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Massimo Rivola: Wie er die Aprilia-GP-Zukunft plant

Von Günther Wiesinger
Massimo Rivola, der neue starke Mann bei Aprilia Racing

Massimo Rivola, der neue starke Mann bei Aprilia Racing

Aprilia Racing ist in der MotoGP-WM bisher viel schuldig geblieben. Der neue Renndirektor Massimo Rivola plant Veränderungen. 2019 kann er keine Wunder mehr bewirken. Er muss Strukturen und Organisation umkrempeln.

Die Aprilia-MotoGP-Werksfahrer Aleix Espargaró und Andrea Iannone liegen bei Halbzeit der Weltmeisterschaft mit 31 und 21 Punkten auf den enttäuschenden Rängen 14 und 15. Aprilia hat 2019 erst drei Top-Ten-Plätze errungen. In der Marken-WM hält sich Aprilia wie schon 2017 und 2018 an sechster und letzter Stelle hinter KTM. Die Österreicher halten bei 56 Punkten, Aprilia bei 45.

Seit dem Saisonbeginn ist Massimo Rivola bei Aprilia Racing als neuer CEO tätig. Sein Vorgänger Leo Mercanti hat diese Funktion quasi nebenberuflich ausgeübt, denn er ist auch als Geschäftsführer im Kerngeschäft Motorradverkauf tätig. Rivola kommt aus der Formel 1, er war bei Toro Rosso und bei Ferrari tätig und fand in der MotoGP-WM bei Aprilia einige Baustellen vor.

Als Aleix Espargaró in der Saison 2017 zu Aprilia kam, fuhr er in Katar auf Anhieb auf Platz 6. Er bezeichnete die Aprilia damals als «Sunday Bike», weil sie im Renntrimm sehr konkurrenzfähig war. Die Vorgänger Bautista hatten und Bradl hatten schon 2016 zahlreiche Top-Ten-Ergebnisse eingesammelt. Aber seither herrscht bei Aprilia technischer Stillstand. Die Kritik von Aleix wird immer lauter. Er hat mit Platz 9 in Las Termas sein bestes Saisonergebnis erzielt. Bruder Pol auf der KTM hat schon einen sechsten Platz. Aleix ärgert sich, denn er muss oft zu viel Risiko eingehen, wenn er ins Q2 kommen will. Das führt zu Stürzen.

Massimo, Aleix Espargaró hat in den letzten Monaten oft heftig über den Stillstand bei Aprilia gewettert. Er fürchtet zudem, es sei nicht viel Neues in der Pipeline. Stimmen diese Befürchtungen?

Die Aprilia ist immer noch ein «Sunday Bike», denn aus irgendwelchen Gründen ist das Motorrad im Qualifying nicht so stark wie im Rennen. Die Gründe werden wir früher oder später herausfinden.

Das ist eigentlich überraschend, denn Aleix galt in der Vergangenheit oft als «one lap wonder».

Als ausgezeichneter «qualifier», ja, richtig.

Aber in diesem Jahr fährt Aleix in den Rennen 24 Quali-Runden… Denn er ist ein fantastischer Athlet. Auch mental ist er sehr stark.

Was denkt sich ein ehrgeiziger Aprilia-Racing-CEO, wenn er sich die kritischen Aussagen des Werkspiloten nach jedem Training und Rennen anhören muss? Es wird mehr Motorleistung gefordert, ein besseres Chassis, eine optimierte Elektronik.

Wenn ich an der Stelle von Aleix wäre, würde ich dasselbe sagen. Wenn es das ist, was er fühlt, soll er es ausdrücken. Aleix ist seit 2012 fast alle unsere Bikes in der MotoGP gefahren. Er weiß genau Bescheid über uns.

Jeder Fahrer will das bestmögliche Motorrad im Feld haben.
Bisher war kein Fahrer mit der Aprilia besser als Aleix. Er ist unsere Referenz und fühlt sich auch als unsere Referenz. Solange auf der Aprilia keiner schneller ist als er…

Naja, Bautista hat 2016 auf der verspätet fertiggestellten Aprilia RS-GP 16 schon den zwölften WM-Rang erreicht. Er hat 82 Punkte eingesammelt und zehn Top-Ten-Ergebnisse erobert. Bradl war immerhin WM-16. mit 63 Punkten und sechs Top-Ten-Resultaten. Also Bautista war sicher erfolgreicher.

Okay, einigen wir uns auf folgende Aussage: Alle Teamkollegen von Aleix seit 2017 waren nicht so gut wie er.

Klar, auch Rossi bei Yamaha schimpft über die maglehafte Entwicklung der M1. Aber die Entwicklung der Aprilia ist entweder vernachlässigt oder in die falsche Richtung getrieben worden. KTM hat größere Fortschritte erzielt. Darüber ärgert sich Aleix sehr lautstark.

Ich stimme nicht ganz zu.

Man muss zwei Punkte berücksichtigen. Erstens sind wir nicht mit Yamaha zu vergleichen, denn wir sind von einem anderen Niveau gestartet. Deshalb haben wir andere Ergebnisse.

Zweitens: Immerhin verbessern wir unsere eigenen Rundenzeiten aus dem Vorjahr regelmäßig. Wir können unsere Leistung als anständig bezeichnen. Wir steigern uns. Das ist gut für uns. Aber was wir tun, reicht nicht aus, um im Wettkampf mit dem Rest des Feldes konkurrenzfähig zu sein.

Man muss jedoch auch sehen: Die Gegner haben mehr Ressourcen, mehr Manpower und mehr Erfahrung.

Nur KTM hat in der MotoGP-WM weniger Erfahrung als wir.
Aber wenn wir berücksichtigen, was uns zur Verfügung steht und was wir bisher erreicht haben, dürfen wir nicht zu ambitioniert sein.

Gleichzeitig habe ich vorgeschlagen, dass wir zuerst einmal die Leistung nicht über eine einzelne Quali-Runde verbessern, sondern ein besseres Bike für das Rennen zu bauen. Denn am Ende des Tages gibt es nur am Sonntag Punkte.

Außerdem wollen wir allen zeigen, dass wir mit einer Methode arbeiten, die uns auf sinnvolle Weise wachsen lässt. Ich gewinne lieber in jedem Rennen ein paar Zehntelsekunden als drei Zehntel über eine einzelne Runde, für die man verrückte Sachen konstruieren muss.

Wir müssen im Werk eine bessere Arbeitsmethode entwickeln. Wir müssen außerdem ein paar zusätzliche Techniker mit viel Erfahrung verpflichten.

Wir können in diesem Jahr noch keine große Show abziehen. 2019 ist mein Lernjahr.

Aber ich muss bald Ergebnisse abliefern. Deshalb will ich die Strukturen verbessern und dem Werk und der Firma mit einer neuen Organisation und neuen Leuten eine bessere MotoGP-Zukunft in Aussicht stellen.

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