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Paolo Ciabatti (Ducati): «Yamaha stärker als 2018»

Von Günther Wiesinger
Paolo Ciabatti

Paolo Ciabatti

Die Ducati-Stars liessen den Gegnen beim MotoGP-Test in Sepang nicht den Funken einer Chance. Sportdirektor Paolo Ciabatti zieht die Bilanz des Sepang-Tests und zeigt Respekt vor den Gegnern.

Ducati lieferte beim IRTA-Test in Sepang eine erstaunliche Machtprobe ab – die vier schnellsten Fahrer saßen auf Desmosedici-Rennmotorrädern aus Borgo Panigale bei Bologna. Winnow-Ducati Werkspilot Danilo Petrucci erzielte mit der überragenden Zeit von 1:58,239 min die Sensation des Jahres. Damit pulverisierte er die ein Jahr alte «best ever lap» von Sepang (Jorge Lorenzo/Ducati) um nicht weniger als 0,591 Sekunden.

Dahinter folgte überraschenderweise der aktuelle Moto2-Weltmeister Francesco Bagnaia auf der gebrauchten Pramac-Ducati des Jahrgangs 2018. Dem Rossi-Schützling aus der VR46 Riders Academy fehlten am Schluss nur 0,063 Sekunden zur Bestzeit.

«Pecco» hat 2018 acht Moto2-WM-Rennen gewonnen und den Titelgewinn beim Malaysia-GP gefeiert. Er ließ Jack Miller und Vizeweltmeister Andrea Dovizioso auf den GP19-Maschinen hinter sich.

SPEEDWEEK.com hat sich nach diesem aufschlussreichen Drei-Tage-Test mit Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti unterhalten.

Paolo, vier Ducati lagen beim ersten 2019-Test an der Spitze. Wie fällt dein Urteil nach diesen drei Tagen in Sepang aus? Welche Aufschlüsse gibt es? Wie lautet dein erstes Resümee zur GP19?

Es ist positiv. Wie du von unseren Fahrern gehört hast, haben wir auch eine andere Chassis-Spezifikation probiert. Die Fahrer haben dieses Chassis mit dem bisherigen verglichen. Außerdem sind wir Freitagfrüh erstmals mit dem neuen Aerodynamik-Package rausgefahren. Das erste Feedback war erfreulich, Dovi war sofort ziemlich schnell damit. Jetzt müssen wir abwarten, wie die Arbeit mit dieser Aerodynamik weitergeht.

Wir sind recht zufrieden, obwohl wir erkennen müssen, dass der Level der Konkurrenz erneut sehr hoch ist. Wir dürfen diese Ergebnisse nicht überbewerten, denn Márquez ist definitiv nicht 100-prozentig fit gewesen. Und Lorenzo war gar nicht da.

Es fehlen also zwei sehr wichtige Fahrer für ernsthafte Vergleiche.
Anderseits sind wir happy mit den Rundenzeiten, die uns gelungen sind.

Danilo hat gezeigt, was wir ihm immer zugetraut haben, was aber manche Leute in Frage gestellt haben. Wir wissen, dass er ein sehr schneller Fahrer ist.

Wenn wir ihm helfen können, den Reifenverschleiß geringer zu halten als in der Vergangenheit, können wir viel von ihm erwarten. Wir testen da ein paar Lösungen und haben deshalb schon am Donnerstag in Sepang mit ihm einen Long-run veranstaltet. Wir helfen ihm bei der Suche nach einem Fahrstil, der die Reifen nicht so stark beansprucht.

Wir sind auch begeistert von der Performance von Pecco Bagnaia.
Er ist ein Rookie, die Sepang-Piste ist viel schneller als Valencia und Jerez, er ist 1:58,3 min gefahren – das muss man als eindrucksvoll bezeichnen. Obwohl wir sehr schnelle weiche Reifen bekommen haben…

Uns gefällt auch die Arbeitsweise von Pecco. Er ist sehr entschlossen, ernsthaft und so weiter.

