Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Safety Commission: Zarco, Dovi & Petrucci erzählen

Von Günther Wiesinger
Die MotoGP-Fahrer sind nicht immer einer Meinung

Die MotoGP-Fahrer sind nicht immer einer Meinung

Bei der Sitzung der Safety Commission in Texas wurde Klartext gesprochen, aber in ruhiger Atmosphäre, versichert Johann Zarco.

Die Teilnehmer am Safety Commission-Meeting am Freitag um 17.30 Uhr Ortszeit in Austin/Texas berichteten von einer konstruktiven Sitzung, die in geordneten Bahnen verlief, alle Fahrer konnte in Ruhe ihre Meinung ausdrücken.

Die Fahre werden dazu angehalten, keine Geheimnisse aus diesen Sitzungen auszuplaudern, es sickern aber immer Informationen durch, manchmal sogar lückenlos.

Die Exklusiv-Meldung von SPEEDWEEK.com, dass ab sofort im Rennen ein neues Instrument zur Verfügung steht, dass nämlich ein unfairer Fahrer im Handumdrehen mit der schwarzen Flagge aus dem Verkehr gezogen werden kann, wenn er einen Gegner rammt und zu Sturz bringt, durften die Teilnehmer nicht bestätigen. Aber sie umschrieben diese Neuigkeit einhellig: «Es wird künftig strenger durchgegriffen, wenn unsauber gefahren wird.»

Die Erzählungen, es habe ein Schreiduell Márquez gegen Rossi stattgefunden, entspringen dem journalistischen Stilmittel der Übertreibung.

Aber Rossi sagte an die Adresse seines spanischen Widersachers, er solle künftig unfaire Mätzchen vermeiden.

Márquez zeigte keine Einsicht und keine Reue und keifte Richtung der Nummer 46 zurück: «Wir haben das alles von dir gelernt.»
Doch diesen Vorwurf ließ Valentino nicht auf sich sitzen. «Der Unterschied ist, dass es bei mir in mehr als 23 GP-Jahren weniger Zwischenfälle gab als bei dir im Rennen in Argentinien, du hast dort fünf Fouls verübt.»

Tatsächlich hatte Marc am Startplatz die Hand nicht lange genug gehoben, dann hatte er die Maschine unerlaubterweise in Gang gesetzt, und dann war er noch gegen die Fahrtrichtung zurück zu seinem, Startplatz kutschiert. Danach folgten noch die Rammstöße gegen Aleix Espargaró und Rossi.

Johann Zarco bestätigte das gute Gesprächsklima des Freitag-Meetings. «Ich war wirklich happy über die Art und Weise, wie wir uns unterhalten und unsere Meinungen ausgetauscht. Es ist alles in Ruhe abgelaufen, obwohl wir uns gegenseitig die Meinung gesagt und einiges klargestellt haben. Es war eine sinnvolle Diskussion, wirklich nett.»

«Was die Entscheidungen der Stewards betrifft, sie werden künftig strikter vorgehen und strenger urteilen», sagt Zarco. «Wir haben einige Vorschläge gemacht, wie sie ihre Entscheidung treffen sollen. Es wird jetzt auch überlegt, wie wir künftig bei einem ‚wet race’ vorgehen. Vielleicht werden wir den Grid künftig bei einem ‚wet race’ nicht mehr verlassen können. Wenn wir das bereits in Argentinien gemacht hätten, hätte Miller gewinnen können.»

Was Zarco hier aufs Tapet bringt: Um eine Startverzögerung wie in Las Termas zu vermeiden, wenn sich 23 von 24 Piloten mit den falschen Reifen (Regenpneus statt Slicks), dann wird das Rennen gestartet, und in den ersten Runden müssen die Fahrer dann entscheiden, ob und wann sie zum «Bike change» an die Box kommen.

Aber zur Erinnerung: So etwas passiert alle vier Jahre, zuletzt 2014 in ähnlicher Weise auf dem Sachsenring.

Jorge Lorenzo ist froh, dass jetzt härter durchgegriffen wird. «Ich habe das schon vor fünf oder sechs Jahren vorgeschlagen. Es sieht so aus, als würden sie jetzt endlich etwas in dieser Richtung unternehmen. Mir wäre lieber gewesen, wenn das alles schon viel früher beschlossen worden wäre. Ich bin zu dem Meeting nicht hingegangen, weil sowieso alles wissen, welche Position ich vertrete. Ich habe die Zeit lieber genützt, um mich gemeinsam mit den Technikern auf dem Samstag vorzubereiten.»

