisiert, das verläuft, als wäre es ein Grand Prix.

Man braucht Ausweise, um zum 100-km-Rennen reinzukommen, es gibt TV-Stationen, die über den Event berichteen, eine Tribüne für die Zuschauer. Alles läuft reibungslos.

«Vale ist ein Perfektionist, er denkt an jedes Detail. Als einer seiner Kollegen weiß ich, wie schwer es ist, ihn zufrieden zu stellen», scherzt Albi.

Wer weiß, ob er nach so vielen Jahren in der MotoGP im Frühjahr die Entscheidung trifft, sich nach der Saison 2018 in den Regiesessel zu setzen. Wenn das ein Test war, hat er ihn erfolgreich gemeistert.

Vielleicht spricht der neue Carmelo Ezpeleta Italienisch.

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