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Dani Pedrosa: Bewegter Abschied eines Könners

Von Günther Wiesinger
Dani Pedrosa hört auf

Dani Pedrosa hört auf

Dani Pedrosa (158 cm/54 kg) verletzte sich wegen seiner filigranen Statur häufiger als alle anderen MotoGP-Stars. Heute kündigte er in Sachsen seinen Rücktritt an.

Beim dritten Anlauf hat es geklappt. Beim Catalunya-GP und bei der Dutch-TT konnte Dani Pedrosa keine Entscheidung über seine Zukunft verlautbaren. Er schwankte zwischen Rücktritt und Weitermachen – beim neuen SIC Petronas-Yamaha-Team, das 2019 bis 2021 die beiden MotoGP-Startplätze des Ángel Nieto-Teams von Jorge Martinez erhält.

Zweimal entschuldigte sich Dani Pedrosa bei diesen Pressekonferenzen für seine Unschlüssigkeit. «Ich weiß, ihr habt eine konkrete Information erwartet. Aber ich kann nur sagen, dass ich für 2019 mehrere Optionen habe», teilte er den Medienschaffenden in Montmeló mit.

Dann fügte gut gelaunt dazu: «Es sind heute mehr Berichterstatter erschienen als bei meinen Siegen.»

Heute bestätigte Dani Pedrosa auf dem Sachsenring, was seit rund zwölf Tagen kein Geheimnis mehr war: Er wird nach der Saison 2018 zurücktreten, nach 295 Grand Prix, bisher 54 Siegen (31 in der MotoGP), 49 Pole-Positions (31 in der MotoGP) und total 153 Podestplätzen (112 in der MotoGP).

Pedrosa heute um 16 Uhr: «Ich bedanke mich für das zahlreiche Kommen. Ich möchte ankündigen, dass ich 2019 nicht an der Weltmeisterschaft teilnehmen werde. Seit meinem 15. Lebensjahr war ich in der WM dabei... Ich habe deshalb lang über diese Entscheidung nachgedacht. Sie ist mir schwergefallen, denn das ist der Sport, den ich liebe. Ich hätte gute Gelegenheiten zum Weitermachen gehabt. Aber ich will den Rennsport nicht mehr mit der bisherigen Intensität betreiben; ich will jetzt neue Herausforderungen annehmen. Ich bin dankbar, dass ich im GP-Sport so erstklassige Gelegenheiten bekommen habe, dass ich in einem so großartigen Team fahren konnte», sagte Dani. «Ich habe mehr erreicht, als ich erwartet und erhofft habe. Ich bin stolz darauf, was ich in diesem Sport geschafft habe. Ich war ein erfolgreicher Rennfahrer und habe nie erwartet, dass ich so viele Erfolge erreiche, als ich als kleiner Bub war und die damaligen Stars im Fernsehen bewundert habe.»

Pedrosa, dem teilweise die Stimme versagte, als er auf seine Karriere zurückblickte, wird beim Valencia-GP in die «MotoGP Legends Hall of Fame» aufgenommen.

Dani erntete minutenlangen Szeneapplaus, dann setzte er fort: «Ich bedanke mich bei allen Firmen und Sponsoren, die mich in meiner Laufbahn begleitet haben. Es begann mit Honda und Movistar, ich wurde von Repsol, Red Bull, Arai und Alpinestars unterstützt. Mein Dankeschön gilt aber auch meiner Familie, die hier ist, und meinen Fans, die mir auch in schweren Zeiten beigestanden sind.»

Dani Pedrosa hat schon mehrmals über seinen Rücktritt nachgedacht, zum Beispiel nach der Saison 2014, als ihm bewusst wurde, dass er gegen Marc Márquez im Repsol-Team bis in alle Ewigkeit die zweite Geige spielen würde.

Er versuchte es dann mit Ramón Aurín als neuem Crew-Chief, aber die Resultate wurden unbeständiger als zu Zeiten von Mike Leitner.

Also wurde Aurín Ende der Saison 2016 verabschiedet und durch Giacomo Guidotti ersetzt. Er konnte Pedrosa genau so wenig zum Weltmeister machen.

Dann wurde noch Sete Gibernau als Riding Coach und Mentaltrainer engagiert, weil Rossi mit Luca Cadalora in diesem Betreich erfolgreich war. Auch beim Crew-Chief-Tausch dürfte Rossi als Vorbild gedient haben, der Italiener hatte nach der Saison 2013 den Australier Jeremy Burgess durch den Italiener Silvano Galbusera ersetzt.

