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Silverstone-GP-Absage: Die Suche nach dem Sündenbock

Von Günther Wiesinger
Die Experten waren sich am vorletzten Wochenende in Silverstone einig. Der neue Asphaltbelag war eine Enttäuschung. Aber wer das behauptet, muss mit einer Klage rechnen.

Die Vorkommnisse vom British Motor Cycle Grand Prix 2018 in Silverstone dürften zumindest ein gerichtliches Nachspiel haben. Denn wenn sich herausstellt, dass der Asphaltbelag abgeschürft und ein weiteres Mal neu aufgebracht werden muss, wird sich die Silverstone Circuits Ltd. wohl von der Firma «Aggregate Industries» vermutlich kein zweites Mal mit ca. 5,5 Millionen Euro zur Kasse bitten lassen.

Aber vorher müssen Daten gesammelt werden, vorher müssen die Regenmengen genau ermittelt werden. Denn es besteht der Verdacht, dass der Belag nicht wasserundurchlässig genug war. Auf jeden Fall stürzten im FP4 am Samstag mit Rabat, Rins, Morbidelli und Aleix Espargaró gleich vier Fahrer in der Kurve 7.

Cal Crutchlow vermutete bereits nach dem Qualifying am Samstag, bei strömenden Regen könne nicht gefahren werden, er schlug eine Verschiebung auf Montag vor. «Wenn schon im FP4 kein einziger Fahrer heil durch die einzige nasse Kurve 7 kommt, wie soll man dann 18 nasse Kurven überleben», wunderte er sich. «Wenn es wirklich am Sonntag 15 bis 16 Millimeter regnet, wird kein einziger Fahrer bei Renntempo eine komplette Runde überstehen.»

Für Samstag war laut Crutchlow nur 1 Millimeter Regen angekündigt gewesen.

?Der schwer verletzte Avintia-Ducati-Pilot Tito Rabat (offener Oberschenkelbruch, Schien- und Wadenbein gebrochen) stellte den Zuständen in England kein gutes Zeugnis aus. «Es ist alles blitzartig geschehen. Wir sind alle am Ende der Geraden runtergefallen, alles ging blitzartig. Ich war im sechsten Gang unterwegs, das Motorrad geriet in ein unkontrollierbares Aquaplaning, und ich habe entschieden, mich selbst vom Motorrad auf den Boden zu werfen. Ich habe eine Lektion gelernt: Ab heute werde ich immer zurückschauen, wenn ich gestürzt bin. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gesehen, dass mich Rins warnte, die Szene zu verlassen. Und ich sah Franco Morbidellis Motorrad sehr schnell auf mich zuschießen. Zum Glück war ich auf meinen Beinen, sonst hätte meine Verletzung viel schlimmer sein können.»

«Die Strecken und die Sicherheit werden besser», ergänzte Rabat. «Silverstone ist meine Lieblingsstrecke. Aber meiner Meinung nach ist diese Asphalterneuerung sehr schlecht gemacht worden. Die Schlaglöcher waren wie immer, der Grip war sogar etwas schlechter, die Drainage des Wassers war schrecklich, wie jeder gesehen hat. Es ist kein guter Job gemacht worden.»

Rabat steht mit dieser Ansicht nicht allein da. ?«Es zeigte sich, dass beim neuen Asphalt das Wasser nicht gut abgeflossen ist», sagte Lorenzo.

«Wir müssen in Misano in der Safety Commission über die Situation von Silverstone reden», erklärte Andrea Dovizioso. «Einen Belag zu erneuern und dann zu merken, dass die Bodenwellen nicht verschwunden sind und du außerdem ein Problem mit der Drainage hast, das ist nicht gut für eine Meisterschaft auf diesem Niveau.»

«Die Zustände am Sonntag waren sehr schlecht wegen all des stehenden Wassers», kritisierte Piero Taramasso, Michelin Motorsport Two-Wheel-Manager. «Es war fast unmöglich zu fahren.»

Wenn alles so wunderbar gewesen wäre, hätte nicht die ganze Nacht auf Sonntag hindurch neue Drainagen neben dem Belag angelegt werden müssen...

Dem britischen Ex-Rennfahrer und renommierten GP-Berichterstatter Mat Oxley wurden wegen seiner kritischen Berichterstattung über «Aggregate Industries» bereits eine Klage angedroht. «Ich habe ihnen einige Statements der Fahrer und Press Releases geschickt», erklärte Oxley. «Das hilft ihnen vielleicht bei den Nachforschungen und beim Auffinden der Ursachen für die Fehler.»

Übrigens: Dorna und IRTA zeigten sich gegenüber den Teams großzügig. «Sie haben das Ergebnis vom Zeittraining als Vergütung für das ausgefallene Rennen genommen», berichtete Dynavolt Intact-Teammanager Jürgen Lingg.

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