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Razlan Razali: Das Erfolgsrezept von Petronas Yamaha

Von Otto Zuber
MotoGP-Rookie Fabio Quartararo und sein Petronas-Yamaha-Teamkollege Franco Morbidelli sorgten nicht nur mit dem sensationellen Qualifying von Jerez für Schlagzeilen. Team Principal Razlan Razali im Interview.

Das neue Petronas Yamaha Sepang Racing Team mischt 2019 die MotoGP-WM kräftig auf: Franco Morbidelli und Fabio Quartararo liegen nach fünf Grand Prix auf den WM-Rängen 8 und 12, wobei vor allem der 20-jährige Rookie überraschend stark aufzeigte, auch wenn ihm noch ein Top-5 Ergebnis fehlt. In Jerez löste der Franzose aber keinen geringeren als Marc Márquez als jüngsten Pole-Setter der MotoGP-WM ab – und Morbidelli sorgte mit Startplatz 2 dafür, dass die kühnsten Träume von Razlan Razali übertroffen wurden.

Im Interview blickt der Team Principal und Sepang-Circuit CEO auf den Saisonstart seiner Petronas-Yamaha-Jungs zurück, er erinnert an das Hauptziel des SRT-Projekts und verrät, woran es in seinem malaysischen Team – zu dem auch die Moto3- und Moto2-Fahrer im Petronas Sprinta Racing Team gehören – wirklich ankommt.

Nach dem fünften Saisonrennen spricht jeder im Fahrerlager vom Sepang Racing Team. Hattest du dir das in deinen Träumen so vorgestellt?

Razali: Definitiv nicht. Was in Jerez passierte – oder eigentlich schon vom ersten Rennen an... Wir haben nicht erwartet, dass unsere Fahrer bei jedem Grand Prix in den Top-10 des Qualifyings sein würden. Was die Fahrer in Jerez geleistet haben, war etwas, an das wir nicht einmal gedacht hatten. Wir sind immerhin ein brandneues Team. Wir haben im Vorjahr kein Team übernommen sondern bei Null angefangen. Wir haben einen Rookie wie Fabio, aber wir haben erfahrene Leute und haben ein gutes Umfeld geschaffen. Das ist wichtig und ich glaube, deshalb fühlen sich beide Fahrer auch wohl. Aber in unseren wildesten Träumen hätten wir nicht geglaubt, dass die Fahrer das schaffen können, was sie in Jerez gezeigt haben. Wir bleiben aber ruhig und gehen ein Rennen nach dem anderen an.

Kannst du deine Emotionen beschreiben, als Fabio und Franco sich in Jerez die Startplätze 1 und 2 geholt haben? Wie fühlte sich das an?

(Er schmunzelt.) Das war großartig, einfach unglaublich. Ich meine, 1 und 2, dazu der jüngste Pole-Setter, wir sind ein Rookie-Team und waren vor dem Werksteam... Wer hätte das gedacht. Wir haben den Moment genossen. Das war's, am nächsten Morgen konzentrierten wir uns auf das Rennen, auch wenn es dann nicht so gut gelaufen ist, aber das ist Racing. Es war großartig.

In Jerez schnappte Fabio Quartararo mit seinen 20 Jahren und 14 Tagen Marc Márquez den Rekord als jüngster Pole-Setter in der MotoGP-Geschichte weg. Wir stolz seid ihr, dass Petronas SRT ihm dazu verholfen hat?

Wir sind extrem stolz darauf, was die Fahrer und das Team geleistet haben. Ich habe Fabio nicht so gut gekannt, bevor ich ihn und Eric [Mahé] traf und wirklich verstand, wie er ist. Ich hatte nur gehört, was im Fahrerlager über ihn erzählt wurde, seine Schwierigkeiten und die Erfolge, die er hatte.

Als ich ihn getroffen habe, verstand ich, dass er ein vernünftiger Kerl ist, sehr ruhig... Ich hatte nicht erwartet, dass einer wie er, der so jung in die MotoGP-WM kommt, schon so klare Vorstellungen hat. Ich bin stolz auf das, was er geschafft hat. Schon vom ersten Test an war er schnell und er hat sich Rennen für Rennen verbessert. Es tut mir leid für ihn, dass er nicht seinen ersten Podestplatz holen konnte. Das erste Podium ist immer hart, aber ich bin mir sicher, dass es bald kommen wird.

Wie sieht die Rückmeldung in Malaysia aus? Gibt es Meldungen in der Presse oder melden sich vielleicht mehr Leute für Trainingstage auf dem Sepang International Circuit an?

