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Sensation: MotoGP-Start schon am 19. Juli in Jerez

Von Günther Wiesinger
In Jerez soll am 19. Juli wieder um WM-Punkte gekämpft werden

In Jerez soll am 19. Juli wieder um WM-Punkte gekämpft werden

Die Formel 1 will am 5. und 12. Juli in Spielberg um die Wette fahren, die Dorna plant den MotoGP-Start für Jerez. Im August sollen Brünn und Spielberg folgen.

Seit Liberty-Media-Chef Chase Carey zu Beginn dieser Woche verlautbart hat, dass er in diesem Jahr noch 15 bis 18 Formel-1-Rennen veranstalten und am 5. und 12. Juli bereits Wettfahrten in Spielberg/Österreich austragen will und seit in manchen Ländern die Viruskrise eingedämmt wurde, herrscht auch in anderen Motorsport-Rennserien wieder Aufbruchstimmung. Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ließ zuletzt durchblicken, er plane einen Saisonstart für Ende Juli, den Schauplatz für die ersten Rennen behielt er für sich.

Dank eines innovativen «closed doors protocols» mit reduziertem Personal sollen nur 1100 bis 1300 Menschen ins Fahrerlager eingeschleust werden, das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Die genauen Details der Planung hat AlphaTauri-Formel-1-Teamprinzipal Franz Tost am Dienstag im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bereits detailliert dargelegt.

Die Mitglieder der 42 Motorrad-GP-Teams rätseln jetzt, wo und wann die MotoGP-WM-Saison neu gestartet beziehungsweise fortgesetzt wird, denn in Katar wurden am 8. März nur die WM-Läufe der Klassen Moto2 und Moto3 ausgetragen.

SPEEDWEEK.com hat inzwischen aus verlässlicher Quelle erfahren, dass die Dorna Sports S.L. als Inhaber der kommerziellen Rechte für MotoGP und SBK den Neustart der GP-Saison für 19. Juli in Jerez plant. Dieses mutige Konzept existiert bereits seit einigen Wochen, deshalb wurden die 450 Tonnen Fracht mit fünf Boeing-747-Fracht-Jumbos aus Doha direkt nach Spanien transportiert und zum großen Teil in Lleida eingelagert. Nur einzelne Teams wie Liqui-Moly-Intact ließen die Frachtkisten ins Teamquartier weiterschicken.

Die Dorna bezahlt seit April an alle privaten MotoGP-Teams 250.000 Euro im Monat, auch die Teams der beiden kleinen Klassen werden aus einem Rettungsschirm von Dorna-Großaktionär Bridgepoint mit Zuschüssen über Wasser gehalten.

Aber die Dorna muss wegen der Coronakrise ein neues Geschäftsmodell konzipieren, denn es finden vorläufig nur Rennen ohne Zuschauer statt. In jenen Ländern und bei jenen Grands Prix, wo keine Regional-, Stadt- oder Landesregierung mit Finanzspritzen für den Promoter auftritt oder gleich als Dorna-Vertragspartner (wie in Jerez, Aragón, Valencia, Brünn, Phillip Island, Sepang, Buri Ram usw.), zum Beispiel wegen der Umwegrentabilität oder wegen der Tourismuswerbung (zum Beispiel in Jerez oder Misano), wird ein Grand Prix für die Dorna und den jeweiligen Veranstalter in diesem Jahr finanziell rasch zu einem unattraktiven Verlustgeschäft. Nicht zuletzt deshalb wurden Sachsenring, Assen und KymiRing ersatzlos gestrichen.

Dorna-Vertragspartner in Jerez ist die autonome Region Andalusien, die mit einer Fläche von 87.268 Quadratkilometern größer als Österreich und nur unwesentlich kleiner als Portugal ist. Etwa 8,5 Millionen Menschen leben in dieser Region (sie besteht aus 8 Provinzen) und machen sie damit zur bevölkerungsreichsten in ganz Spanien. Die andalusische Regionalregierung wirbt beim Grand Prix gern mit dem Slogan «Visit Andalucia». Nach dem Lockdown muss der Tourismus für die zweite Jahreshälfte wieder angekurbelt werden – voraussichtlich mit einem MotoGP-Event am 19. Juli. Danach soll der GP-Tross nach Brünn (9. August) und Spielberg (16. August) aufbrechen.

Ob auf einer oder mehrerer dieser Pisten zwei Grands Prix an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden ausgetragen werden, ist noch offen. Es wird davon abhängen, mit wie vielen GP-Schauplätzen die Dorna in Europa eine Einigung findet.