Wir haben bei seiner Technik-Mannschaft eine ausgezeichnte Wahl getroffen. Wir haben ihm Christian Gabarrini als Crew-Chief zur Seite gestellt, der nicht nur mit Casey Stoner erfolgreich war, sondern auch schon junge Fahrer wie Jack Miller betreut hat. Ihm gefällt das sehr. Christian ist sehr erfahren und geht mit der richtigen Einstellung an die Betreuung der jungen Fahrer heran. So gestaltet er den Übergang von der Moto2 zur MotoGP für die Fahrer so sanft wie möglich. Dazu hat Pecco den Elektronik-Ingenieur Tommaso Pagano in der Box, der in den letzten zwei Jahren bei uns im Werksteam für Jorge Lorenzo gearbeitet hat.

Jack Miller ist jeden Tag einmal gestürzt. Alle sind sich einig: Er ist sehr schnell. Doch bisher fehlte ihm in den ersten vier MotoGP-Jahren die Beständigkeit. Jetzt hat er den Druck durch Bagnaia. Petrucci, Bagnaia, Miller – alle wollen 2020 neben Dovi im Werksteam fahren. Ducati verfügt über ein Überangebot von Topfahrern.

Jack wird in diesem Jahr auf demselben Motorrad sitzen wie Danilo und Andrea. Es ist das Jahr, in dem er beweisen muss, dass er nicht nur super schnell sein kann wie Freitagfrüh, sondern auch beständig. Wir erwarten, dass er uns zeigt, dass er reifer geworden ist und sein Können erweitert hat. Dass er neben schnellen einzelnen Rundenzeiten auch die erforderliche Konstanz erreicht, statt Fehler zu machen und zu stürzen – wie es in der Vergangenheit manchmal passiert ist.

Wird Jack Miller 2019 dieselbe neue Aerodynamik bekommen wie das Winnow-Werksteam?

Ja, alle drei GP19-Fahrer bekommen diesen «Aero Body». Alle drei Werksfahrer testen ihn. Andrea, Danilo und Jack werden ihr Urteil dazu geben. Für die Fahrer mit den 2018-Ducati ist das im Moment nicht vorgesehen.

Yamaha brachte die Werksfahrer Viñales und Rossi in Sepang auf die Plätze 5 und 10. Ist Yamaha stärker geworden?

Ich habe mir die Yamaha-Fahrer auf der Strecke angeschaut. Sie haben einen großen Sprung nach vorne gemacht.

Maverick Viñales ist am Donnerstag mit 1:58,897 min Bestzeit gefahren. Das sah zu diesem Zeitpunkt wie eine außergewöhnliche Performance aus, ist aber von unseren Piloten am Freitag in den Schatten gestellt worden.

Wir haben danach abgewartet, was am Freitagnachmittag passieren würde, wenn alle noch einmal zu einer Zeitenjagd starten. Wir sind vorne geblieben. Das ändert nichts an der Tatsache: Yamaha hat im Winter sehr gute Arbeit geleistet. Das ist unsere Meinung. Sie werden in diesem Jahr ein viel stärkerer Gegner sein als letztes Jahr.

 

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 6. bis 8. Februar,
kombinierte Zeitenliste:

1. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,239 min
2. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,063 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,127
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,299
5. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,405
6. Cal Crutchlow, Honda, + 0,541
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,783
8. Franco Morbidelli, Yamaha, +0,902
9. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,909
10. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,916
11. Marc Márquez, Honda, + 0,931
12. Alex Rins, Suzuki, + 0,941
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,129
14. Tito Rabat, Ducati, + 1,246
15. Joan Mir, Suzuki, + 1,247
16. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,258
17. Johann Zarco, KTM, + 1,401
18. Pol Espargaró, KTM, + 1,512
19. Miguel Oliveira, KTM, + 1,710
20. Karel Abraham, Ducati, + 2,139
21. Andrea Iannone, Aprilia, + 2,271
22. Mika Kallio, KTM, + 2,284
23. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,527
24. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 2,726
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,751
26. Bradley Smith, Aprilia, + 2,756
27. Yamaha Test 2 (Jonas Folger), Yamaha, + 3,004
28. Takuya Tsuda, Suzuki, + 5,037

