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Valentino Rossi: Alles Gute zum Geburtstag

Kolumne von Michael Scott
Valentino Rossi: Mit 40 Jahren beim Katar-Test in den Top-5

Valentino Rossi: Mit 40 Jahren beim Katar-Test in den Top-5

Valentino Rossi ist 40 Jahre alt geworden. Seit 2009 war er nie mehr Weltmeister. Aber Beispiele zeigen uns: Das kann auch mit 45 Jahren noch klappen.

Was wirst du an deinem 40. Geburtstag tun? Oder, wenn man die alternde Motorradsport-Gemeinschaft beachtet, was hast du getan?
Ein bisschen Skydiving oder Wildwasser-Rafting, vielleicht? In den Ferien mit einer Mammoth eine Tour gemacht? Das Haus neu gestrichen? Oder dich in der Kneipe mit ein paar Freunden volllaufen lassen, um einen unwillkommenen Meilenstein im Leben zu feiern?

Ich erinnere mich gar nicht mehr an meinen eigenen 40. Geburtstag, aber ich nehme an, ich weiß, was Valentino Rossi am Samstag, dem 16. Februar, gemacht hat: eine anstrengende Gym-Session, vielleicht eine Runde Joggen, dann ein paar Runden auf seiner Training-Ranch in Tavullia gedreht, wobei er ein paar schnellen und hungrigen Kinder Respekt eingeflößt hat, indem er sie geschlagen hat. Unter dem Vorwand, sie zu trainieren.

Okay. Vielleicht hat er einen Tag pausiert. Aber am Tag danach...

Ich weiß, dass Rossi-Fans ein wenig übereifrig sein können, wenn man ihren Helden kritisiert (was die Verlockung noch grösser macht). Aber ist es überhaupt möglich, an einer Karriere herumzunörgeln, die schon so lange anhält und so hell leuchtet und von einem Mann angeführt wird, der sich einfach nicht an die Richtlinien der Zeit und des Alterns halten möchte?

Es gibt viele bewundernswerte Attribute, besonders die reine Menschlichkeit. Weit entfernt von der lächelnden Pappkarton-Figur, die jahrelang sorgfältig gefeiert und die viele weniger erfahrene Fans gerne sehen wollen, hat Vale über die Jahre einen machiavellistischen Charakter von viel mehr Tiefe erkennen lassen.

Valentino verhält sich, beispielsweise, sehr anmutig, wenn er gewinnt und es gelingt ihm, gönnerhaft zu lächeln, wenn er verliert, aber unter der Oberfläche versteckt sich ein brennendes Ego. Er ist ein gnadenloser Killer und das Lächeln verleiht dieser Methide einen drohenden, aber seltsam beruhigenden Unterton.

Mit seinen Rachegelüsten ist es dasselbe. Zuerst sein Krieg mit Max Biaggi zu einer Zeit, als es noch so aussehen konnte, als wäre es eine Streiterei auf dem Pausenhof; mit Sete Gibernau war es ähnlich. Aber seine öffentlichen Kundgebungen betreffend seinen Hass auf Marc Márquez erreichen eine neue Dimension. Das ist keine wirkliche Überraschung, weil er bei den ersten beiden Malen als Sieger hervorgegangen war, aber bei Marc ist es andersherum.

Am beeindruckendsten und bewundernswertesten ist Rossis Engagement, das sein gewaltiges, natürliches Talent unterstützt: Valentino ist immer noch so unglaublich schnell, dass es wirklich die Besten aus der nächsten Generation benötigt, ihn auf seinem Weg zum 116. Grand-Prix-Sieg aufzuhalten.

Das sind diejenigen Fahrer, die gerade erst aus dem Windelalter heraus waren, als der langhaarige Teenager 1996 seinen ersten Sieg in Brünn feierte. Márquez war damals drei, Morbidelli zwei und Vinales gerade mal über ein Jahr alt an diesem sonnigen Nachmittag.

Während diese sich durch ihre Kindheit schlugen, hätten sie Valentinos Show-Einlagen nach seinen Rennsiegen sehr genossen. Manche waren witzig (die Toilette in Spanien oder die Strafe wegen zu schnellen Fahrens in Mugello), manche waren schmerzlich kitschig (das Steineschlagen in Brünn und das menschliche Bowling in Sepang), manche waren auf den Punkt gebracht (sein «Ich-wünschte-mir-du-wärst-hier»-Helm nach dem Tod von Simoncelli).

Aber alle waren originell.

Neben den wechselnden Haarfarben und «offiziellen» Spitznamen, neben den Öffentlichkeits-erregenden Auftritten haben sie, wie alle anderen Rennsportfans, mit offenem Mund nicht nur das Talent und den Mut bewundert, sondern auch das immerwährende Engagement. Er war immer ein Sonntags-Fahrer. Soll heissen, dass es egal war, was während des gesamten Wochenendes passiert war, am Renntag lieferte er ab.

Es gibt wohl keinen Rennfahrer, der momentan gegen ihn fährt, der nicht von Valentino inspiriert wurde. Obwohl viele, ohne Zweifel, nicht damit gerechnet haben, jemals gegen ihn zu fahren, während sie aufwuchsen. Viele von ihnen schätzen sich glücklich, diese Möglichkeit zu haben.

Bis heute ist Valentino in der Lage, ihnen etwas beizubringen.
Diese Tage sind während der letzten paar Jahre allerdings seltener geworden. Seine Siegesrate ist von 43,6 Prozent am Ende des Jahres 2010, als er Yamaha für Ducati verlassen hat (sein einziger wirklicher Fehler während seiner bald 24 Jahre langen Karriere), auf 30,02 Prozent gesunken (Márquez liegt bei 37,6 Prozent, gefolgt von Lorenzo mit 24,1 Prozent).

2017 schien es, als würde er weitere Rennen gewinnen, genau wie letztes Jahr. Aber er brauchte Regenumstände, um sein letztes Rennen zu gewinnen. Das war 2017 in Assen, wo Márquez Dritter wurde.

Seine Yamaha war ihm dabei keine große Hilfe, weil diese immer schlechter wurde; aber letztes Jahr in Malaysia war er sehr nahe am Sieg dran.

Der bisherige Weltrekord von 122 GP-Siegen, der von Giacomo Agostini gehalten wird, ist greifbar nahe und scheint trotzdem so unerreichbar. Wird es Valentino tatsächlich gelingen, noch sieben Rennen zu gewinnen, um gleichauf zu liegen mit Ago? Oder sogar acht, um ihn zu schlagen?

Ich glaube nicht, dass er das schaffen wird, aber ich habe mich schon oft genug lächerlich gemacht, indem ich die Zeichen falsch gelesen und gedeutet habe... Man sollte Valentino Rossi niemals unterschätzen.

Der älteste Weltmeister in der Königsklasse war Les Graham 1949, der damals 37 Jahre alt war. Rossi ist drei Jahre älter. Der älteste Weltmeister über alle Klassen war der Deutsche Hermann P. Müller, der 1955 mit einer 250-ccm-NSU gewonnen hat. Er war 45.

Ohne die Fans ködern zu wollen; er hat noch Zeit.

Nicht die Hoffnung aufgeben, richtig?

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