Formel 1: Startplatzstrafe in Imola

Jack Miller (Ducati/3.): Der künftige World Champion?

Von Günther Wiesinger
Jack Miller: Champagner aus dem Stiefel

Jack Miller: Champagner aus dem Stiefel

Jack Miller riskierte nach 2014 den Weitsprung von der Moto3-KTM in die MotoGP-Klasse. Nach fünf Jahren ist er zum Topfahrer gereift. Honda hat ihn nach drei Jahren gefeuert...

Nach dem dritten dritten Platz in diesem Jahr (nach Austin und Brünn) hätte Jack Miller nach dem Australien-GP am liebsten die ganze Welt umarmt. Die Zuschauer bejubelten ihn schon in der Auslaufrunde, auf dem Podest kannte der Trubel keine Grenzen mehr. Er trank den Champagner aus dem Stiefel wie sein Formel-1-Landsmann Daniel Ricciardo.

Und bei Honda wird man sich ein paar Fragen stellen. Denn die einstigen HRC-Manager Nakamoto hatten Miller (wie Bradl nach 2014) nach drei MotoGP-Jahren und Millionen-Investitionen (er fuhr mit dem HRC-Ticket bei Marc VDS und LCR) wegen mangelndem Talent rausgeworfen. Bei Pramac-Ducati blüht der Australier auf, und man darf ja nicht vergessen, dass er erst 24 Jahre alt ist. «Wenn wir Alten alle aufgehört haben, wird Jackie um die Weltmeisterschaft kämpfen», meint Cal Crutchlow, der am Dienstag 34 Tage alt wird.

Jack Miller brauste als Vierter in die letzte Runde, doch dann schmiss Maverick Trainings-Dominator Maverick Viñales seine Werks-Yamaha weg – Miller sauste auf Platz 3. «Man will nie einen Gegner stürzen sehen, schon gar nicht zwei Kurven vor der Zielflagge in der letzten Runde. Aber es ist halt passiert», seufzte Miller.

«Ich habe auf dem Grid gesehen, wie die Boys Soft-Reifen aufgezogen haben», schilderte der Pramac-Ducati-GP19-Pilot. «Ich dachte mir: ‘Hm, die sind ziemlich mutig.' Denn in den trockenen Trainings an diesem Wochenende habe ich ein paar Runden mit den weichen Mischungen zurückgelegt. Aber bei mir war der Verschleiß viel zu hoch. Ich grübelte, ob die Gegner bei der ‚throttle control‘ so viel besser sind als ich oder obsie auf Regen hoffen und dann nach wenigen Runden sowieso das Bike tauschen. Es sah am Ende so aus, als würde nur Platz 4 für mich herauskommen. Ich bin anfangs abwartend gefahren. Denn als Danilo seinen riesigen Abflug gleich nach dem Start hatte, bin ich etwas nervös gewesen, denn ich hatte wie er einen harten Hinterreifen drauf, als ich diese 2. Kurve eingebogen bin. Das Hinterrad ist auch bei mir weggerutscht, aber ich konnte den Rutscher abfangen, indem ich Gas gegeben und die Sache mit Power-Steering ausgebügelt habe. Ich wurde rausgetragen und habe ein paar Positionen verloren. Doch der Sturz von Danilo hat wirklich wild ausgeschaut. Ich habe gehört, er ist nicht verletzt, das freut mich.»

«Valentino hat nach dem Start sofort mächtig Gas gegeben, er hat gleich einen Vorsprung herausgeholt», schilderte Jack. «Ich dachte, er hat heute einiges vor. Aber dann habe ich ihn bald geschnappt, die beiden Aprilia fielen zurück, Rins hat mich in Turn 2 überholt. Zehn Runden blieb er vor mir, dann fiel er wieder zurück. Am Ende hatte ich Dovi vor mir. Ich rechnete mir aus, so werde es bleiben, wir werden einfach gemeinsam ins Ziel tuckern. Doch zehn Runden vor Schluss kann Pecco vorbei, er fuhr wie von einer Tarantel gestochen. Dass er mich besiegen wollte, bedeutete eine Extra-Motivation für mich, denn immerhin ist er mein jüngerer Teamkollege, ein Rookie. Ich dachte, hier daheim in Phillip Island darf ich mir das nicht bieten lassen. Am Ende konnte ich ihn wieder schnappen; ich habe ihn in der vorletzten Kurve überholt. Dovi hat mich nachher beim Einbiegen in den Turn 1 überrumpelt. Aber ich sah, dass es mit seinem Hinterreifen vorbei war. Denn er hatte beim Reinfahren in den Turn 2 fast einen Highsider. Ich konnte ihn auf der Innenspur austricksen. Und als ich zur Kurve 9 kam, sah ich eine Staubwolke vorne. Mein Herzschlag ging sprunghaft um 50 Schläge pro Sekunde in die Höhe. Ich musste lachen und zwang mich zu einer anderen Linie. ‚Inside, inside‘ – war meine Überlegung. Und in den letzten zwei Kurven habe ich das Mapping auf ‚Full Power' gestellt, denn ich wollte sicherstellen, dass mich auf der Zielgeraden keiner mehr überholt.»

MotoGP-Ergebnis, Phillip Island:

1. Márquez. 2. Crutchlow. 3. Miller. 4. Bagnaia. 5. Mir. 6. Iannone. 7. Dovizioso. 8. Rossi. 9. Rins. 10. Aleix Espargaró. 11. Morbidelli. 12. Pol Espargaró. 13. Zarco. 14. Abraham. 15. Syahrin. 16. Lorenzo.
MotoGP-WM-Stand nach 17 von 19 Rennen: 1. Marc Márquez 375. 2. Dovizioso 240. 3. Rins 183. 4. Viñales 176. 5. Petrucci 169. 6. Quartararo 163. 7. Rossi 153. 8. Miller 141. 9. Crutchlow 1333. 10. Morbidelli 105. 11. Pol Espargaró 89. 12. Mir 77. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 53. 15. Bagnaia 50. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 8. 24. Guintoli 7. 25. Abraham 7. 26. Kallio 2.

MotoGP-WM-Stand nach 17 von 19 Rennen:

1. Marc Márquez 375. 2. Dovizioso 240. 3. Rins 183. 4. Viñales 176. 5. Petrucci 169. 6. Quartararo 163. 7. Rossi 153. 8. Miller 141. 9. Crutchlow 1333. 10. Morbidelli 105. 11. Pol Espargaró 89. 12. Mir 77. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 53. 15. Bagnaia 50. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 18. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 8. 24. Guintoli 7. 25. Abraham 7. 26. Kallio 2.

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