Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Jorge Lorenzo: Jetzt nach Japan – die Hintergründe

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

Der 15-fache Weltmeister Giaocomo Agostini prophezeite am Sonntag in Mugello, Jorge Lorenzo fliege nach Japan, um seinen Honda-Vertrag aufzulösen. Das stimmt aber nur zur Hälfte.

Ein Riesenwirbel entstand nach dem tristen 13. Platz von Jorge Lorenzo beim «Gran Premio d'Italia Oakley» in Mugello. Der Mallorquiner verlor 20,8 Sekunden auf Sieger Danilo Petrucci und 20,4 Sekunden auf seinen Teamkollegen Marc Márquez.

Schon im Qualifying hatte ihn der WM-Leader entzaubert und um unerklärliche 1,6 sec distanziert! Lorenzo erzählte dann, außer Marc Márquez könne kein Fahrer mit der Honda vorne mitfahren. Aber Takaaki Nakagami und Cal Crutchlow schafften heute im Rennen immerhin die Ränge 5 und 8. Und beim Jerez-GP war sogar Wildcard-Fahrer und Honda-Testpilot Stefan Bradl (Platz 10) vor Lorenzo im Ziel eingetroffen.

Giacomo Agostini, 76 Jahre alt, 122-facher GP-Sieger und 15-maliger Motorrad-Weltmeister, erzählte dann am Sonntag während des MotoGP-Rennens live auf SKY Italia als so genannter TV-Experte eine wahre Räuberpistole. «Ago nazionale» kündigte wahrhaftig an, Lorenzo werde in der kommenden Woche nach Japan fliegen und dort seinen HRC-Zweijahres-Vertrag nach sechs Rennen kündigen.

Es gehört schon eine gehörige Portion Frivolität dazu, solche Schauermärchen zu erzählen.

Denn es stimmt zwar, dass Lorenzo nach Japan fliegt, aber nur deshalb, weil der den HRC-Ingenieuren dort eindringlich seine Ideen mit der Honda RC213V schildern und Verbesserungsvorschläge unterbreiten will. Er hat ja auch die Ducati fahrbarer gemacht, er weiß, wie man ein Motorrad entwickelt, er hat bei Yamaha 2010, 2012 und 2015 die WM gewonnen, also auch in jenen Phase, als Rossi bei Ducati war und nichts zur Entwicklung der M1 beitrug. «Ich brauche ein Motorrad, das mich körperlich weniger fordert», sagte Lorenzo den HRC-Ingenieure, die sich in Europa um die Renneinsätze kümmern. Sie schlugen aber vor, Jorge solle nach Japan fliegen und dort mehr ins Detail gehen. Der Spanier sagte zu.
«Jorge wird in Japan Vorschläge zur Verbesserung der Aerodynamik machen und auch andere Ideen einbringen», war am Sonntagabend in Mugello bei Honda zu hören.

Von einer Vertragsauflösung kann keine Rede sein. Denn Jorge (er hat 2019 noch keinen Top-Ten-Platz erzielt) findet momentan kein Werksteam, die Plätze sind alle besetzt, für einen Rücktritt fühlt er sich noch zu jung, außerdem will er unbedingt auch mit einem dritten Fabrikat nach Yamaha und Ducati in der MotoGP-Klasse gewinnen.

Übrigens: Auch Stefan Bradl befindet sich derzeit in Japan, er testet am Montag und Dienstag in Suzuka die Werksmaschine für den Acht-Stunden-WM-Lauf.

«Wir haben beim Motorrad bisher keine spürbaren Fortschritte erzielt», meinte Lorenzo nach dem 13. Platz. «Deshalb fliege ich morgen nach Japan, das halte ich für die beste Lösung. Ich möchte gemeinsam mit den Honda-Verantwortlichen nachdenken und schauen, wie wir möglichst rasch zu einer besseren Lösung beim Motorrad kommen. Ich brauche zum Beispiel eine andere Sitzposition auf dem Motorrad.»

Wie fühlte sich der Auftritt in Mugello für Jorge an, nachdem er hier 2018 so souverän gesiegt hatte? Er hatte diesmal gegen die KTM von Pol Espargaró keine Chance und musste im Finish auch noch Rookie Joan Mir und Aleix Espargaró vorbei lassen.

«Ich wusste vor dem Rennen, dass dies ein mühseliges Rennen werden würde, wegen der Hitze und der Art und Weise, wie ich mich auf dem Motorrad fühle und wegen meines schlechtes Startplatzes», seufzte Jorge. «Das Positivste des heutigen Tages war der Start. ich weiß jetzt, wie ich mit diesem Bike wegdonnern muss, das war viel besser als bei den jüngsten Rennen. Im Grunde habe ich die Pace durchgehalten, die ich erwartet habe. Und ich bin in der Position eingetroffen, mit der ich gerechnet habe. Zumindest war es nicht schlimmer als erwartet. Aber wir können damit natürlich nicht happy sein. Wir waren heute weiter hinten vom Ergebnis und vom Zeitrückstand als in Le Mans. Aber damit haben wir rechnen müssen nach dem Training… Aber hoffentlich können wir den elften Platz von Le Mans demnächst unterbieten.»

Das Mugello-Ergebnis:

1. Petrucci. 2. Márquez. 3. Dovizioso. 4. Rins. 5. Nakagami. 6. Viñales. 7. Pirro. 8. Crutchlow. 9. Pol Espargaró. 10. Quartararo. 11. Aleix Espargaró. 12. Mir. 13. Lorenzo. 14. Abraham. 15. Iannone. 16. Oliveira. 17. Zarco.

Der WM-Stand nach 6 von 19 Rennen:

1. Márquez 115. 2. Dovizioso 103. 3. Rins 88. 4. Petrucci 82. 5. Rossi 72. 6. Miller 42. 7. Crutchlow 42. 8. Viñales 40. 9. Nakagami 40. 10. Pol Espargaró 38.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • So. 22.12., 20:30, SPORT1+
    Motorsport: Michelin Le Mans Cup
  • So. 22.12., 20:55, SPORT1+
    Motorsport: Michelin Le Mans Cup
  • So. 22.12., 21:15, Hamburg 1
    car port
  • So. 22.12., 21:20, SPORT1+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Mo. 23.12., 00:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
  • Mo. 23.12., 01:30, Hamburg 1
    car port
  • Mo. 23.12., 01:45, Motorvision TV
    Car History
  • Mo. 23.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Mo. 23.12., 04:50, SPORT1+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Mo. 23.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2212054515 | 12