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Cal Crutchlow: Márquez-Vorteil wegen Karbonschwinge?

Von Günther Wiesinger
Der erste Rennsturz von zweien am Sonntag: Cal Crutchlow

Der erste Rennsturz von zweien am Sonntag: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow ist überzeugt, Weltmeister Marc Márquez sei am Sonntag beim Jerez-GP in erster Linie wegen der neuen Karbonschwinge überlegen gewesen. Márquez widerspricht.

Für LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow lagen Licht und Schatten beim GP von Spanien in Jerez nahe beieinander. Bestzeit am Freitag, Bestzeit im Qualifying, aber dann zwei Stürze im Rennen, zweites Rennen in Serie ohne Punkte – und innerhalb von zwei Rennen vom ersten auf den siebten WM-Platz zurückgefallen.

Aber das britische Stehaufmännchen am Montag erzielte er wieder die zweitbeste Testzeit!

Bei Cal Crutchlow kommen ja nach Situation und Laune unterschiedliche Statements über seine Behandlung durch Honda und den technischen Zustand seiner Honda RC213V über die Lippen.

Nach dem Rennen am Sonntag gab er zu bedenken: «Dani und Marc haben auf der ganzen Rennstrecke nirgends schwarze Striche hinterlassen. So einfach ist das. Sie hatten besseren Grip. Ich musste deshalb mehr riskierten, ich musste beim Bremsen Zeit wettmachen und habe dadurch den Vorderreifen überhitzt, wie im letzten Jahr.»

Das habe zum Sturz geführt, als er in Runde 8 vor Dovizioso an vierter Stelle lag, ließ Cal durchblicken.

Zur Erklärung;: Cal Crutchlow stehen im LCR-Team nur Hinterradschwingen aus Aluminium zur Verfügung, das Repsol-Team experimentiert mit Karbonschwingen – und setzt sie immer häufiger ein.

Die Kundenteams bekommen neue Entwicklungsteile auch bei anderen Herstellern immer  mit Verzögerung. Das ist Honda zum Beispiel dem langjährigen Hauptsponsor Repsol schuldig. Trotzdem haben Asse wie Gresini-Honda-Privatfahrer Sete Gibernau und Marco Melandri zum Beispiel das Repsol-Team besiegt, sie waren beide MotoGP-Vizeweltmeister (2004 und 2005) hinter Yamaha-Star Rossi.

«Ich habe die Datenaufzeichnungen und habe mir jedes Video von Texas und Jerez genau angeschaut», betonte Cal. «Am Freitag haben sie überall schwarze Linien hinterlassen. Am Samstag haben sie manchmal schwarze Striche hingezaubert. Es hängt davon ab, auf welchem Motorrad sie unterwegs sind, und sie fahren nur spazieren. Marc war am Sonntag absolut auf einer Spazierfahrt.»

Naja, darüber lässt sich streiten, denn der WM-Leader und Jerez-Sieger Marc Márquez stürzte in Jerez am Freitag, am Samstag, und am Sonntag im Warm-up.

Fakt ist aber: Das Repsol-Team fuhr im Qualifying und im Rennen mit der Karbonschwinge. Márquez spricht von geringfügigen Vorteilen. «Am Freitag bin ich meine beste Zeit mit der Aluschwinge gefahren.»

«Man konnte sehen, ich hatte in Jerez das ganze Wochenende hindurch die nötige Pace. Aber wenn der Grip weniger wurde, hatten wir nicht mehr den nötigen Speed, weil wir nicht dasselbe Equipment haben. Aber ich dachte, ich könnte trotzdem gute Arbeit leisten – und machte den Fehler.»

Cal Crutchlow darf laut HRC-Vertrag keine technischen Geheimnisse und Einzelheiten ausplaudern. Deshalb äussert er sich kryptischer als in der Vergangenheit. «Es ist mir nicht erlaubt, detailliert über gewisse Teile zu sprechen. Mein Motorrad ist sehr gut. Trotzdem glaube ich, Marc hätte auf meinem Motorrad am Sonntag nicht so leicht und so überlegen gewonnen. Das ist meine Meinung. Aber er hätte dennoch einen Angriff auf den Sieg gestartet. Vielleicht sagen sie, das Teil sei nicht besser. Aber warum steckt es dann auf dem Motorrad? Wie gesagt: Mein Team und mein Hersteller haben mir ein gutes Motorrad gebaut, damit ich konkurrenzfähig sein kann. Und das war ich in Jerez. Aber ich habe die Arbeit nicht zu Ende gebracht. Und dieser Job lautete – auf das Podest fahren.»

Auch Marc Márquez meldete sich zum Thema Hinterradschwinge zu Wort. Er erwähnte zum Unterschied zwischen der Karbon- zur Aluschwinge: «Wir wissen das noch nicht exakt. Wir können noch nicht abschätzen, ob der Unterschied wirklich ein oder zwei Zehntel ausmacht. Es geht mehr um das Gefühl auf dem Motorrad. Mit der Karbonschwinge spürst du das Limit vielleicht besser. Du musst damit den Fahrstil etwas ändern. Wenn du schlau bist und weißt, wie du fahren musst, bist du damit schneller. Aber wenn du den Fahrstil nicht anpasst, dann ändert sich bei der Rundenzeit nichts. Trotzdem sieht es so aus, als sei die Karbonschwinge der Weg für die Zukunft. Am Montag habe ich auch wieder Vergleiche mit der Aluschwinge gemacht. Solche Vergleiche sind immer wieder wertvoll. Wir benutzen jetzt den ersten Prototyp. Honda beschäftigt sich zum ersten Mal mit Karbonfiber. Und es sieht so aus, als sei das ein guter Weg.»

MotoGP-Test Jerez, 18 Uhr:

1. Johann Zarco, Yamaha, 1:37,730 min
2. Cal Crutchlow, Honda, +0,217 sec
3. Dani Pedrosa, Honda, +0,250

4. Maverick Viñales, Yamaha, +0,409
5. Marc Márquez, Honda, +0,502

6. Franco Morbidelli, Honda, +0,558
7. Tito Rabat, Ducati, +0,574

8. Takaaki Nakagami, Honda, +0,714
9. Jack Miller, Ducati, +0,856

10. Valentino Rossi, Yamaha, +0,943
11. Bradley Smith, KTM, +0,944

12. Pol Espargaró, KTM, +0,954
13. Álvaro Bautista, Ducati, +1,405

14. Mika Kallio, KTM, +1,502
15. Tom Lüthi, Honda, +1,913

16. Xavier Siméon, Ducati, +1,990

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