Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Nach Formel-1-Vorbild: MotoGP schon wieder in Sommer?

Von Günther Wiesinger
Brünn könnte im August der erste GP-Schauplatz sein

Brünn könnte im August der erste GP-Schauplatz sein

Die Formel-1-WM will ihren Saisonstart am 5. Juli in Österreich organisieren. Das Konzept dient auch für die MotoGP als Vorbild. Wir sagen, warum Teams und Fans wieder Hoffnung schöpfen dürfen.

Während sich in der MotoGP-WM in den letzten zwei Wochen mitunter Verzagtheit breitmachte und manche Teamprinzipals damit rechneten, dass der Neustart der WM nicht vor September oder gar Oktober gelingen kann, planen in der Formel-1-Rechte-Inhaber Liberty, FOM, FIA und die Teams ein Comeback für 5. und 12. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg.

Der Tiroler Franz Tost, Teamprinzipal des in Faenza/Italien stationierten AlphaTauri-Formel-1-Teams (vormals Scuderia Toro Rosso), ist überzeugt, dass er den AlphaTauri AT01 mit den Honda RA620H-Motoren und den Piloten Daniil Kvijat und Piere Gasly, in etwas mehr als zwei Monaten wieder auf Punktejagd schicken kann.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com zeichnete Tost den mühsamen und ungewöhnlichen Weg zur neuen Formel-1-Normalität vor. Mit viel Aufwand und innovativen Lösungen soll trotz gesperrter Grenzen, trotz Versammlungsverboten (in Österreich sind maximal zehn Personen erlaubt) und Abstandsregeln die F1-Weltmeisterschaft mit allen zehn Teams (sieben aus England, zwei aus Italien, eines aus der Schweiz) bald wieder in Fahrt kommen.

Die Basis für die Überwindung aller Hürden bilden Bluttests, und Tost will durchsetzen, dass alle Teams und F1-Paddock-Insassen einen Test von der gleichen Firma oder vom gleichen Institut machen.

Bei Vorweisung eines negativen SARS-CoV-2-Tests sollten alle Teammitglieder nach Österreich einreisen dürfen, auch wenn die Grenzen zwischen Österreich und Italien bis auf weiteres geschlossen bleiben. Eine Erschwernis: Der Test darf nicht älter als vier Tage sein. Und momentan dauert die Auswertung der Tests zwei Tage!

Das AlphaTauri-Team wird wahrscheinlich Ende Juni gemeinsam mit Ferrari mit einem Charter zum Österreich-GP fliegen. Tost: «Wenn wir nur Mitarbeiter an die Strecke mitbringen, die alle negativ getestet wurden, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass keine Ansteckungsgefahr herrscht. Ich möchte, dass sich die anderen Teams zu einer identischen Prozedur entschließen. Deshalb können dann ruhig 55 oder 60 Leute pro Team arbeiten. Sie sind ja negativ auf Covid-19 getestet. Wir können die Personen auf drei Boxen verteilen, die jeweils 119 Quadratmeter groß sind. An den Autos müssen nur fünf oder sechs Mechaniker arbeiten, die Reifenmannschaft, die IT und die Elektroniker arbeiten getrennt in einer anderen Abteilung. In den meisten Fällen können die Abstandsregeln von 1 Meter in Österreich gut einhalten werden. Wo man sich zu nahe kommt, muss man Gesichtsmasken tragen. Bei den Reifenwechseln sehe ich kein Problem, denn es tragen alle Personen Sturzhelme. Wir werden jene Mitarbeiter, die für den Einsatz auf der Rennstrecke vorgesehen sind, permanent testen. Denn sie könnten sich ja inzwischen neu infiziert haben. Es wird jeder Mitarbeiter in der Firma einen Gesundheitspass haben, in dem alle Tests vermerkt werden. Wir möchten auch die Familienmitglieder aller Personen testen lassen, die zu den Grand Prix kommen.»

Es bestehen zwar noch Hindernisse, denn die österreichische Regierung will den Maßnahmenkatalog für die Austragung des Formel-1-GP erst bis Ende Mai vorlegen.

Die Formel-1-Teams müssen also teilweise rätseln, was die Politiker Kurz, Kogler, Anschober und Nehammer von ihnen verlangen werden.

