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Stefan Pierer: «Werden in der MotoGP Erfolg haben»

Von Günther Wiesinger
KTM-Firmenchef Stefan Pierer hat aus der kleinen Offroad-Marke einen «Global Player» gemacht. Der Österreicher über die ersten Jahre, den Einstieg ins Onroad-Business und die ultimative Herausforderung MotoGP.

Fast pünktlich zum Einstieg von Red Bull KTM in die MotoGP-Klasse kehrte der Motorrad-GP von Österreich 2016 in die Steiermark auf den Red Bull Ring zurück. Für 2018 wurde die KTM-Tribüne sogar von 8000 auf 10.000 Plätze vergrößert.

Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer, selbst gebürtiger Steirer, bezeichnet den Event in Spielberg (am 11. August 2019) als den teuersten Event von KTM im Jahr, denn die Tribüne in Orange kostet eine Stange Geld. Pierer: «Wir leisten uns diese Tribüne für Freunde des Hauses, Händler und Kunden. Fast die Hälfte der Tickets bekommen unsere Mitarbeiter in Österreich, das sind 4500.»

«Der Österreich-GP ist ein wichtiger Anlass für uns, denn wir wollen unsere Kunden und Freunde an die Rennstrecke bringen und ihnen den Slogan ‚Ready to Race‘ vor Augen führen», erklärt Stefan Pierer. «Racing ist die DNA unserer Marke. Rennsport bedeutet, man muss sich zuerst einmal eine Kategorie aussuchen. Dann siehst du alle zwei Wochen bei den Grand Prix, was deiner Rennmaschine fehlt. Man kann sich vorstellen, was aus so einem gnadenlosen Wettbewerb entsteht. KTM hat im Motorsport gelernt, wie man schnell und in kurzen Zeiträumen entwickelt und Rückstände aufholt. Bei allem, was wir tun, haben wir das Siegerpodest im Auge. Eines Tages wollen wir auf dem obersten Treppchen stehen. Es spielt keine Rolle, wie lange es dauert. Wir haben einen langen Atem. Das haben wir bei der Dakar-Rallye und in der US-Supercross-Serie bewiesen. Dort haben wir viel Geduld gebraucht, bis wir den ersten Gesamtsieg beziehungsweise den ersten Titelgewinn feiern konnten.»

«Indem wir zum Beispiel jedes Jahr 4500 Mitarbeitende aus Mattighofen und Munderfing zum Spielberg-GP einladen, sehen sie, wie hart das MotoGP-Geschäft ist. Sie verstehen dann, dass man in diesem Geschäft Geduld braucht. Sie erkennen aber auch, dass wir am Ende auch in der MotoGP-Weltmeisterschaft Erfolg haben werden.»

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, ist heute in den verschiedenen Disziplinen für ca. 80 Werksfahrer und rund 500 Teammitglieder verantwortlich und hat inzwischen längst für alle Meisterschaften und Klassen kompetente Projektleiter installiert, die ihn entlasten.

«Wir sind im GP-Sport rasch gewachsen, seit wir 2012 in der neuen Moto3-Klasse mit einem Werksteam zum Road Racing zurückgekehrt sind», stellt Pit Beirer fest. «Damals hatten wir die drei KTM-Werkspiloten Cortese, Kent und Khairuddin im Red Bull-Team von Aki Ajo. Wir hatten drei Techniker bei ihm in der Box. Aki überliess Techniker Sebastian Risse und mir einen Quadratmeter Arbeitsfläche hinten im Lkw. So haben wir vor sieben Jahren begonnen. Dann haben wir uns Schritt für Schritt an den anderen Klassen beteiligt. Beim Spielberg-GP 2018 haben wir zwei Cup-Klassen ausgerüstet, die Red Bull Rookies und den ADAC Junior Cup. Damit hatten wir schon 50 Fahrer am Start, und in den drei GP-Klassen haben wir weitere 22 WM-Piloten eingesetzt. Wir hatten also im Vorjahr beim GP von Österreich total 72 Fahrer im Einsatz.»

In der MotoGP-WM setzt KTM 2019 erstmals vier Piloten ein, in der Moto2-Klasse die Rekordzahl von neun, in der Moto3 wuchs das Aufgebot auf 15 Fahrer – macht insgesamt 28 KTM-Fahrer in der WM. Bei den meisten Europa-Rennen kommen noch 24 Red Bull-Rookies-Cup-Fahrer hinzu.

«Wenn man unsere Entwicklung seit 2012 anschaut, kann man von einer erstaunlichen Entwicklung sprechen», hält Pit Beirer fest. «Wir können manchmal selbst kaum glauben, dass unsere GP-Mannschaft inzwischen bei fast allen Grand Prix aus fast 100 Leuten besteht. Wir wissen, dass wir in den Klassen Moto2 und MotoGP noch viel Arbeit vor uns haben. Aber wir werden uns weiter anstrengen. Das ist sicher. 2019 haben wir mit Tech3 erstmals ein MotoGP-Kundenteam. Man könnte also sagen ‘mission completed', denn es war vom ersten Tag an unser Ziel, mehr als zwei Bikes am MotoGP-Grid zu haben. Es freut uns, dass uns ein fantastisches Team wie jenes von Hervé Poncharal sein Vertrauen geschenkt hat. Ich bin froh, dass wir jetzt dank Aki Ajo und Hervé Poncharal jetzt Strukturen installiert haben, die uns erlauben, junge Fahrer aufzubauen – vom Rookies-Cup bis zur MotoGP.»

Stefan Pierer hat KTM 1992 übernommen. «Damals waren wir eine kleine Offroad-Motorrad-Firma. Wir hatten damals 200 Mitarbeiter und haben 7000 Motorräder im Jahr verkauft», blendet Stefan Pierer zurück. «Wir haben uns lange auf die Offroad-Szene konzentriert. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir Dakar erstmals gewonnen haben. Zehn Jahre. Und wir haben sieben Jahre gebraucht, bis wir die US Supercross-Championship dominiert haben. Und es sind fast 20 Jahre vergangen, seit wir die strategische Entscheidung getroffen haben, auch ins Segment der Straßen-Motorräder einzusteigen. Es hat dann ein Jahrzehnt gedauert, bis wir in diesem Markt ernstgenommen und akzeptiert wurden. Wir haben die richtigen Produkte entwickelt. Wir haben gerade unser achtes Rekordjahr hinter uns gebracht und erstmals mehr als 261.500 Motorräder verkauft. Inzwischen machen die Straßenmaschinen 60 Prozent unserer Gesamt-Stückzahlen aus. Es ist also klar: Wir mussten den Weg zum Onroad-Markt beschreiten. Dazu gehörte am Ende auch die Teilnahme an der MotoGP-WM. Du musst dich auf die Rennstrecke wagen und gegen die Besten der Welt kämpfen.»

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