Soll ein System in der Formel 1 eingeführt werden, wo ein Gremium, indem auch Ex-Rennfahrer sitzen, über die Zwischenfälle beratschlagen und dann bei der Höhe der Strafen und bei der Schuldfrage mitreden? «Es ist schwierig. Weil jeder Fahrer bei solchen Streitfällen eine andere Meinung vertritt. Es kommt auf das Alter an, auf die eigene Erfahrung, auf die Risikobereitschaft, die der Fahrer zu seiner aktiven Zeit auf sich genommen hat. Meiner Meinung nach sollen die Stewards rigorose Strafen aussprechen. In der Formel 1 werden alle gefährlichen Aktionen geahndet. Die Formel 1 ist weniger gefährlich als MotoGP, aber dort sind die Strafen trotzdem härter. Deshalb bin ich dafür, dass bei uns in Zukunft härter durchgegriffen wird.»

«Es war unmöglich, dieses Meeting zu verlassen und eine klare Meinung darüber zu haben, was wir tun sollen und tun können», stellte Andrea Dovizioso fest. «Aber ich bin dafür, dass die Stewards nach den jüngsten Vorkommnissen künftig härter durchgreifen. Es werden künftige strengere Penaltys verhängt. Das kann helfen, um manche Fahrer einzubremsen, damit sie weniger aggressiv auftreten.»

Auch Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci zeigte sich vom Ablauf der Safety Commission-Sitzung begeistert. «Das war ein ausgezeichnetes Meeting. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta ist sehr clever, er hat sehr klare Worte gesprochen. Er hat quasi ein Machtwort gesprochen und gesagt, wir sollen die Vergangenheit vergessen, jetzt beginnt eine neue Ära. Ab sofort werden Vergehen strenger geahndet. Er meinte, wir sollen alle bisherigen Zwischenfälle vergessen und abhaken, denn was bisher passiert ist, können wir nicht mehr ändern. Wir sollen lieber in die Zukunft schauen und unsere Lehren ziehen.»

Die Fahrer machten auch den Vorschlag, einen Ex-Rennfahrer ihres Vertrauens in das dreiköpfige Gremium der «FIM MotoGP Stewards» zu entsenden, dem Race Director Mike Webb der permanente Steward Bill Cumbow und ein rotierender Funktionär angehören. Regelmäßig kommt auf diesem Posten auch der ehemalige deutschen Seitenwagen-GP-Sieger Ralph Bohnhorst (zuletzt in Katar) zum Zug, dem viel Respekt entgegengebracht wird.

Aber erstens fiel keinem Fahrer ein neutraler Ex-Rennfahrer ein, der nicht im Verdacht steht, auf der Seite von Honda, Yamaha oder Ducati zu stehen, der auch von der Nation her unparteiisch ist, also kein Italiener und kein Spanier, vielleicht auch kein Brite, Japaner und Franzose ist.

Außerdem gab Carmelo Ezpeleta zu bedenken: «Wenn du 24 Fahrer zu den Vorfällen in Las Termas fragst, bekommst du 24 verschiedene Ansichten zu hören.»

Doch in der Formel 1 ist unter den Rennkommissaren vor Ort immer ein Ex-Racer (zum Beispiel Warwick, Mansell, Pirro, Sullivan, Fittipaldi, Salo, Kristensen etc). zu finden.

Petrucci: «Da stimme ich zu. Jeder Zwischenfall, jede Kollision verläuft anders, man kann keine kugelsicheren Vorschriften dazu austüfteln. Es gibt ja auch im Fußball klare Vorschriften, aber gewisse Szenen können oft unterschiedlich interpretiert werden. Am Schluss entscheidet der Referee, und diese Entscheidung muss akzeptiert werden, auch wenn sie manchmal umstritten ist.»

Die Fahrer wurden von der Dorna auch aufgefordert, nach Zwischenfällen ihre Meinung nicht – ohne Nachdenken – über die Social-Media-Kanäle in die Welt zu prusten, das würde ein zerstrittenes Bild abgeben und sei unprofessionell.

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