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Pit Beirer (KTM): «Programm darf nicht teurer werden»

Von Günther Wiesinger
Die KTM RC16 von Pol Espargaró: Mindestens 6 Monate Stillstand

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KTM-Rennchef Pit Beirer rechnet für 2020 mit reduzierten Rennbudgets, deshalb hat er gegen ein halbiertes GP-Programm nichts einzuwenden. «Wir müssen sparen», betont er.

Momentan präsentiert sich aus verständlichen Gründen ein unterschiedliches Bild, wenn man GP-Teammanagern, Teamprinzipals oder Sportdirektoren die Frage stellt, wann sie wieder mit einem Neustart der Motorrad-GP-Saison rechnen. Es ergibt sich in Europa ein Nord-Süd-Gefälle, von Finnland bis Italien nimmt der Optimismus analog zur Anzahl der Todesopfer deutlich ab.

Aki Ajo im fernen Finnland ist zuversichtlicher, denn er ist weit abseits von den Epizentren, manchmal zieht er sich in die Abgeschiedenheit Lapplands zurück. Allmählich hat er sich von seiner Vorstellung verabschiedet, dass man im Mai oder zumindest Juni wieder um Punkte kämpfen kann. KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer erklärte, man müsse mit Stillstand bis Ende Juni rechnen und auf erste Wettkämpfe im Juli hoffen. Husqvarna-Moto3-Teamteilhaber Peter Öttl sagte heute gegenüber SPEEDWEEK.com: «Wenn ich sehr optimistisch denke, hoffe ich auf einen Neustart im Juli.»

CarXpert-Prüstel-GP-KTM-Teambesitzer Florian Prüstel glaubt an eine wundersame Auflösung der Coronavirus-Katastrophe. «Ich hoffe, der Sachsenring-GP am 21. Juni bleibt bestehen», meinte er heute auf Abfrage von SPEEDWEEK.com. «Sicher werden Rennen gestrichen, da man nicht alle mehr durchführen kann, vor allem in den Krisenländern wie Italien und Spanien wird so schnell kein Rennen stattfinden. Daher denke und hoffe ich, dass Sachsenring, Assen, Brünn, Finnland usw. stattfinden werden.»

Aber es gibt 16 Teams aus Italien und acht aus Spanien, die im Juni voraussichtlich noch keine europäische Grenze überschreiten dürfen.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti hat angesichts von täglich fast 1000 Toten in Italien den Juli längst für die Austragung großer Sportevents abgeschrieben.

Gleichzeitig wird überall gerätselt und überlegt, wie man zumindest noch ein Rumpfprogramm in der WM über die Bühne bringen lässt, wenn die drakonischen Maßnahmen in Europa erst später als erhofft beendet und die Reiseverbote verspätet aufgehoben werden, weil ein neues Aufflackern der Pandemie unbedingt verhindert werden muss.

In der Formel 1 wird ein System überlegt, nach dem am Samstag trainiert und am Sonntag der WM-Lauf ausgetragen werden könnte.

In der MotoGP-Serie war sogar der Vorschlag zu hören: Vier Tage-Events, zwei Tage Training, Samstag und Sonntag je ein GP-Rennprogramm, wenn die WM erst im August oder gar im September auferstehen kann. Auch eine Saison ohne Übersee-Events ist vorstellbar.

In der 1950er und 1960er-Jahren bildeten Grand Prix außerhalb von Europa die Ausnahme. Selbst 1980 fand noch eine WM-Saison ohne Übersee-Events statt! Es wurden nur acht Grand Prix ausgetragen! Und als es damals Ende April in Salzburg endlich losging, hatten die Fahrer eine achtmonatige Winterpause hinter sich.

Auch 1981 fand in der 500er-WM kein Übersee-Rennen statt. 1982 kam Buenos Aires auf den Kalender, 1983 erstmals Kyalami in Südafrika.

«Ich glaube, dass 4-Tage-Veranstaltungen kein erstrebenswertes Ziel sind», meint KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer. «Denn wer hat was davon, wenn wir zwei Tage lang Rennen fahren? Kriegst du deshalb doppelt so viele Zuschauer an die Strecke? Haben die Menschen Zeit, sich am Donnerstag ein GP-Training anzuschauen? Wenn sich die Wirtschaft wieder dreht, müssen wir zuerst einmal alle ganz fleißig arbeiten, damit der Wirtschaftskreislauf wieder in Schwung kommt. Also werden wir nicht Zeit haben, uns ab Mittwoch auf Rennstrecken herumzutreiben oder TV-Übertragungen anzuschauen, zumindest nicht aus der Sicht eines Fans. Wir sollten jetzt nicht den Fehler machen und versuchen, in die zweite Jahreshälfte das doppelte Programm reinzupacken. Das wird sich kein Werk und kein Team leisten können. Denn die ganze Motorradindustrie und die gesamte Wirtschaft wird jetzt fürchterlich leiden. Das bedeutet, wir müssen mit dem Geld sorgsam umzugehen. Die Ersparnis, die wir jetzt im ersten Halbjahr gezwungenermaßen erwirtschaften, weil wir nicht arbeiten und nicht auf die Rennstrecken rausfahren dürfen, mit dieser Ersparnis müssen wir dringend haushalten im Interesse der Firma, damit wir uns am Ende des Jahres noch irgendein ordentliches Programm leisten können. Das darf aber nicht doppelt so teuer sein wie das ursprüngliche Programm, das wir vor der Krise gehabt haben.»

«Besonders der Materialeinsatz macht einen großen Teil der GP-Budgets aus, speziell in der MotoGP-Klasse», erzählt Beirer. «Wenn ich nur 10 statt 20 WM-Rennen bestreite, habe ich bei diesem Posten eine enorme Einsparung. Deshalb will ich in der zweiten Saisonhälfte gar nicht doppelt so viele Rennen wie ursprünglich geplant haben. Sonst wird das ganze Material verbraucht. Es steht ja auch die Produktion still – und niemand weiß, wie lange das anhalten wird.»

Aber da könnte es zu Interessenskonflikten zwischen den Teams und der Dorna kommen. denn die Dorna will möglichst viele GP-Gebühren kassieren, bei möglichst vielen Events die TV-Rechte verkaufen, das Geld für die «GP naming rights», für die Bandenwerbung an der Strecke, die Einnahmen von den VIP-Villages einstecken und so weiter.

Denn nur dann kann sie für die Teams auch die erhofften 60 oder 70 Millionen Euro im Jahr ausschütten.

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP
17. Mai: Le Mans/F
31. Mai: Mugello/I
07. Juni: Barcelona/E
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30. August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27.
September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

Ohne neues Datum: Jerez/E

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