Auch nach dem Motegi-Crash 2016 spekulierte Pedrosa vorübergehend mit dem Rücktritt. Damals wurde bei HRC überlegt, ob Cal Crutchlow ins Repsol-Team und Nakagami ins LCR-Team transferiert werden sollte. Aber Dani machte weiter.

Nach dem Motegi-Crash waren damals die Details von Danis Verletzungen nur scheibchenweise durchgesickert. Zuerst war nur von einem Schlüsselbeinbruch rechts die Rede. Drei Tage später kam der Bruch des rechten Wadenbeins ans Tageslicht. Und dann wurde noch gemeldet, dass zudem der vierte Mittelfußknochen links gebrochen war.

Es verging kaum eine Saison ohne Verletzung: Nach dem Katar-GP 2015 musste Pedrosa wegen einer weiteren «arm pump»-Operation drei Rennen pausieren.

Der Repsol-Honda-Werkspilot hat seit seinem MotoGP-WM-Einstieg 2006 die WM-Ränge 5, 2, 3, 3, 2, 4, 2, 3, 4, 4, 6 und 4 eingefahren.

Seine beste MotoGP-Saison erlebte er 2012, als er nicht weniger als sieben Rennen gewann.

Aber seit 2012 hat DP keinen zweiten WM-Rang mehr geschafft.

Die jährlich
2007: zwei
2008: zwei?
2009: zwei?
2010: vier?
2011: drei?
2012: sieben
2013: drei?
2014: einer
2015: zwei?
2016: einer?
2017: zwei?
2018: null??

Dani Pedrosa zog sich auch 2018 wieder eine Verletzung zu – Bruch des Radiusknochens in der rechten Hand nach der Kollision mit Johann Zarco in Las Termas. Dann wurde er in Jerez durch den Zusammenstoß von Dovizioso und Lorenzo vom Motorrad gerissen.

In Mugello reichte es nur für den 20. Startplatz, im Rennen crashte er in der ersten Runde. «Ich war in Italien durch die Transfergespräche abgelenkt», sagt er. «Ab jetzt will ich mich wieder ganz aufs Fahren konzentrieren.»

In Assen kam Dani am 1. Juli im Rennen über Rang 15 nicht hinaus.
In der WM liegt Pedrosa mit 41 Punkten an zwölfter Stelle, 99 Punkte hinter WM-Leader Marc Márquez.

So ein Tief hat er sich in der MotoGP-WM in zwölfeinhalb Jahren nie geleistet.

Da kamen sicher Fragen zur Sinnhaftigkeit auf: Lohnt sich eine Fortsetzung der Karriere, obwohl die Verletzungsgefahr immer mitfährt? Lässt sich das Tief überwinden.

Dani Pedrosa, der im spanischen Movistar-Honda-125-Cup groß wurde und beim Japan-GP in Suzuka 2001 in der 125er-WM debütierte, hat sich in seiner ganzen Laufbahn von Skandalen jeder Art ferngehalten.

Auf der Piste wurde Dani nur einmal wirklich verhaltensauffällig, als 2006 dem Titelanwärter und Repsol-Honda-Teamkollegen Nicky Hayden beim vorletzten Grand Prix in Estoril ins Heck krachte, es war ein Rennunfall, der aber Nickys WM-Chancen vor dem Valencia-GP deutlich schmälerte. Aber Rossi stürzte im Finale, Hayden gewann den Titel.

Als Dani Pedrosa von Marc Márquez gleich im ersten MotoGP-Jahr 2013 deutlich in den Schatten gestellt wurde, reagierte der Routinier zurückhaltend, sogar als ihn Márquez in Aragón touchierte und zu Boden befördert, nachdem er Danis Traction Control-Sensor demoliert·hatte.

Bei Marco Simoncelli regte sich Dani Pedrosa 2011 noch deutlich stärker auf, als ihn der Italiener in Le Mans zu Boden riss, worauf Dani einen Schlüsselbeinbruch erlitt. «Simoncelli hat kein Hirn. Außerdem hat er dringend einen Haarschnitt nötig», wetterte Pedrosa nachher beim Mugello-GP über seinen Honda-Kollegen aus dem Gresini-Team.

Der damalige HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto nahm Pedrosa daraufhin ins Gebet. So dürfe man mit einem Honda-Werksfahrer öffentlich nicht umspringen, schulmeisterte ihn der Japaner.

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