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Jorge Lorenzo: 2020 noch zwei GP als Bewährungsprobe?

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

Bei Repsol-Honda wird beratschlagt, ob Jorge Lorenzo noch eine Bewährungsfrist für die ersten zwei Grand Prix 2020 bekommen soll. Aber wenn Zarco einschlägt, kann sich das ändern. Stefan Bradl wartet ab.

Wer beim Silverstone-GP bei den Aussagen von Jorge Lorenzo aufmerksam zugehört hat, der weiß seit zwei Monaten, dass sich Jorge Lorenzo spätestens seit seinen zwei Brustwirbelbrüchen von Assen mit dem Sinn des Lebens und der Zeit nach seiner Karriere beschäftigt. «Wenn man so schwer verletzt war, macht man sich Gedanken über das Leben und die Karriere», seufzte er damals. Und nach dem erstem Trainingstag, als ihm teilweise vier Sekunden auf die Bestzeit fehlten, klagte der Repsol-Honda-Werksfahrer: «Ich habe viele Qualitäten verloren.»

Auch wenn die HRC-Manager öffentlich in Schweigen hüllen, so wird hinter den Kulissen längst über ein Szenario für 2020 ohne Lorenzo nachgedacht. Aber der 32-jährige Mallorquiner will nicht wie Johann Zarco bei KTM den ersten Schritt zur Kündigung tun, sondern den Löwenanteil der Gage für 2020 einkassieren. Es ist von 3 bis 3,5 Millionen Euro pro Saison die Rede.

Dass Zarco bei Red Bull KTM freiwillig auf die 1,8 Mio-Gage für 2020 verzichtet hat, kann der geschäftstüchtige Lorenzo nicht nachvollziehen. «Das war mutig. Ob es auch intelligent war, weiß ich nicht…»

Lorenzos Manager Albert Valera hat Lorenzo im Sommer bei Ducati angeboten. Doch Jorge bekam von HRC keine Freigabe.

Doch Jorges Performance lässt weiter arg zu wünschen übrig. Bei den vier Grand Prix seit der Rückkehr hat er die Ränge 14, 14, 20, 18 und 17 erreicht. Er trieb sich im Rennen von Motegi wieder in Gesellschaft der Nachzügler Syahrin, Abraham und Guintoli herum und büßte im Rennen in 24 Runden 40,4 Sekunden ein. Im Qualifying 1 lag er nach dem ersten Run 3,132 sec hinter der Bestzeit. Im nassen FP3 lag er anfangs mit 4 sec Rückstand auf dem letzten Platz, am Ende fehlten ihm 2,895 sec.

Zwischen Albert Valera und HRC soll auch schon darüber gesprochen worden sein, Lorenzo über den Winter die Möglichkeit zum Ausheilen seiner Verletzung zu geben und 2020 nach zwei Grand Prix Klartext über die Zukunft zu reden.

Was kann Zarco auf der Honda leisten?

In Phillip Island, Sepang und Valencia wird Johann Zarco das Honda-Team verstärken, er wird Takaaki Nakagami bei LCR-Honda ersetzen.

Natürlich will HRC mit dieser Entscheidung auch prüfen, ob Zarco mit der Honda RC213V besser zurechtkommt als mit der KTM RC16. Dann könnte er – wie aus Silverstone erstmals berichtet – ein Kandidat für Repsol-Honda werden.

Weltmeister Marc Márquez hat nicht die besten Erinnerungen an Zarco in Zusammenhang mit Phillip Island: Der Franzose ist ihm im Rennen 2018 in Australien auf der Zielgeraden ans Hinterrad gefahren und hat ihn bei Highspeed abgeschossen.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass sich auch Marc Márquez einen stärkeren Teamgefährten wünscht, denn er kann zwar die Fahrer-WM im Alleingang gewinnen (15 Podestplätze in 16 Rennen), aber auf Dauer nicht die Team-WM und nicht die Marken-WM. HRC-Direktor Takeo Yokoyama und Teamprinzipal Alberto Puig suchen deshalb nach alternativen Lösungen.

Stefan Bradl steht nach wie vor zur Diskussion für den Fall, dass Lorenzo aussteigt und Zarco mit der Honda versagt. der Bayer hat bei seinen letzten fünf MotoGP-Rennen drei Top-Ten-Plätze erreicht (Platz 9 in Valencia 2018, Platz 10 in Jerez und auf dem Sachsenring 2019). Lorenzo hat mit Platz 11 in Le Mans in diesem Jahr sein bestes Honda-Ergebnis verbucht.

Die HRC-Verantwortlichen möchten aber Bradl gern für die wichtige Testfahrer-Tätigkeit behalten.

Bradl bekommt von den Diskussionen bei Honda über die Zukunft wenig mit. Er weiß aber, warum er bei LCR nicht als Nakagami-Ersatz zum Zug kam, obwohl sich Teamchef Lucio Cecchinello das wünschte. Er hat einen Mo0t0GP-Test in Jerez am 4./5. November, das ist am Montag und Dienstag nach dem Sepang-GP. LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello sprach auch noch von einem Bradl-Test Ende Oktober. Beim Australien-GP wird der Moto2-Weltmeister von 2011 für ServusTV unterwegs sein.

«Ich kann zur Saison 2020 nur sagen, dass ich wieder als MotoGP-Testfahrer engagiert sein werde und zwei bis drei Wildcard-Einsätzen machen werde», erklärte Bradl. «Alles andere lasse ich auf mich zukommen. Dass ich nicht bei LCR zum Einsatz komme, hat auch  damit zu tun, dass ich dort eine 2018-Honda fahren hätte müssen. Ich bin aber inzwischen schon lange auf die 2020-Version fokussiert.» 

Lorenzo wartet unterdessen auf bessere Zeiten. Doch seit dem Silverstone-GP tritt er auf der Stelle. Er wartet jetzt auf einen Vorschlag von HRC und wird die Auftritte von Zarco bei LCR aufmerksam verfolgen.

«Natürlich macht das Rennfahren mehr Spaß, wenn man gewinnt, wie es bei mir bei Yamaha und Ducati der Fall war», räumte Jorge in Aragón vor vier Wochen ein.

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