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Valentino Rossi: «Schon vor 10 Jahren abgeschrieben»

Von Günther Wiesinger
Valentino Rossi

Valentino Rossi

Yamaha-Werksfahrer Valentino Rossi ist Kritik gewöhnt. Er sei zu alt, seine Zeit sei vorbei, er gehe nicht mehr genug Risiko ein, wird ihm nachgesagt. Aber der Superstar widerspricht heftig.

Kürzlich behauptete Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig, die Zeit von Valentino Rossi sei vorbei. Aber Honda beschäftigte Dani Pedrosa 13 Jahre lang ohne Titelgewinn. Auch der ehemalige Aprilia-Manager und heutige Andrea Iannone-Manager Carlo Pernat behauptete im Herbst 2018, Valentino Rossi spüre das Alter, er lasse zu oft die nötige Risikobereitschaft vermissen.

«Das Alter zählt nicht. Ich denke nicht an die Risiken, wenn ich ein Rennen fahre», beteuert Rossi. «Und wenn man mir vorwirft, Maverick Viñales habe 2018 in Australien gewonnen, ich hingegen seit Assen 2017 nicht, dann kann ich nur entgegnen: Wir haben in Phillip Island leider beim Set-up versagt. Und bei der Reifenwahl. Aber das ist und erst nach dem Rennen gewusst geworden…»

Aber die Rossi-Kritiker warfen ein, der 39-jährige Yamaha-Star habe sich mit Platz 6 in Australien eine Riesenchance zum Sieg entgegen lassen. Rossi kann darüber nur lachen. «Jedes Mal wenn ich besiegt werde, wird mir von Besserwissern der Rücktritt empfohlen. Das ist cool. Denn diese Verwürfe höre ich seit zehn Jahren immer wieder.»

Außerdem nahm VR46 den Viñales-Erfolg alles andere als beleidigt zur Kenntnis. «Wir hatten in Misano, Aragón und anderen Rennen viel Mühe. Der Sieg von Maverick hat dem ganzen Team, dem ganzen Werk zu einer besseren Laune verholfen. Das wirkte wie ein Heilmittel, denn wir hatten schwere Zeiten hinter uns, nach dieser langen sieglosen Phase war plötzlich wieder Harmonie zu spüren.»

Fühlt sich Rossi also mit fast 40 Jahren noch genauso angriffslustig wie als Youngster? Er denkt nach. «Körperlich war ich 2018 fitter als im Jahr davor. Denn 2017 habe ich mir beim Enduro-Fahrern vor dem Misano-GP den Unterschenkel gebrochen, nachher war ich am Ende der Rennen manchmal müde. Ehrlich gesagt, manchmal sogar schon vor der Verletzung… Deshalb habe ich im vergangenen Winter noch mehr trainiert. Aber es muss einen Unterschied geben zwischen den jungen Piloten und mir.»

Was mag das sein? «Es geht hier um die Möglichkeit von Verbesserungen. Viñales ist zum Beispiel erst 25 Jahre alt, es ist logisch, dass er von Jahr zu Jahr dazulernt und besser wird. Ich muss mich hingegen mehr auf die technischen Aspekte konzentrieren, also das Motorrad schlagkräftiger machen und meinen Fahrstil optimieren», erklärt Valentino.

Wird man mit 40 Jahren nicht vorsichtiger? Lässt die Risikobereitschaft nicht nach? Rossi: «Ehrlich gesagt, ich habe noch nie Freude mit Stürzen gehabt. Nicht einmal mit 25 Jahren.» Er lacht. «Mit der Erfahrung lernst du, nur dann das Maximum zu geben, wenn es zählt. Wenn du jünger bist, denkst du weniger nach und fährst dauernd Vollgas. Aber in einem Rennen musst du immer bereit sein, Risiken einzugehen. Ich denke im Rennen nie daran, gewisse Reserven zu behalten.»

Das zeigte sich auch bei den letzten zwei Grand Prix in Sepang und Valencia, wo Rossi in Führung liegend stürzte.

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