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 8. Februar:

1. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,239 min
2. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,063 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,127
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,299
5. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,405
6. Cal Crutchlow, Honda, + 0,541
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,783
8. Franco Morbidelli, Yamaha, +0,902
9. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,909
10. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,916
11. Marc Márquez, Honda, + 0,931
12. Alex Rins, Suzuki, + 0,941
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,129
14. Tito Rabat, Ducati, + 1,246
15. Joan Mir, Suzuki, + 1,247
16. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,258
17. Johann Zarco, KTM, + 1,401
18. Pol Espargaró, KTM, + 1,512
19. Miguel Oliveira, KTM, + 1,710
20. Karel Abraham, Ducati, + 2,139
21. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,527
22. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,751
23. Bradley Smith, Aprilia, + 2,756
24. Mika Kallio KTM, + 2,781
25. Jonas Folger, Yamaha, + 3,004
26. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 3,480

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 7. Februar:

1. Maverick Viñales, Yamaha, 1:58,897 min
2. Alex Rins, Suzuki, + 0,527 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,620
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,665
5. Cal Crutchlow, Honda, + 0,669
6. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,728
7. Tito Rabat, Ducati, + 0,767
8. Marc Márquez, Honda, + 0,893
9. Danilo Petrucci, Ducati, + 0,948
10. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,069
11. Johann Zarco, KTM, + 1,076
12. Francesco Bagnaia, Ducati, + 1,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,204
14. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,211
15. Franco Morbidelli, Yamaha, +1,254
16. Stefan Bradl, Honda, + 1,333
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,408
18. Andrea Iannone, Aprilia, + 1,613
19. Mika Kallio, KTM, + 1,626
20. Miguel Oliveira, KTM, + 1,775
21. Joan Mir, Suzuki, + 1,979
22. Karel Abraham, Ducati, + 2,348
23. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 2,509
24. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,757
25. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,962
26. Kohta Nozane, Yamaha, + 4,092
27. Takuya Tsuda, Suzuki, + 4,379

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 6. Februar:

1. Marc Márquez, Honda, 1:59,621 min
2.
Alex Rins, Suzuki, + 0,259 sec
3. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,316
4. Tito Rabat, Ducati, + 0,362
5. Danilo Petrucci, Ducati, + 0,430
6. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,433
7. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,537
8. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,576
9. Stefan Bradl, Honda, + 0,593
10. Pol Espargaró, KTM, + 0,692
11. Jack Miller, Ducati, + 0,762
12. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,839
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,981
14. Cal Crutchlow, Honda, + 1,060
15. Francesco Bagnaia, Ducati, + 1,073
16. Miguel Oliveira, KTM, + 1,281
17. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 1,344
18. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,364
19. Mika Kallio, KTM, + 1,433
20. Johann Zarco, KTM, + 1,500
21. Andrea Iannone, Aprilia, + 1,628
22. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 1,665
23. Joan Mir, Suzuki, + 1,811
24.
Karel Abraham, Ducati, + 2,006
25. Jonas Folger, Yamaha, + 2,115
26. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,232

Zum Vergleich:

Beste Pole-Zeit: Jorge Lorenzo, Yamaha, 2:00,606 min (2015)
Rundenrekord: Dani Pedrosa, Honda,1:59,053 min (2015)
Beste Rundenzeit: Jorge Lorenzo, Ducati, 1:58,830 min (2018 Test)
Shakedown-Test 2019: Aleix Espargaró, Aprilia, 2:00,500 min

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