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Was Fabio Quartararo noch von Rossi lernen will

Von Mat Oxley
Die Yamaha-Piloten Fabio Quartararo und Valentino Rossi

Die Yamaha-Piloten Fabio Quartararo und Valentino Rossi

«Valentino Rossi war mein Held», verriet MotoGP-Rookie Fabio Quartararo. Der Petronas-Yamaha-Jungstar erklärt seine Herangehensweise: Daten, Selbstkontrolle, Mappings und MX-Training.

Petronas-Yamaha-Pilot Fabio Quartararo ist mit seinen 20 Jahren der jüngste Pole-Setter in der Geschichte der MotoGP-WM. Sein Markenkollege Valentino Rossi (40) war das Idol seiner Kindheit – aber der Klassen-Neuling übertrumpfte den neunfachen Weltmeister in der laufenden Saison schon mehr als einmal.

Trotzdem glaubt der junge Mann aus Nizza, dass er von den Yamaha-Werksfahrern Rossi und Viñales noch einiges lernen muss. Außerdem spricht Quartararo über seine Herangehensweise an die neue Klasse und die Unterschiede zur Moto2-WM.

Fabio, was siehst du, wenn du dir die Daten anschaust und deine mit denen von Franco Morbidelli, Maverick Viñales und Valentino Rossi vergleichst?

Das hängt von der Strecke ab. Auf einigen Strecken muss ich mich im Kurveneingang verbessern und verstehen, wie ich mit dem Gas umgehe und der Wheelie-Neigung entgegenwirke. Ich muss auf diesem Motorrad noch viele Dinge lernen! Wenn ich zum Beispiel die Daten von Valentino und Maverick anschaue, dann sehe ich ihre Erfahrung, wenn es darum geht, das Gas zu kontrollieren. Diese Dinge muss ich noch von ihnen lernen.

Wer war dein Held, als du noch jünger warst?

Valentino!

Valentino kann sich jetzt natürlich auch deine Daten anschauen – es muss ziemlich verrückt sein, wenn Rossi sich deine Daten anschaut, um schneller zu sein?

Ja! Ich war zum Beispiel in Mugello sehr schnell, er hat sich sicher meine Daten angeschaut. Für mich ist das ziemlich merkwürdig... Nein, es ist sogar sehr merkwürdig, weil ich vor zehn Jahren noch vor der Hospitality auf ihn gewartet habe, um ein Foto mit ihm zu schießen. Und jetzt schaut er sich an, wie meine Rundenzeit zustande kommt!

Nicht nur dein Speed ist beeindruckend, bis zum Barcelona-GP bist du auch kein einziges Mal gestürzt. Auch die schnellsten Jungs landen manchmal auf dem Boden und du bist ein Rookie, wie kann das sein?

Ich glaube, dass wir das mit dem Team sehr gut gemacht haben. Beim Test in Valencia haben sie mir gesagt: 'Lass uns Schritt für Schritt beginnen'. Ich wollte nicht gleich schnell fahren – das einzige Ziel war, gut vorbereitet zum ersten Rennen nach Katar zu kommen. Wir hatten zuvor Tests in Valencia, Jerez, Sepang und Losail; insgesamt zehn Tage. In diesen zehn Tagen sah der Plan vor, Schritt für Schritt schneller zu werden.

In Sepang war es für mich schwierig zu sehen, dass Bagnaia [selbst ein Rookie] eine Sekunde schneller war als ich. Aber es war okay. Ich habe mir gedacht, wenn er es kann, dann kann ich es auch – aber Schritt für Schritt zu gehen, ist die beste Strategie.

Das ist für die Rookies immer so schwierig – kein Rennfahrer will abwarten! Du musst über eine gute Selbstkontrolle verfügen.

Genau. Das habe ich im Vorjahr gelernt – bleib ruhig und mach keine dummen Fehler. Auf einem MotoGP-Bike muss man auch mehr nachdenken als auf einem Moto2-Bike. In der Moto2-Klasse arbeitest du ein gutes Set-up aus und fährst dann das ganze Rennen Vollgas, während du versuchst, die Reifen zu kontrollieren.

