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Hervé Poncharal (KTM): «Ich habe Mitleid mit Zarco»

Von Günther Wiesinger
Johann Zarco auf der Red Bull-KTM in Brünn: Er sicherte sich dort den dritten Startplatz

Johann Zarco auf der Red Bull-KTM in Brünn: Er sicherte sich dort den dritten Startplatz

Red Bull KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal wundert sich über Johann Zarco. «Er verzichtete auf einen Platz im Red Bull KTM-Werksteam und hatte dann die Wahl zwischen Moto2 und Avintia. Ich habe Mitleid mit ihm.»

«Wir haben 2017 und 2018 zwei großartige Jahre mit Zarco erlebt», sagt Red Bull-KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal. «Dafür werde ich ihm immer dankbar sein. Wir haben gemeinsam ein paar großartige Momente erlebt. Er hat die Werksfahrer Valentino und Viñales mit einem alten Motorrad besiegt, als Rookie, das ist immer ein schönes Gefühl. Das war fantastisch. Und ich werde diese Leistungen nie vergessen, die er unserem Team beschert hat.»

Aber Poncharal versteht nicht, was nach dem Umstieg von Yamaha auf KTM mit seinem Landsmann passiert ist. «Zarco hat schon ersten Testtag an mit KTM in Valencia 2018 quasi aufgegeben», wundert sich der Tech3-Teamchef. «Ich denke, das ist nicht die richtige Herangehensweise gewesen. Aber was soll ich dazu sagen? Er hat das sicher nicht absichtlich gemacht, das war nicht so geplant. Es hatte auch nichts mit mir persönlich zu tun. Aber durch seinen Weggang bei Halbzeit des Vertrags hat er Brad Binder für 2020 aus dem Tech3-Team gesprengt. Dabei wäre es für mich eine unglaublich interessante Aufgabe gewesen, mit Brad zusammenzuarbeiten. Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, wie hoch ich die Fähigkeiten des Südafrikaners einschätze. Ich habe mich vom ersten Tag an im Mai riesig auf diese Zusammenarbeit gefreut.»

Poncharal weiter: «Dann hat Zarco im Rennen in Silverstone beim Kampf um Platz 10 oder 11 meinen Fahrer Miguel Oliveira gerammt und verletzt. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als wir wirklich stark geworden sind. Beim Grand Prix vor Silverstone ist Miguel in Österreich mit der Tech3-KTM auf dem grandiosen achten Platz gelandet. Nach der Schulterverletzung in England war für Miguel die Saison sozusagen vorbei. Er hätte vielleicht gleich nach diesem Rennen die Saison beenden sollen, aber wir haben mit der Schulter-Operation dann bis November gewartet. Naja, das ist jetzt Vergangenheit.»

«Inzwischen habe ich Mitleid mit Zarco. Welche Wahl hatte er nach dem Valencia-GP noch? Er hätte in die Moto2 zurückkehren können. Aber wozu? Und dann blieb noch Avintia-Ducati. Aber wenn du ein echter Red Bull-KTM-Werksfahrer warst, kann doch das doch keine Verlockung sein… Er hatte Red Bull als Hauptsponsor, er war bei KTM Mitglied des Factory-Teams, es gab ein Zwei-Jahres-Programm. Er wusste, wie rasch KTM die Entwicklung vorantreibt, die Fortschritte im Laufe der Saison 2019 waren unübersehbar. Dani Pedrosa hat unterdessen ein neues Motorrad für 2020 entwickelt… Wie kannst du da zu einem Zeitpunkt aufgeben, zu dem noch nicht einmal 25 Prozent deiner Vertragsdauer vorbei sind? Ich verstehe das nicht. Gut, wenn du stattdessen echter Werksfahrer bei Honda wirst, dann hätte es sich vielleicht gelohnt. Aber wenn du nach dieser Vertragsauflösung nur die Wahl zwischen Moto2 und Avintia hast, dann fehlen mir die Worte. Aber es ist sein Leben. Mehr habe ich nicht zu sagen.»

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