Ich habe das Ziel, warum wir einmal angefangen haben, nicht aus den Augen verloren: Das Ziel ist, die MotoGP in Malaysia zu promoten, jedes Jahr besser und größer machen. Natürlich, wenn wir 2009 damit angefangen haben, hätten wir nie daran gedacht, ein Team in der MotoGP-Klasse zu haben, überhaupt nicht.

Wann kam dann die Idee dazu?

Die kam nie. (Er lacht.)

Ich glaube an das Schicksal und ich glaube an Glück. Wenn sich dir eine Gelegenheit bietet, geht es darum, wie du sie nutzt – und das ist das, was wir gemacht haben. Wir haben etwas getan, was eigentlich unmöglich ist. Für eine Rennstrecke ist das, was wir machen, nicht natürlich. Aber wir haben es gemacht, um den Motorsport in Malaysia zu promoten. Das ganze Programm hat sich dann verselbstständigt, es wurde zu einem Monster.

Unser Fanbase wurde größer, ich habe viele Supporter gesehen, die unser Team unterstützen. Für die Leute in Malaysia ist es vielleicht sogar besser als das F1-Team von Petronas.

Weil es vielleicht näher an ihrem Leben ist und jeder mit einem Motorrad unterwegs ist...

Das stimmt. Das Engagement ist höher als je zuvor, das ist gut. Das ist sowieso das Hauptziel.

Das misst ihr zum Beispiel an den Sozialen Netzwerken?

Natürlich. Ich bin der Typ, der die Kommentare liest.

Es gibt Vor- und Nachteile. Wir wollen nicht, dass es wie in der Formel 1 wird. Das Team ist zwar von Petronas gesponsert, aber dann geht der Aspekt verloren, dass es aus Malaysia stammt. Wir müssen immer sicher stellen, dass wir die Entwicklung in Malaysia vorantreiben, dass wir in den nächsten drei bis vier Jahren in allen Kategorien Malaysier am Start haben.

Das ist sicherlich die beste Art und Weise, die Leute zum Träumen zu bringen, mit dem Circuit und dem Team.

Wir sind die einzigen im Fahrerlager, die angefangen mit unserer nationalen Meisterschaft, einem Moped-Cup, in allen Entwicklungsschritten bis in die MotoGP-Klasse dabei sind.

Die ausgezeichnete Atmosphäre in der Gruppe ist spürbar, vom Team Director Johan Stigefelt zum Teammanager Wilco Zeelenberg und jedem, mit dem ich gesprochen habe. Was ist das Rezept für eine derartige Arbeitsdynamik?

Ich glaube, dass alle sich verstehen und die unterschiedlichen Erfahrungswerte. Wir haben Jungs dabei, die aus dem Werksteam oder aus anderen Satellitenteams kommen, wir selbst haben auch unsere Erfahrungen. Wir lernen von anderen Leuten. Wir wollen ein harmonisches Team schaffen. Wir sind so stark gewachsen, in nur sechs Monaten kamen 20 oder 25 Leute dazu.

Ich erinnere Johann und Wilco immer daran, dass wir eine Einheit sein müssen. Ich will kein MotoGP-Team, das für sich alleine ist, ein Moto2-Team, das auch alleine ist... Wir haben etwas geschaffen, wo jeder unter ein und demselben Dach ist. Wir haben am Donnerstag auch immer ein Teamdinner und ein gemeinsames Gespräch. Wir müssen diese Atmosphäre schaffen, ein gesundes Umfeld, in dem sich alle gegenseitig unterstützen. Diese Kultur versuchen wir, im Team zu fördern.

Ich hörte, dass eure Fahrer auch Teamplayer sind: Fabio versteht sich gut mit Franco und sie helfen auch dem Nachwuchs im Team, Ayumu Sasaki und John McPhee in der Moto3-Klasse und Moto2-Pilot Khairul Idham Pawi, bevor er sich verletzte. Stimmt das? Ist das etwas, was ihr verlangt oder passiert das ganz natürlich?

Ja, das stimmt. Ich muss sie nicht darum bitten, das passiert ganz natürlich. Wir müssen uns einfach einander helfen. Wir sind ein Team und müssen die Jüngeren in der Moto3-WM motivieren, damit sie gut sind. Wir sind gemeinsam gut und scheitern gemeinsam. Es gibt im Team kein «ich», wir müssen Teamplayer sein.

In Le Mans hatten wir auch unser Junior Team im CEV dabei, das ist ein weiterer Schritt. Wir motivieren unsere Nachwuchsfahrer gerne. Du darfst nie vergessen, woher du kommst. Deshalbt musst du musst deine Erfahrungen teilen und weitergeben.

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