«Das Grundgerüst für unsere Planung ist einfach der negative Covid-19-Test», betont Franz Tost. «Wenn wir negative Testergebnisse bekommen, gehe ich davon aus, dass der Mitarbeiter gesund und nicht vom SARS-CoV-2-Virus befallen ist. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wenn wir alle Tests pünktlich hinkriegen, sehe ich keine weiteren Schwierigkeiten für einen Grand Prix im Juli in Österreich. Jetzt wohnen die Mitarbeiter ja auch daheim bei den Familien und wir gehen davon aus, dass kein Familienmitglied krank ist. Wir sind dann im Team halt eine etwas größere Familien. Aber das Prinzip ist dasselbe.»

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ist inzwischen in die Pläne der Formel-1-Macher eingeweiht. Er hat schon vor drei Wochen erwogen, bis zu 20.000 Testkits für die Saison zu kaufen.

In der MotoGP sieht die Situation aber anders aus als in der Formel 1. Es wird in drei WM-Klassen gefahren, deshalb gibt es 42 statt zehn Teams. Und 16 kommen aus Italien, 14 aus Spanien, vier (mit American Racing) aus Frankreich, also aus Ländern, in denen auch jetzt täglich noch mehr als 300 Menschen am Virus sterben. Die Reisefreiheit ist dort stark eingeschränkt.

«Wer lässt in den nächsten Monaten alle Italiener aus dem GP-Tross in sein Land», fragt sich Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti.
Diese Frage kann bisher niemand beantworten. Negative Bluttests könnten aber auch hier der Schlüssel zum Erfolg sein.

Der MotoGP-Krisenstab hat bisher Sachsenring (21. Juni) nicht abgesagt. Aber Großveranstaltungen sind in Deutschland bis 31. August untersagt. Was eine Großveranstaltung ist, definiert aber das jeweilige Bundesland, also der Freistaat Sachsen.

Der österreichische Bundeskanzler Kurz hat für Juli eine Grenzöffnung zu Deutschland, Tschechien und zur Slowakei in Aussicht gestellt. Zudem sagte er, die Grenzen werden vorerst nur für jene Länder geöffnet, die vom Virus ähnlich mässig betroffen seien wie Österreich. Also könnten die Grand Prix in Brünn, Spielberg und auf dem Sachsenring bei Re-Start im Vordergrund stehen, eventuell sogar mit jeweils zwei Events – freilich ohne Zuschauer.

Die Dorna will bei den privaten MotoGP-Teams 25 Personen im Paddock erlauben, bei den fünf Werksteams (ohne Aprilia) 40, in den zwei kleinen Klassen jeweils zwölf pro Team. Das ergibt 725 Personen, dazu kommen alle Funktionäre von Dorna, IRTA, Race Direction, Streckenposten und die Mannschaft für die TV-Produktion.

Während in der Formel 1 2000 Menschen bei einem Geisterrennen ohne Zuschauer für den Rennbetrieb nötig sind, will die Dorna nur 1000 Personen ins Fahrerlager lassen, auch keine Teamgäste und keine Medien.

Bei den MotoGP-Teams keimt ein Hoffnungsschimmer. Acht Grand Prix sind schon abgesagt und verschoben worden. Jetzt wird mit einem Neu-Start (Moto2 und Moto3 fuhren am 8. März bereits in Katar) spekuliert.

«Wir werden das Protokoll der Formel 1 nachahmen», verkündete Carmelo Ezpeleta jetzt gegenüber SPEEDWEEK.com.

«Ich habe immer gehofft, dass wir Ende Juni die Pferde wieder satteln und uns darauf vorbereiten, in der zweiten Jahreshälfte noch möglichst viele WM-Läufe zu bestreiten», erklärte Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM. «Die absolute Deadline, um noch neun oder zehn Grand Prix durchzubringen wäre für mich Anfang September gewesen», sagt der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister. «Aber es wäre optimal, wenn wir im August noch etwas zusammenbringen würden. Wir dürfen nicht zu negativ denken. Momentan sieht es so aus, als sei jede Sportart vom Weltuntergang bedroht. Aber der Weltuntergang kommt von alleine, den müssen wir nicht beschleunigen… Wir können uns auf ein Notprogramm mit zehn Grand Prix vorbereiten, auch für die Motocross-WM. Wir müssen den Neustart für alle Serien langfristig vorbereiten.»

«Sobald das kleinste Fenster aufgeht, dass wir irgendwo fahren dürfen, werden wir vor Ort sein. Egal, welche Auflagen wir dort erfüllen müssen», verspricht der erfolgreiche KTM-Rennmanager.

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/SF
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30.
August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

Ohne neues Datum: Jerez/E, Le Mans/F, Mugello/I und Barcelona/E

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