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Jorge Lorenzo: «Bin happy und spüre Freiheit»

Von Günther Wiesinger
Das letzte Rennen: Jorge Lorenzo auf seiner letzten Auslaufrunde in der MotoGP

Das letzte Rennen: Jorge Lorenzo auf seiner letzten Auslaufrunde in der MotoGP

Repsol-Honda hat innerhalb von zwölf Monaten zwei Superstars in die Rente geschickt. Jorge Lorenzo blickt mit etwas Wehmut auf sein letztes Rennen zurück.

Wie vor einem Jahr bei Dani Pedrosa ging jetzt bei Repsol-Honda in Valencia eine große Karriere eines erfolgreichen spanischen Motorradrennfahrers zu Ende. Jorge Lorenzo (32) zeigte sich in Valencia noch einmal den Fans und seinem Fanclub. Er zog sich mit Platz 13 respektabel aus der Affäre, der Rückstand von 51 Sekunden auf Sieger Márquez spielte an diesem Tag keine Rolle mehr. Denn Repsol-Honda hat die Team-WM trotzdem gewonnen – mit 23 Punkten Vorsprung. «Heute ist ein Kapitel im Leben von Jorge zugeschlagen worden», sagte Papa Lorenzo sichtlich gerührt.
Lorenzo blickte zwei Stunden nach dem Rennen auf seine erstaunliche Karriere zurück. «Ich bin vollkommen glücklich. Ich fühle nichts als Fröhlichkeit und Erleichterung. Als ich die Ziellinie überquert habe, habe ich Freiheit gespürt, weil ich jetzt aus diesem Sport aussteige. Aber ich bin noch gesund, immer noch jung und habe jetzt die Möglichkeit, das Leben sehr zu genießen. Man lebt nur einmal. Und wenn du die Chance hast, es zu genießen, musst du sie ergreifen. Als GP-Fahrer haben wir so viele Verpflichtungen, wir müssen so viele Kompromisse eingehen. Ich werde ab morgen tun, was mir Spaß macht. Nein, von jetzt an, das beginnt schon heute an diesem Abend…Heute Nacht.»

Könnte Jorge das Rad der Zeit 20 Jahre zurückdrehen ins Alter von 12 Jahren – würde er alles genau so machen wie in seinem bisherigen Leben? Lorenzo: «Ich würde wieder Jorge Lorenzo sein, dieselbe Person wie ich bis heute war. Ich würde nichts ändern wollen.»

Wie fühlte sich Lorenzo heute auf dem Grid und während des Rennens? Wurde er zwischendurch von Traurigkeit übermannt? «Gestern habe ich versucht, mir den Renntag vorzustellen. Ich malte mir aus, dass ich am Grid entspannt sein würde, weil eigentlich der Druck wegfiel. Aber meine Gefühle drückten eher das Gegenteil aus. Ich war nervös, ich spürte Druck, denn ich wollte in der Startphase im Getümmel unversehrt bleiben. Ich habe in den kleinen Klassen heute genug Stürze gesehen. Die Piste war rutschig, man war dauernd in Sturzgefahr. Gleichzeitig wollte ich vor den 100.000 heimischen Fans nicht an den letzten Positionen rumkrebsen. Diese Gefahr bestand aber, sie war hoch. Ich wollte auf keinen Fall stürzen. In Runde 3 oder 4 habe ich mich etwas beruhigt. Ich wusste, ich kann das Rennen anständig beenden. Aber der Medium-Reifen vorne war am Limit. Ich musste fokussiert bleiben, denn wenn man zu langsam fuhr, bestand die Gefahr, dass der Vorderreifen zu stark abkühlte. Das hätte rasch zu einem Crash führen können. Ich habe gesehen, dass ich mit Tito nicht mitfahren konnte, als er mich überholt hat. Als ich sah, dass ich nicht mehr weiter nach vorne komme, habe ich mich entschieden, den ‘survival mode‘-Knopf zu aktivieren. Ich wollte das Rennen heil überstehen und diesen unvergesslichen Tag mit den Zuschauern und den Fans genießen.»