In der MotoGP-Klasse musst du die Reifen kontrollieren, dann musst du wissen, ob der Tank voll oder fast leer ist – und du musst an die jeweils drei Mappings für die Leistungsentfaltung und die Motorbremse denken. Man muss wirklich viel beachten, wenn man auf dem Motorrad ist, und ich glaube, das hilft mir ruhig zu bleiben, wenn ich in der Box bin.

Gefällt es dir, mehr über das Rennfahren nachzudenken?

Ja, für mich ist es gut, wenn ich nachdenke. Natürlich darfst du nicht zu viel nachdenken. Du musst dich auf das Fahren konzentrieren, aber sobald du fühlst, dass du auf ein anderes Mappings wechseln solltest, musst du es tun.

Wie oft stellst du im Rennen auf andere Mappings um?

Zwei oder drei Mal.

Und welches Mapping veränderst du am häufigsten: Das für die Leistungsentfaltung und die Traktionskontrolle oder das für die Motorbremse?

Das hängt von der Strecke ab. Wenn du auf einer Strecke mit sehr wenig Grip unterwegs bist, dann arbeitet man viel mehr mit dem Power-Mapping. Es hängt aber auch davon ab, welchen Hinterreifen du für das Rennen ausgewählt hast. Ich würde sagen, dass ich das Power-Mapping ein oder zweimal umschalte, das gilt auch für die Motorbremse.

Also normalerweise weniger Leistungsentfaltung und weniger Motorbremse, wenn der Grip während des Rennens nachlässt?

Ja.

Die Einheits-ECU ist nicht so gut wie die alte hauseigene Traktionskontrolle der Hersteller. Kontrollierst du den Wheelspin lieber mit deinem rechten Handgelenk?

Es ist nicht so sehr die Traktionskontrolle, sondern das Mapping für die Leistungsentfaltung... Man wechselt einfach das Mapping, um mit weniger Power auf die Reifen einzuwirken. Aber ja, ich versuche, den Wheelspin mehr selbst zu kontrollieren, weil ich glaube, dass es der beste Weg ist.

Zu Beginn des Jahres war ich glücklich, wenn ich mit Vollgas aus den Kurven gekommen bin. Aber wenn du nur 80 Prozent Gas gibst, fährst du sicher schneller aus der Kurve, weil der Reifen Speed aufbaut anstatt durchzudrehen. Wenn der Reifen bei Vollgas mit dem Spinning anfängt, dann verheizt du ihn und du kommst nicht weiter.

Der Michelin-Vorderreifen ist ziemlich heikel, wie gehst du damit um?

Ich glaube, dass ich ein gutes Gefühl mit dem Motorrad habe. Wenn die Front wegrutscht, gehe ich ein kleines bisschen von der Bremse. Das ist schwierig zu managen, weil du die Front in weniger als einer Zehntelsekunde verlierst, deshalb musst du sehr konzentriert sein auf das, was du machst, und über eine gute Kontrolle über das Motorrad verfügen. Wenn du dieses Feeling mit der Front nicht hast, dann ist es einfach zu stürzen, weil es sehr schnell gehen kann.

Wie trainierst du für das MotoGP-Bike?

Ich fahre manchmal RMU-MiniGP-Bikes [wie die VR46 Riders Academy], aber mehr als alles andere fahre ich Motocross.

Du bist also ein verrückter Crosser?

Wenn ich mich gut fühle, einen Sprung zu machen, dann springe ich. Aber wenn ich nicht sicher bin, ob ich den Sprung schaffe oder nicht, dann springe ich nicht. Ich will keinen dummen Crash riskieren und mich selbst verletzen.

Ich lebe in Andorra, also trainiere ich viel in Spanien mit Jack [Miller] und John [McPhee]. Es ist eine gute Erfahrung, wenn mehrere Top-Fahrer auf denselben Motorrädern kämpfen.

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