Die Dorna wird bei den meisten Europa-Grand Prix 2020 von den Veranstaltern keine Antrittsgebühren erhalten, weil ja bei den Partnern die Ticket-Einnahmen wegfallen. Die Dorna hingegen kann immerhin die TV-Rechte kassieren, dazu die Gebühren für die GP-Namensrechte (von Motul, Pramac, Michelin, Red Bull, Oakley und so weiter) in der Höhe von jeweils 1 Million Euro pro Event, dazu kann die Bandenwerbung rund um die Strecke weiter verkauft werden. Diese Einnahmequellen machen aber laut Expertenmeinung weniger als 50 Prozent der üblichen GP-Einnahmen aus.

Bei den meisten Veranstaltern in Europa wird die Dorna vom GP-Promoter 2020 nicht einmal mit einem Bruchteil der vereinbarten GP-Gebühr entschädigt werden. Sie hat aber auch nicht die Absicht, die Veranstalter für ihren Aufwand zu bezahlen, ist von den Streckenbetreibern zu hören.

Die Dorna steht seit März in Verbindung mit den Regierungen in allen potenziellen Veranstaltungsländern, nicht nur mit den Gesundheits- und Sportministerien, sondern auch mit den Verkehrs- und Transportministerien, damit die Flüge und Lkw-Transporte von einem Land zum andern ohne Behinderungen vonstatten gehen können.

Bisher haben die Regierungen in Europa durchaus Interesse am Zustandekommen der MotoGP-Events in ihren Ländern signalisiert, wie die Teamchefs aus Italien und Spanien berichten, zumal sich im Paddock nicht mehr als 1300 Personen versammelt werden. In Österreich wurde die Abstandsregel ab 1. Mai schon auf 1 Meter reduziert.

In den Boxen soll mehr Platz geschaffen werden, deshalb sollen mehr Moto2- und Moto3-Teams in Zelten arbeiten als üblich.

«Die Teams werden alles akzeptieren, was die Dorna verlangt und vorschlägt», sagt KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer heute gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich habe ja immer Juli als Wunschtermin für den Neustart erwähnt. Ich habe im April immer dafür plädiert, nicht frühzeitig die ganze Saison abzuschreiben.»

Während bei Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta vor drei, vier Wochen angesichts der hohen Infektionsraten und vielen Todesopfer noch Verzagtheit herrschte, wird jetzt sogar an die Austragung des MotoE-Weltcups gedacht, denn dazu sind nur zwei zusätzliche Mechaniker für jedes der elf Teams nötig; dazu das Personal von Energica und Enel.

Beim Red Bull Rookies-Cup ist noch alles offen, wegen des niedrigen Alterslimits (13 bis 17 Jahre) soll das behutsam mit allen Verantwortlichen besprochen werden.

Die Teams mussten der Dorna inzwischen bereits Namenslisten mit allen Personen mitteilen, die zu den Grands Prix geschickt werden. Sie können nur mit einem maximal vier Tage alten negativen Virustest anreisen. beim Eintreffen an der Strecke, werden sie von der Medical Crew der Dorna mit Dr. Michele Zasa neuerlich getestet. und beim Eingang zum Fahrerlager wird jeden Tag in der Früh mit «Body Screening» die Körpertemperatur gemessen.

Sobald ein Teammitglied Symptome aufweise, wird es isoliert und in Quarantäne gesteckt.

Im Grunde hat Franz Tost das Konzept von Red Bull genau beschrieben: Jedes Team wird wie eine Großfamilie leben, in der Formel 1 und in der MotoGP.

RB Leipzig lebt dieses Konzept jetzt bereits in der deutschen Fußball-Bundesliga vor. Die Mannschaft wurde jetzt für zehn Trainingstage in zwei Familien aufgeteilt, die nicht vermischt werden.

Ob im MotoGP-Sport auch eine «contact tracing»-APP für Smartphones vorgeschrieben wird, muss noch beratschlagt werden.

«Wir werden alle nützlichen Equipments anschaffen, die uns von Experten vorgeschlagen werden», erklärte ein Teammanager.
Der Dorna-Plan sieht vor, in Europa bis Oktober oder November bis zu zehn MotoGP-Events auszutragen.

Der aktuelle Motorrad-GP-Kalender 2020

08. März: Doha/Q (ohne MotoGP)
09. August: Brünn/CZ
16. August: Red Bull Ring/A
30.
August: Silverstone/GB
13. September: Misano/I
27. September: Aragón/E
04. Oktober: Buriram/TH
18. Oktober: Motegi/J
25. Oktober: Phillip Island/AUS
01. November: Sepang/MAL
15. November: Texas/USA
22. November: Las Termas
29. November: Valencia/E

Ohne neues Datum: Jerez/E, Le Mans/F, Mugello/I und Barcelona/E

Ersatzlos gestrichen:
21. Juni: Sachsenring/D
28. Juni: Assen/NL
12. Juli: KymiRing/FIN

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