«Ich wollte dann vor allem mit dem Team feiern, denn wir haben unser Ziel erreicht und die Triple Crown gewonnen, also Fahrer-, Marken- und Team-WM. Honda hat 2019 alles gewonnen. Natürlich dank der perfekten Saison von Marc, der 12 Siege und 18 Podestplätze erreicht hat. iIh habe nicht viel zum Erfolg beitragen können. Aber ich habe mein Bestes gegeben, ich bereue nichts. Die Umstände haben dazu geführt, dass ich jetzt aufhöre. Jetzt umgibt mich Happiness. Ich bin 18 Jahre in der WM gewesen. Ich werde das Fahren vermissen, mir werden die Siege fehlen, ich werde viele Leute vermissen, mit denen ich jahrelang rund um die Welt gereist bin – auf der Suche nach Erfolg und Ruhm.»

Auf dem Grid gab Jorge Lorenzo diesmal viele Interviews. «Ich habe zu meinem Assistenten Marc gesagt: 'Vereinbare so viele TV-Interviews wie möglich!' Denn ich wollte die Fans daheim an meinen Gefühlen teilhaben lassen. Ich war also am Grid stark beschäftigt. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise wollte ich am Grid immer meine Ruhe haben. Gleichzeitig stieg die Nervosität. Denn ich wollte nicht stürzen, ich wollte keinen Fehler machen, ich wollte das Rennen auf dem Motorrad und nicht neben der Strecke beenden. Als die Ampel auf Grün geschaltet hat, habe ich mich stark konzentriert und das Maximum gegeben. Das war heute nicht viel. Aber es hat für drei Punket gereicht – und ich bin sitzen geblieben.»

MotoGP-Ergebnisse Valencia-GP:

1. Marc Marquez (Honda). 2. Fabio Quartararo (Yamaha). 3. Jack Miller (Ducati). 4. Andrea Dovizioso (Ducati). 5. Alex Rins (Suzuki). 6. Maverick Viñales (Yamaha). 7. Joan Mir (Suzuki). 8. Valentino Rossi (Yamaha). 9. Aleix Espargaró (Aprilia). 10. Pol Espargaró (KTM). 11. Tito Rabat (Ducati). 12. Mika Kallio (KTM). 13. Jorge Lorenzo (Honda). 14. Karel Abraham (Ducati). 15. Hafizh Syahrin (KTM).

MotoGP-WM-Endstand nach 19 Rennen:

1. Marc Márquez, 420 Punkte. 2. Dovizioso 269. 3. Viñales 211. 4. Rins 205. 5. Quartararo 192. 6. Petrucci 176. 7. Rossi 174. 8. Miller 165. 9. Crutchlow 133. 10. Morbidelli 115. 11. Pol Espargaró 100. 12. Mir 92. 13. Nakagami 74. 14. Aleix Espargaró 63. 15. Bagnaia 54. 16. Iannone 43. 17. Oliveira 33. 18. Zarco 30. 19. Lorenzo 28. 20. Rabat 23. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Syahrin 9. 24. Abraham 9. 25. Guintoli 7. 26. Kallio 7.

Konstrukteurs-WM:

1. Honda 426. 2. Yamaha 321. 3. Ducati 318. 4. Suzuki 234. 5. KTM 111. 6. Aprilia 88.

Team-WM:

1. Repsol Honda Team 458. 2. Ducati Team 445. 3. Monster Energy Yamaha 385. 4. Petronas Yamaha SRT 307. 5. Team Suzuki Ecstar 301. 6. Pramac Racing 219. 7. LCR Honda 210. 8. Red Bull KTM Factory Racing 134. 9. Aprilia Racing Team Gresini 106. 10. Red Bull KTM Tech3 42. 11. Reale Avintia Racing 32.

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